Für viele Eltern sind Bakterien das absolute Feindbild – zu Unrecht.
Bakterien und Keime sind nicht grundsätzlich schlecht. Ein allzu steriler Kontext kann sogar negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Nachwuchs' haben. Kinder, die in besonders reinlichen Haushalten aufwachsen, sollen tendenziell ein sehr sensibles Immunsystem entwickeln, das sie anfällig für Allergien und Asthma macht.
Schmutz für das Immunsystem
Professor Jack Gilbert von der Universität Chicago verriet in einem Interview mit „The Independent“, dass Eltern sich in den meisten Fällen keine Sorgen um Bakterien machen müssen, da Keime das Immunsystem bei der Abhärtung unterstützen. Einzig bei Krankheitskeimen ist Vorsicht geboten: Ist ein Familienmitglied oder die halbe Kindergartengruppe krank, sollte darauf geachtet werden, dass sich das Kind nicht ansteckt. Maßnahmen wie das Desinfizieren von Türklinken oder anderen viel berührten Stellen können hier sehr wirksam sein. In einem durchschnittlichen Haushalt jedoch, in dem alle gesund sind, herrscht kaum Gefahr durch Bakterien. Lassen Sie Ihr Kind ruhig im Matsch spielen und vom Hund küssen – das härtet ab. Übrigens reinigt einfache Seife beinahe genauso gründlich wie handelsübliche Desinfektionsmittel.
Auf den Hund gekommen?
Ähnliches gilt bei Haustieren: Von gesunden Hunden, Katzen oder anderen im Haushalt lebenden Tieren geht nur wenig bakterielle Gefahr für Kinder aus. Im Gegenteil, auch Haustiere haben zur Folge, dass sich das Immunsystem weiterentwickelt. Feuchte Hundeküsse sollen sogar besonders gut für Menschen sein: Der Speichel soll das Wachstum gutartiger und schützender Mikroorganismen anregen und somit beinahe „probiotisch“ wirken.
Die Devise sollte also lauten: mehr Schmutz, weniger Desinfektion! Die meisten Bakterien lauern im Haushalt ohnehin dort, wo man sie am wenigsten vermutet: