Inkubationszeit von zwei Wochen fördert Verbreitung der Viruserkrankung.
Der aktuelle Masernausbruch in Niederösterreich und Wien dürfte noch nicht vorbei sein. "Derzeit sind wir bei 34 Fällen durch den Ausbruch in Wien und Niederösterreich", erklärte am Freitag Peter Kreidl von der Sektion für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium. Man rechne mit weiteren Fällen. International vermeldet die WHO Erfolge im Kampf gegen die gefährliche Infektionskrankheit.
"Masern sind kein Kinderspiel"
"Leider ist es so, dass auch drei Personen des Gesundheitspersonals erkrankt sind. Betroffen war auch eine Montessori-Schule. Durch die Inkubationszeit von zwei Wochen bei den Masern wird es wohl noch zu ein paar Fällen kommen", erklärte der Experte. Derzeit läuft in Österreich eine Kampagne des Gesundheitsministeriums ("Masern sind kein Kinderspiel").
Seit Beginn des Jahres wurden in Österreich bereits 37 Fälle von Masern gemeldet. Im gesamten Jahr 2013 gab es im Vergleich 79 Fälle. Von den 34 Erkrankungen im Zuge des größeren Ausbruchs entfielen 26 Infektionen auf Niederösterreich und acht auf Wien. Achtzehn Personen (53 Prozent) waren ungeimpft. Das belegte einmal mehr die von Experten in Österreich beklagten Impflücken. Bei sieben Personen (21 Prozent) war der Impfstatus unbekannt.
Schwere Erkrankungen
Die Erkrankungen waren zum Teil auch recht schwer: Zwölf Patienten mussten bisher ins Krankenhaus aufgenommen werden. Zehn Erkrankungen wurden in der Schule registriert.
International hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst Donnerstagabend Fortschritte bei der Zurückdrängung der Masern gemeldet. Noch nie hat es so wenige Todesopfer durch die Erkrankung gegeben: Im Jahr 2000 waren es weltweit noch 562.000 gewesen, im Jahr 2012 schließlich 122.000, was einen Rückgang um 78 Prozent bedeutete. Die WHO in einer Aussendung: "Während dieses Zeitraums konnten durch die Masern-Impf-Kampagnen 13,8 Millionen Menschenleben gerettet werden. Die Zahl der registrierten Fälle (pro Jahr; Anm.) reduzierte sich von 853.480 (Jahr 2000) auf 226.722.
Ausgerechnet Europa als reichster Kontinent fällt hier negativ auf. Kreidl: "In den Niederlanden gibt es einen Ausbruch mit bisher bereits 2.500 Fällen und einem Todesopfer." Die Leiterin der Sektion für Öffentliche Gesundheit, Pamela Rendi-Wagner: "Europa ist auch der Hauptexporteur von Masern in die USA, und es wirklich nicht zu verstehen, warum wir nicht in der Lage sind, diese schwere Krankheit zu eliminieren, was in Nord-, Mittel- und Südamerika schon im Jahr 2002 gelang."
Impfung
Die Dreifach-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) ist in Österreich im Gratiskinderimpfprogramm enthalten. Es wird die Gabe von zwei Dosen MMR-Impfstoff ab dem elften Lebensmonat empfohlen. Die zweite Teilimpfung sollte möglichst bald, frühestens jedoch vier Wochen nach der ersten Teilimpfung erfolgen. Fehlende MMR-Impfungen können in jedem Lebensalter nachgeholt werden. Derzeit ist diese Impfung in Österreich aufgrund der starken Masernvirusaktivität in Europa bis zu einem Alter von 45 Jahren über die Gesundheitsbehörden kostenfrei erhältlich. Besonders wichtig ist die MMR-Impfung bei Frauen im gebärfähigen Alter - vor einer geplanten Schwangerschaft soll der Immunstatus überprüft werden.
Die Impfreaktionen bzw. Nebenwirkungen sind in den allermeisten Fällen gering: Der MMR-Impfstoff gut verträglich. (http://bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Praevention/Impfen/ oder www.keinemasern.at). An sich sollten 95 Prozent der Bevölkerung gegen die Masern geimpft sein, damit das Virus nicht mehr zirkulieren kann. Das wäre besonders für den Schutz der speziell gefährdeten Säuglinge unter einem Jahr wichtig, weil Babys erst ab dem elften Lebensmonat geimpft werden können.