Duftmedizin: Gerüche rufen Erinnerungen hervor und wirken entspannend auf Körper und Seele.
Und sie können noch mehr: Die Aromatherapie gilt heute als arrivierte und anerkannte Methode zur Linderung von Beschwerden physischer und psychischer Natur.
Das süßlich-herb duftende Parfüm des ersten Freundes, der Geruch von Sommerregen auf dem heißen Asphalt, der Duft von Sonnencreme, Sand und Salzwasser auf der Haut – bei jedem von uns wecken bestimmte Gerüche Erinnerungen. Sie bauen Brücken in die Vergangenheit und sind eng mit unseren Emotionen verbunden. Das Geruchsempfinden unterscheidet sich von Mensch zu Mensch – ob wir einen Duft als angenehm einordnen oder eher die Nase rümpfen, hängt ganz von der Summe unserer subjektiven Erfahrungen sowie Assoziationen ab. Jeder Mensch hat demnach andere Nostalgieauslöser. Dass Düfte einen Effekt auf Körper und Seele und somit auch auf die Gesundheit haben, ist hingegen unumstritten. Exakt diese Wirkung machen sich Aromatherapie und Duftmedizin seit Jahrhunderten zunutze.
Ungefiltert ins Gehirn
Was genau geschieht nun während des Riechvorgangs im menschlichen Körper? Riechen ist eine sehr komplexe Sinneswahrnehmung. Wir brauchen dafür viel mehr als nur unsere Nase. Zwar befinden sich dort die Riechzellen und Proteinrezeptoren, die das Duftmolekül aufschlüsseln, dann jedoch führt der Weg weiter ins Gehirn zum Riechkolben, dem Bulbus olfactorius. Dieser wiederum analysiert die eingegangen Daten und leitet sie anschließend weiter an das limbische System. Dort findet die Emotionsverarbeitung statt. Eindrücke, die wir schmecken, sehen oder hören, werden zunächst vom Thalamus geprüft und wandern erst dann in die Hirnrinde. Gerüche hingegen geraten gewissermaßen ungefiltert in das limbische System und verbinden sich – bildlich gesprochen – direkt mit Gefühlen. Daher bleiben sie uns besser und länger im Gedächtnis als so manch andere Sinneseindrücke.
Erkenntnisse aus der Medizin
Riechrezeptoren befinden sich jedoch nicht nur in der Nase, sondern auch im Darm und beispielsweise in der Niere. Forschern der Ruhr-Universität Bochum zufolge nehmen die Muskelzellen unserer Bronchien Düfte wahr. In diesem Fall reagieren die Riechrezeptoren auf Amylbutyrat, einen fruchtigen Bananen- und Marillenduft, der die Bronchien entspannt und erweitert. Das könnte bei Asthma hilfreich sein, da so die Luftzufuhr verbessert werden kann. Andere klinische Studien zeigen, dass das in Eukalyptus oder Myrte befindliche Cineol antimikrobiell, entzündungshemmend und schleimlösend wirkt. Daher kommt es insbesondere zur Besserung von Erkältungsbeschwerden zum Einsatz. Ebenfalls belegt ist der positive Effekt von Nelkenöl auf Zahnschmerzen oder von Schwarzkümmelöl auf Allergien.
Harmonisierende Wirkung
Auf psychischer Ebene wirken viele Düfte entspannend und stimmungsaufhellend. Wie Emotionen und Gerüche sind auch Psyche und Gesundheit eng miteinander verbunden. Daher kommen Duftstoffe in Form von ätherischen Ölen heute auch in der Schulmedizin als anerkannte und effektive zusätzliche Behandlungsmethode bei psychosomatischen Beschwerden zum Einsatz. Lavendel beispielsweise hat einen beruhigenden, angstlösenden und somit blutdrucksenkenden Effekt. Im Mittelpunkt der Duftmedizin steht immer eine ganzheitliche Wirkung, denn Gerüche haben die Macht, Körper und Seele auf natürlichem Wege in Einklang zu bringen.