Persönliches Buch

Menopause mit Mitte 30: Hollywood-Star Naomi Watts bricht das Tabu

Ein Tabu verliert sein Schweigen. Das neue Buch von 
Hollywood-Schauspielstar Naomi Watts schildert ihre bewegte Reise von der Perimeno- bis zur Menopause, die bereits mit 36 Jahren begann. 

Die Wechseljahre – für viele Frauen immer noch ein sensibles, ja fast mystifiziertes Thema. Jahrzehntelang wurde diese Lebensphase mit Begriffen wie „Verlust“, „Ende der Weiblichkeit“ oder schlicht „Altern“ assoziiert. Heutzutage aber bricht ein neues Bewusstsein durch: Frauen beginnen, die Menopause als Übergang zu verstehen – nicht als Ende, sondern als Anfang eines neuen Kapitels, in dem Klarheit, Selbstfürsorge und Authentizität eine zentrale Rolle spielen.

Eine der prominentesten Stimmen dieser Bewegung ist Naomi Watts. Die britisch-australische Schauspielerin, bekannt aus Filmen wie „The Impossible“ oder „21 Grams“, nutzt ihre Popularität, um ein Thema ins Rampenlicht zu holen, das viel zu lange im Schatten stand. Mit ihrem neuen Buch „Jetzt schon? – Wie ich früh in die Wechseljahre kam und was ich gerne darüber gewusst hätte“ erzählt sie von ihrer ganz persönlichen Erfahrung mit der Menopause – ehrlich, verletzlich und zugleich kraftvoll.

Menopause mit Mitte 30: Hollywood-Star Naomi Watts bricht das Tabu
© Getty Images

Früher Start, große Verunsicherung

Naomi Watts war erst 36 Jahre alt, als sie die Diagnose erhielt, sich bereits in der Perimenopause zu befinden – einer Phase, die den Übergang zu den eigentlichen Wechseljahren markiert. Eigentlich wollte sie zu diesem Zeitpunkt eine Familie gründen, doch ihr Körper hatte bereits andere Pläne. „Ich fühlte mich, als hätte mir jemand einen Teil meiner Weiblichkeit plötzlich genommen“, beschreibt sie diesen Moment. Diese frühe Erfahrung brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie war müde, emotional, ihr Körper reagierte anders und doch gab es kaum Antworten. Kaum jemand sprach offen über diese Themen, selbst Ärzt:innen schienen oft unsicher. Dieses Schweigen, so schreibt Watts, sei fast schlimmer gewesen als die körperlichen Veränderungen selbst. Denn nichts verunsichert mehr, als nicht zu wissen, was mit einem geschieht.

Das Schweigen brechen und die Scham hinter sich lassen

In den folgenden Jahren begann Naomi Watts zu recherchieren, sich mit anderen Frauen auszutauschen, Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen und Therapeutinnen zu interviewen und zu erkennen, wie tief das Tabu rund um die Menopause gesellschaftlich verankert ist. Frauen sollen jung, fruchtbar, leistungsfähig und schön sein – eine Lebensphase, die Veränderung, Nachdenklichkeit und vielleicht auch Schwäche signalisiert, passt nicht in dieses Idealbild. Besonders für Frauen in der Öffentlichkeit, wie sie selbst, sei das doppelt herausfordernd. In Hollywood, wo Jugendlichkeit fast als Währung gilt, bedeuten optische Veränderungen oder ein verändertes Energielevel oft das berufliche Aus. Watts beschreibt ehrlich, wie sie diesen Druck empfand und wie befreiend es war, sich davon zu lösen. Mit ihrem Buch will sie genau das sichtbar machen: dass Scham, Unsicherheit und Selbstzweifel keine unvermeidlichen Begleiter der Wechseljahre sein müssen, sondern Produkte einer veralteten gesellschaftlichen Haltung sind.

Wissen als Kraftquelle

Ein zentrales Anliegen ihres Buches ist Aufklärung. Watts verbindet persönliche Geschichten mit fundierten Informationen über die hormonellen Prozesse im Körper, die Rolle von Östrogen und Progesteron, über Schlafstörungen, Gewichtsschwankungen oder Hitzewallungen, aber auch über die emotionale Seite: Stimmungstiefs, Ängste, das veränderte Selbstbild. Sie lässt Expertinnen und Experten zu Wort kommen, die erklären, wie individuell dieser Übergang verläuft und wie wichtig es ist, ihn zu verstehen. Besonders betont sie die Bedeutung der Hormonersatztherapie (HRT), die oft missverstanden oder zu pauschal abgelehnt wird. Watts zeigt differenziert auf, wann sie hilfreich sein kann, welche Alternativen existieren und wie Frauen gemeinsam mit medizinischem Fachpersonal den Weg finden können, der zu ihnen passt. Gleichzeitig lenkt sie den Blick auf Lebensstilfaktoren: Ernährung, Bewegung, Schlaf, mentale Balance. Sie beschreibt, wie sie selbst gelernt hat, ihren Körper wieder als Partnerin zu sehen und nicht als Gegnerin. Kleine, bewusste Routinen und eine gesunde, liebevolle Haltung sich selbst gegenüber seien oft wirksamer als jede Wundermedizin.

Wenn der Körper spricht

Was Naomi Watts besonders fein beschreibt, ist die emotionale und körperliche Ambivalenz dieser Zeit. Da sind die Hitzewallungen, die Erschöpfung, die trockene Haut, aber auch eine neue Körperwahrnehmung. Sie schreibt, dass die Menopause sie gezwungen habe, hinzuhören: Was tut mir gut? Was brauche ich? Und was darf ich endlich loslassen? Statt ihren Körper als „Problemfall“ zu sehen, begann sie, ihn als Wegweiser zu verstehen. Sie spricht über Selbstakzeptanz, über das Wiederentdecken von ­Sexualität jenseits der Jugendlichkeitsnorm, über neue Formen von Nähe und Zärtlichkeit und über die Freiheit, endlich nicht mehr gefallen zu müssen. Watts’ Ton bleibt dabei nie belehrend, sondern tief menschlich. Sie schreibt so, wie man mit einer Freundin reden würde, die dieselben Fragen stellt. Und genau das macht das Buch so zugänglich und glaubwürdig.

Selbstfürsorge als Neubeginn

Im letzten Teil des Buches widmet sich Naomi Watts der Frage, wie Frauen diesen Übergang aktiv gestalten können. Sie plädiert dafür, die Wechseljahre nicht als „Verlustphase“, sondern als einen zweiten Frühling zu begreifen – als Zeit der Neuausrichtung. Selbstfürsorge ist dabei kein Schlagwort, sondern eine Haltung. Es geht darum, gut zu schlafen, regelmäßig zu essen, Grenzen zu setzen, Pausen zu nehmen und sich mit Menschen zu umgeben, die guttun. Aber auch darum, sich nicht zu verstecken: über Beschwerden zu sprechen, Hilfe anzunehmen, andere Frauen zu ermutigen. Watts zeigt, dass sich in der Menopause ein neues Selbstbewusstsein formen kann – eines, das leiser, aber stärker ist. Und dass Weiblichkeit nichts mit Hormonspiegeln zu tun hat, sondern mit Präsenz, Selbstkenntnis und innerer Freiheit.

Ein Buch, das Mut macht

Naomi Watts’ „Jetzt schon?“ ist kein Ratgeber im klassischen Sinn, sondern ein Gespräch – ehrlich, offen, verletzlich und inspirierend zugleich. Sie bricht mit Mythen, räumt mit Halbwissen auf und schenkt Frauen das, was in dieser Lebensphase oft fehlt: Zugehörigkeit und Hoffnung. Es ist ein Buch, das sagt: Du bist nicht allein. Es ist normal, dass sich dein Körper verändert. Es ist erlaubt, traurig zu sein, aber auch neugierig. Und vor allem: Es ist an der Zeit, dass wir über die Menopause sprechen, ohne Scham, ohne Flüstern, ohne Ausreden. Watts’ Mut, ihre Geschichte zu teilen, macht sie zu einer wichtigen Stimme für eine neue Generation von Frauen – eine Generation, die sich nicht mehr versteckt, sondern selbstbewusst sagt: „Ja, ich bin in den Wechseljahren. Und ich bin voller Leben.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten