Borreliose zählt zu den häufigsten, durch Zecken übertragbaren Erkrankungen. Anders als bei FSME gibt es keinen Impfschutz, sie lässt sich aber gut behandeln.
Sie verstecken sich im Gras, in Büschen, im Wald, Park oder im eigenen Garten. Meist nur wenige Millimeter groß warten die Zecken darauf, dass ein potenzielles Opfer vorbei kommt. Dann hängen sie sich an, beißen zu und saugen das Blut des Wirtes. Dieser Vorgang wäre nicht weiter dramatisch, würden die kleinen Biester bei ihrer Mahlzeit nicht gefährliche Erreger übertragen.
Zeckenstichen vorbeugen:
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Mittel
Spezielle Insektenschutzmittel wehren auch Zecken ab.
Kleidung
Hautbedeckende Kleidung und geschlossene Schuhe verringern die Angriffsmöglichkeiten für Zecken. Wird die Hose in die Socken gesteckt, können Zecken nicht so leicht hochkrabbeln.
An heller Kleidung sind Zecken leichter zu erkennen als auf dunkler.
Kontrolle
Nach dem Aufenthalt in Zeckenzonen (Wiesen, Wald, Parks) Kleidung und Körper genau auf Zecken untersuchen. Achtung: Zeckenlarven und -nymphen können sehr winzig sein. Schwer einsehbare Stellen wie Achseln, Kniekehle, Rücken, Kopf, Ohren oder Genitalbereich eventuell mit Hilfe einer zweiten Person untersuchen.
Unterschätzte Gefahr
Zecken übertragen bekannterweise die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine virale Erkrankung, die sich durch eine Schutzimpfung vermeiden lässt. Weitaus häufiger erfolgt jedoch eine – ebenfalls nicht ungefährliche – Infektion mit Borrelien. Wie viele Menschen jährlich an Borreliose erkranken, ist nicht genau bekannt. Im Unterschied zu FSME ist Borreliose nicht meldepflichtig. Eine Infektion mit den Erregern bedeutet aber nicht, dass die Krankheit auch ausbricht. Oft heilt die Borreliose-Infektion symptomlos wieder aus.
Die wichtigsten Fakten im Überblick
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Definition
Borreliose (auch Lyme-Borreliose genannt) bezeichnet eine bakterielle Infektionserkrankung, die durch Zecken übertragen wird. Nach heutigem Wissensstand ist die Übertragung der Borrelien nur durch einen Zeckenstich möglich. Allerdings ist nicht jede Zecke infiziert und nicht jeder Zeckenstich führt zur Erkrankung.
Ansteckung
Anders als bei der Frühsommer-Meningitis (FSME) erfolgt die Ansteckung mit Borreliose nicht sofort beim Stich, sondern meist nach 12 bis 24 Stunden. Während des Saugvorganges injiziert die Zecke eine gerinnungshemmende Substanz über ihren Stechrüssel in die Stichwunde. Mit dieser Flüssigkeit gelangen auch die Borrelien in den Einstichbereich und von dort über die Blutbahn sogar in die Gelenke und das Nervensystem. Je länger die Zecke an ihrem Wirt saugt, desto höher ist das Risiko, an Borreliose zu erkranken.
Symptome
Die Erkrankung verläuft in verschiedenen Stadien mit unterschiedlichen Symptomen, die jedoch auf eine Vielzahl verschiedener Krankheiten hinweisen und von Patient zu Patient variieren können. Es dauert oft Wochen, Monate oder sogar Jahre, bis die Erkrankung ausbricht oder bemerkt wird. Die Erkrankung kann in jedem Stadium zum Stillstand kommen oder auch Stadien überspringen. In vielen Fällen gelingt es dem Körper sogar, die Bakterien in Schach zu halten und die Infektion heilt symptom- und folgenlos aus.
Stadium I
Die Frühborreliose tritt meist bis zu drei Monate nach dem Zeckenstich auf. Innerhalb von Tagen bis Wochen nach dem Zeckenstich tritt der typische Hautausschlag (Wanderröte) auf. Dabei entsteht eine ringförmig verlaufende Rötung um den Zeckenstich, meist mit hellem Zentrum, die sich langsam ausbreitet. Daneben sind unspezifische Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündungen oder Schwellungen der Lymphknoten möglich.
Stadium II
Breiten sich die Erreger im Körper aus, kann die Infektion alle Gewebe und Organe, wie Herz, Gehirn, Nervensystem oder Bewegungsapparat betreffen. Abhängig von den Bereichen, die von den Borrelien befallen sind, treten Rötungen teilweise über den ganzen Körper verteilt, Beeinträchtigungen oder Schwellungen der Gelenke, Nervenschmerzen, Lähmungen der Gesichtsnerven oder Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten auf.
Stadium III
Im Spätstadium nimmt die Erkrankung meist einen chronischen Verlauf und tritt in immer wiederkehrenden Schüben auf. Häufig ist der Patient zwischen den einzelnen Schüben beschwerdefrei. Chronische Erkrankungen der Haut, schwere Entzündung der Gelenke (Lyme-Arthritis), Nervenentzündungen sind häufige Folgen einer Borreliose-Infektion.
Borreliose erkennen
In rund 50 Prozent der Infektionen entsteht nach Stunden bis wenigen Wochen an der Stichstelle eine runde Hautrötung, auch Wanderröte genannt, die sich langsam ausbreitet. Auch grippeähnliche Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Muskel- oder Gelenkschmerzen können auf eine akute Infektion hinweisen. Im fortgeschrittenem Stadium kann sich die Infektion im gesamten Körper ausbreiten und Organe, Gelenke oder Nerven schädigen.
Diagnose:
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Anhand der Symptome:
Vorrangig erfolgt die Diagnose anhand der auftretenden Symptome (typischer Hautausschlag).
Mittels Bluttest:
Blutuntersuchungen zeigen eventuell vorhandene Antikörper gegen Borrelien. Dies bedeutet aber nur, dass der Körper Kontakt mit den Erregern hatte. Derzeitige Tests können noch nicht zwischen einer bestehenden und einer bereits abgeheilten beziehungsweise einer ohne Symptome verlaufenden Borreliose unterscheiden.
Liquor-Untersuchung:
Eine Untersuchung der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit (Liquor) wird eingesetzt, wenn der begründete Verdacht auf einen Befall des Zentralnervensystems besteht.
Rechtzeitig behandeln
Borreliose lässt sich – vor allem im Anfangsstadium – mit Antibiotika gut behandeln. Vorbeugende Schutzimpfung gibt es keine. Der einzige Schutz ist, einen Zeckenstich zu vermeiden beziehungsweise Zecken rasch zu entfernen, bevor sie die Erreger ins Blut abgeben können. Besonders gefährlich sind die sogenannten Nymphen. Einerseits sind Jungzecken so klein, dass sie leicht übersehen werden, andererseits tragen sie deutlich mehr Erreger in sich, wodurch das Risiko und die Geschwindigkeit der Übertragung steigen. Nach jedem Aufenthalt im Freien sollte daher der Körper äußerst gründlich nach Zecken abgesucht werden.
Behandeln und vorbeugen
Antibiotika
Standardtherapie bei Borreliose ist eine Behandlung mit Antibiotika, meist als Kombination verschiedener Antibiotika. Welche Medikamente dabei zum Einsatz kommen, ist abhängig vom Stadium und Schweregrad der Erkrankung. Je früher eine Therapie erfolgt, desto besser die Heilungschancen und die Wahrscheinlichkeit, Folgeschäden zu verhindern. Eine Behandlungsdauer über mehrere Wochen hinweg ist notwendig, da die Borrelien nur während bestimmter Phasen – der Teilungsphasen – für die Medikamente angreifbar sind. Eine präventive Gabe von Antibiotika nach einem Zeckenstich wird jedoch nicht empfohlen.
Vorbeugen
Wer einmal mit Borrelien infiziert wurde, ist deshalb nicht lebenslang vor einer erneuten Infektion geschützt. Es kann immer wieder zu Neuansteckungen kommen. Wer sich vor einer Borreliose schützen möchte, sollte Zeckenstiche so gut es geht vermeiden (siehe Infokasten Seite 34). Kommt es trotz aller Schutzmaßnahmen dennoch zu einem Zeckenstich, ist es wichtig, den Parasiten möglichst rasch zu entfernen, ohne zu quetschen oder den Körper vom Kopf zu trennen.
Immunsystem
Wichtig für die Bekämpfung krankmachender Erreger wie Bakterien, Pilze, Viren oder Parasiten, ist ein gut funktionierendes Immunsystem. Manche Menschen tragen nach einer Infektion mit Borrelien die Erreger ein Leben lang im Körper, ohne dass die Erkrankung jemals ausbricht. Dies hängt sehr wahrscheinlich von der individuellen körperlichen Verfassung und des Immunsystems des Betroffenen ab.
Forschung
Zum heutigen Zeitpunkt gibt es auch keine Impfung gegen Borreliose, die Forschung beschäftigt sich jedoch sehr intensiv mit diesem Thema. Erste klinische Tests brachten bereits vielversprechende Ergebnisse und schaffen die Voraussetzungen, dass der Impfstoff weiterentwickelt werden kann.
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Zeckenstich – was tun?
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Entfernen
Je länger eine Zecke saugt, desto höher ist das Risiko einer Infektion mit Borrelien. Zecken sollten daher möglichst umgehend und behutsam entfernt werden (siehe Seite 34). Auf keinen Fall sollten Sie die Zecke und die Stichstelle mit Öl oder Fettcreme bestreichen, damit der Parasit erstickt. Im Todeskampf gibt die Zecke erst recht Krankheitserreger in die Wunde ab und das Risiko einer Infektion wird dadurch drastisch erhöht. Nach dem Entfernen die Einstichstelle mit Wunddesinfektionsmittel reinigen.
Zeckenkopf abgerissen
Da sich Zecken bei einem Biss in der Haut verankern, kann es beim Entfernen zum Abreißen des Kopfes kommen. Dieser bleibt dann in der Stichstelle stecken und sollte durch einen Arzt entfernt werden. Der Zeckenkopf wird vom Körper als Fremdkörper empfunden, entweder durch Wundsekret „ausgespült“ oder fällt mit der Schorfbildung ab. Gefährlich ist jedoch, dass der Speichel der Zecke auch ohne Körper noch Erreger in die Wunde abgeben kann.
Wann zum Arzt?
Durch den Zeckenstich und die Manipulation bei der Entfernung ist die Haut an der Stichstelle meist gerötet. Diese klingt in der Regel nach wenigen Tagen ab. Die Stichstelle sollte jedoch in der nächsten Zeit aufmerksam beobachtet werden, da die für Borreliose typische Wanderröte erst nach einiger Zeit auftreten kann. Sollte eine runde Rötung an der Stelle auftreten, die sich vergrößert, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn ab dem fünften Tag nach dem Stich grippeähnliche Symptome auftreten.