Unser Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan – er ist Abwehrzentrale Nummer eins, mit 100 Millionen Nervenzellen das „Gehirn im Bauch“ und steht zudem in direktem Kontakt mit unserem Gefühlszentrum im Gehirn. Deshalb bedarf der Darm einer Extraportion Pflege. Und so geht’s!
Wann muss ich zum Arzt?
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Darmbeschwerden
Haben meist harmlose Ursachen und lassen sich gut selbst behandeln. Wann jedoch hinter Beschwerden ernst zu nehmende Ursachen stecken können und wann Sie zur Vorsorge gehen sollten – wir verraten es Ihnen!
Warnzeichen
Durchfälle sollten immer abgeklärt werden. Denn eine akute Darmentzündung könnte der Auslöser sein. Bei rektalen Blutungen führt kein Weg am Arzt vorbei – hier besteht unbedingt Abklärungsbedarf!
Richtige Vorsorge
In Sachen Darmgesundheit gilt generell: Ab dem 50. Lebensjahr sollte regelmäßig – alle zehn Jahre – eine größere Vorsorgeuntersuchung, den Darm betreffend, vorgenommen werden. Denn jeder dritte Mensch über 50 Jahren hat Polypen. 40 Prozent dieser Polypen werden innerhalb von zehn Jahren bösartig. Das Gefährliche: Sie bleiben lange ohne Beschwerden. Also, ab zur Vorsorge – neben der Diagnostik besteht hier auch die Möglichkeit der Therapie. Polypen werden in aller Regel sofort entfernt – Darmkrebs ist übrigens die einzige Tumorform, bei der sich die Entstehung von Frühformen verhindern lässt.
Vorsorge bei Vorbelastung
Wenn in der Familie eine Darmkrebserkrankung aufgetreten ist, sollte man zehn Jahre bevor der jüngste Angehörige erkrankt ist,
zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Ist beispielsweise der Vater mit 45 Jahren an Darmkrebs erkrankt, sollte das Kind demnach mit 35 Jahren das erste Mal zur Vorsorge gehen. Und anschließend nicht wie üblich alle zehn, sondern alls fünf Jahre zur Kontrolle gehen!
Der Darm ist unser längstes Organ
Sieben Meter misst allein unser Dünndarm, eineinhalb der Dickdarm. Durch seine zahlreichen Falten und Millionen blattförmigen Erhebungen – die Darmzotten – bringt es die Oberfläche des Darms auf stolze 400 (!) Quadratmeter. Diese Fläche ist gut genutzt, so beherbergt das Organ 100 Millionen Nervenzellen und bildet somit unsere zweite Denk- und Schaltzentrale. Zudem ist das Wunderwerk Darm unsere Abwehrzentrale Nummer eins – 70 Prozent aller Immunzellen befinden sich in ihm. Der Darm ist eben weit mehr als ein Verdauungsorgan – geht’s ihm gut, geht’s uns gut. Bei all der Schwerstarbeit ist das hochkomplexe Gesundheitszentrum das „Sensibelchen“ unter den Organen – unausgewogene (industriell verarbeitete) Ernährung, Toxine, Medikamente, zu wenig Bewegung, aber auch psychische Belastungen wie Stress, Druck, Angst oder Trauer können das sensible Ökosystem leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Daher gilt es, den Darm zu pflegen. Wie das funktioniert, verraten unsere Experten Mag. Caroline Sonnenberg (Diätologin), Dr. Gabrielle Dienhart (Ärztin für Allgemeinmedizin und Expertin für Naturheilkunde) und OA Dr. Daniel Gebauer (Darmspezialist am KH Barmherzige Schwestern Wien mit eigenem Darmzentrum). Die 30 besten Tipps gibt’s hier!
Die Expertentipps: 30 Tipps für den Darm
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1. Mehr Ballaststoffe
Sie helfen nicht nur bei Durchfällen und
Verstopfung, sondern beugen auch der Entstehung von Divertikeln vor, die sich entzünden und bluten können.
2. Mehr Bitterstoffe
Sie regen die Verdauung an und wirken positiv auf die Produktion von Verdauungssäften. Greifen Sie bei Rucola,
Artischocken, Chicorée oder auch Grapefruits zu.
3. Kleine Mahlzeiten
Regelmäßige und mehrere kleine Mahlzeiten helfen, den Verdauungsapparat zu entlasten.
4. Fast Food meiden
Setzen Sie auf frische unverarbeitete Speisen und versuchen Sie, Fertigprodukte zu meiden. Stichwort:
Clean Eating.
5. Ingwertee
Bei Völlegefühl oder Übelkeit. So geht’s: Ein daumengroßes Stück Ingwer mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Die Tasse nach einer Mahlzeit schluckweise trinken.
6. Schonende Zubereitung
Zu bevorzugen sind gedünstete, gebratene oder gekochte Lebensmittel. Zu fettige Speisen (Frittiertes) können belastend auf die Verdauung wirken.
7. Achtung bei Medikamenten
Müssen Sie Medikamente einnehmen, gilt es, den Beipackzettel zu lesen, ob Verdauungsprobleme mögliche Nebenwirkungen sein können.
8. Viel Wärme
Bei Bauchkrämpfen helfen Wärmeflaschen und -kissen. Die Wärme hilft,
den Darm zu entspannen. Zudem wirkt Wärme durchblutungsfördernd und bringt den Darm in Schwung.
9. Ausreichend Trinken
Generell gilt: 2 Liter pro Tag (am besten Wasser oder Tee) sorgen für einen
geschmeidigen Darm. Bei Durchfällen ist klare Gemüsesuppe gut geeignet – führt zusätzlich verlorene Elektrolyte zu.
10. Langsam essen
Legen Sie Ihr Besteck bewusst zur Seite und essen Sie erst weiter, nachdem Sie gut gekaut und geschluckt haben.
11. Alltagsbewegung
Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die Darmbewegung aus und wirkt Darmträgheit und Verstopfung entgegen. Auch nach OPs sollten Patienten zum frühestmöglichen Zeitpunkt das Bett verlassen. Tipp: Bereits ein täglicher „Verdauungsspaziergang“ von 30 Minuten steigert das Wohlbefinden.
12. Bewegung nach dem Essen
Faustregel: 1.000 Schritte nach dem Essen anstatt direkt auf die Couch – fördert die Verdauung und beugt Refluxbeschwerden vor.
13. Gut gekaut ist halb verdaut
Durch bewusstes Kauen beginnt der Verdauungsprozess bereits im Mund. Weitere Verdauungsschritte werden so entlastet, Verdauungsproblemen vorgebeugt.
14. Stress vermeiden
Die Gastritis ist oft hausgemacht – Stress aller Art gilt es zu vermeiden. Ebenso wie übermäßigen Konsum von Zigaretten, Kaffee, Energydrinks und Medikamenten. Autogenes Training hilft zu entspannen und beim Entwöhnungsprozess.
15. Geregelter Rhythmus
Trotz Alltagsstress sollte ein geregelter Toilettengang festgelegt sein – zwischendurch geht meist gar nichts. Durch Unregelmäßigkeit entsteht ein Kreislauf, der sich oft nur schwer durchbrechen lässt. Die Folge: Verstopfungen, die wiederum zu proktologischen Krankheitsbildern führen können.
16. Schnelle Hilfe bei Verstopfung
Obstipation kann zu Einrissen der Afterschleimhaut führen. Damit es nicht so weit kommt: ein Glas warmes Wasser, Flohsamen (s. auch Tipp 24), getrocknete Zwetschken und Magnesium (als Granulat) täglich am Morgen zuführen.
17. Arztbesuch
Symptome wie Blut oder Schleim im Stuhl, starke Schmerzen und Durchfälle gehören immer in die Hände eines Spezialisten. Die notwendigen Untersuchungen können bei mir in der Ordination rasch und mit der nötigen Diskretion und dem nötigen Feingefühl durchgeführt werden. Oft kann gleich eine Diagnose gestellt und die Therapie eingeleitet werden.
18. Regelmäßige Vorsorge
Auch wenn keine Beschwerden bestehen: Gehen Sie ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig zum Darmspezialisten. Wenn Sie vorbelastet sind, dann früher.
19. Auf den Körper hören
Seien Sie ruhig mal etwas „egoistischer“ und hören Sie auf die Signale Ihres Körpers! Wer sich selbst kennt, weiß, wenn etwas nicht stimmt.
20. Genießen
Frönen Sie dem Genuss. Kochen und genießen Sie mit Familie und Freunden.
21. Teefasten
Bei akuten Durchfällen hilft Teefasten mit Fenchel- oder Kamillentee, ergänzt durch Reisschleim oder Haferschleim. Ebenfalls wirksam: Karottensuppe. Bei größeren Flüssigkeitsverlusten auf die Zufuhr von Salz und Elektrolyten achten.
22. Bauchmassage
Bei Krämpfen und Verstopfungen bieten sich Bauchmassagen im Uhrzeigersinn an. Die regelmäßige Anwendung von Kaltwasserklistieren regt die Darmtätigkeit zusätzlich an.
23. Darm geschmeidig halten
Pfarrer Kneipp rät: Reichlich trinken. Ebenso hilfreich für eine gute Darmtätigkeit sind kalte Kniegüsse nach Pfarrer Kneipp oder Reibesitzbäder.
24. Quellmittel zuführen
Besonders effektiv bei der Behandlung von Verstopfungen ist die Anwendung von Quellmitteln. Eingeweichter Leinsamen oder Flohsamen ist ein probates Mittel. Ein bis zwei Esslöffel abends einweichen und morgens unzerkaut mit etwas Joghurt einnehmen – hält den Darm geschmeidig.
25. Homöopathie bei Durchfällen
Aus der homöopathischen Apotheke helfen Chamomolla D6, vor allem bei Kindern, Dulcamara D3, Ferrum metallicum D6 oder China D3 – alles in Form von Globuli oder Tropfen.
26. Noch ein tipp von Pfarrer Kneipp
2 EL Fenchelsamen, 2 EL Wacholderbeeren, 1 EL Foenum graecum und 1 EL Aloepulver aus der Apotheke – alle Zutaten zusammen zerstoßen und vermischen. Davon 1 TL in 250 ml Wasser für 15 Minuten köcheln lassen. Eine
Tasse täglich stärkt den Darm.
27. Homöopathie bei Verstopfungen
Altbewährte Mittel der Homöopathie bei Verstopfung sind Sulfur D12 2x5 Tropfen, Graphites D12 3x5 Tropfen oder Staphisagria D6 3x5 Tropfen.
28. F.X. Mayr
Sind Beschwerden chronisch, ist die Kur nach F.X. Mayr das Richtige. Man lernt wieder richtig zu kauen, lernt das normale Sättigungsgefühl und den Eigengeschmack der Speisen wieder kennen.
29. Warme Packungen
Feuchtwarme Umschläge lindern leichte Beschwerden.
30. Lauwarmer Einlauf
hilft bei kurzzeitiger Verstopfung.
Stress – Alarm im DarmKein anderes Organ reagiert derart schnell und sensibel auf Stress wie unser Darm. Grund dafür ist die Darm-Hirn-Achse – die ständige Kommunikation zwischen Darm und Kopf. So wirkt sich bei mehr als 80 Prozent Stress negativ auf die Verdauungsorgane aus.
Folge: eine Dysbakterie
Stress und all die anderen massiven oder lange andauernden schädlichen Einflüsse stören Darmschleimhaut, Darmflora und Darmmilieu. So gelingt es schädlichen Keimen, sich auszubreiten und nützliche Mikroorganismen zu verdrängen – es entsteht eine sogenannte Dysbakterie und damit Verdauungsprobleme. Darunter fallen Symptome wie Aufstoßen, Blähungen, Krämpfe, übel riechender Stuhl, Verstopfung oder Durchfall. Begleitet werden diese Symptome von Leistungsabfall, Müdigkeit und einer Immunschwäche. Kommt es zu gar heftigen Beschwerden wie Blut oder Schleim im Stuhl und starken Schmerzen im Bauch – ab zum Arzt. Und: Bloß keine Scham ob des Darms!