Hitzige Debatte Fieber ist eines der häufigsten Symptome bei Infekten aller Art. Hilft erhöhte Temperatur gegen Krankheitserreger oder sollte man sie senken? Wie Fieber entsteht, ab wann es gefährlich wird und warum es meist besser ist, Fieber auszuhalten – erfahren Sie hier!
Die Glieder schmerzen, die Haut spannt, wir fühlen uns schlapp, die Stirn ist heiß – Fieber ist eines der häufigsten Symptome. Meist liegt ihm ein Infekt zugrunde. Die erhöhte Temperatur zeigt an, dass im Körper etwas nicht in Ordnung ist. Und: Fieber ist eine positive Abwehrreaktion des Organismus, dessen Aufgabe es ist, Infektionen zu bekämpfen und rasch loszuwerden. Der Körper läuft auf Hochtouren. Und das ist gut so. Entgegen der landläufigen Meinung, Fieber sofort senken zu müssen, sollte man daher höhere Temperatur in vielen Fällen (bis zu 38,9 Grad Celsius) zulassen.
Den Sinn der Fieberreaktion verdeutlicht die Evolutionsgeschichte: So hat diese sich über Millionen von Jahren gehalten – und das nicht nur bei Säugetieren, sondern auch bei Amphibien, Reptilien und sogar bei wirbellosen Tieren. Die Fieberreaktion hat es nur geschafft, sich durchzusetzen, weil sie einen Überlebensvorteil mit sich bringt. Die wichtigsten Fakten:
Wie entsteht Fieber im Körper?
Kommt es zu einer Infektion mit Viren, Bakterien oder Pilzen, können die Erreger als sogenannte Pyrogene – fieberauslösende Botenstoffe – wirken. Bei Medikamenten- oder Drogenkonsum, aber auch bei Verletzungen können die Pyrogene von körpereigenen Zellen selbst ausgeschüttet werden. In weiterer Folge wirken die Botenstoffe auf das Temperaturzentrum im Gehirn – den Hypothalamus. Durch einen bestimmten Stoff, das Prostaglandin E2, ändert sich der Temperatur-Sollwert und es kommt zu Veränderungen im Körper, die zur Temperaturerhöhung führen. Ist der neue Sollwert erst mal erreicht, bleibt die Prostaglandin-E2-Menge im Blut so lange aufrecht, bis die Fieberursache ausreichend bekämpft ist. Danach kommt es zu einem Prostaglandin-E2-Abfall und die Temperatur sinkt.
Zu Beginn der Fieberreaktion versucht der Körper, die Temperatur zu erhöhen. Blutgefäße verengen sich, über die Haut kann weniger Wärme abgegeben werden. Es kommt zu einem Kältegefühl in Armen und Beinen, die Umgebungstemperatur wird viel kälter als sonst empfunden. Die Muskeln können zu zittern beginnen, wodurch mehr Wärme produziert wird – Schüttelfrost.
Steigt das Fieber, steigt auch das Schlafbedürfnis. Der Appetit sinkt. Auch Muskel- und Gliederschmerzen sind häufige Begleiter. Bei sehr hohem Fieber kann es zu Benommenheit und Halluzinationen (Fieberdelir) kommen. Vermehrtes Schwitzen steht meist für das Abklingen des Fiebers – der Körper kühlt.
Fieber als Lebensgefahr
Dass Fieber Krankheitserreger abtöten kann, ist wissenschaftlich nicht erwiesen – aber sehr wahrscheinlich. Deshalb sollten erst ab 39 °C fiebersenkende Maßnahmen ergriffen werden. Ab da kann es ein Risiko darstellen. Erreicht das Fieber die 40 °C-Marke, hält länger als 48 Stunden an oder tritt mit Begleitsymptomen wie Kopfschmerzen, Durchfall, Schmerzen beim Wasserlassen oder eitrigem Auswurf auf, sollte sofort ein Arzt konsultiert werden. Bei über 42,6 °C besteht akute Lebensgefahr: Eiweißstoffe beginnen zu gerinnen, Nervenzellen werden geschädigt. Deshalb lieber einmal zu oft zum Arzt gehen.
Schonung Schonung hat oberste Priorität – verrichten Sie keine körperlich anstrengenden Arbeiten. Bei mittlerem bis hohem Fieber ist strenge Bettruhe angesagt! Viel Trinken Die körpereigene Abwehr verrichtet jetzt Schwerstarbeit und braucht viel Flüssigkeit. Mindestens zwei Liter pro Tag helfen auch mehr zu schwitzen. Luftfeuchtigkeit Die Luftfeuchtigkeit im Zimmer sollte bei über 70 Prozent liegen. Drehen Sie, falls vorhanden, den Luftbefeuchter auf. Ein einfacher Trick: nasse Handtücher über die Heizung hängen. Wadenwickel Bei hohem Fieber helfen Wadenwickel – kühle Tücher für 20 Minuten um die Unterschenkel wickeln. Bei sehr hohem Fieber hilft Tiefgekühltes – in ein Tuch wickeln und auf Achseln, Hals, Leisten und Kniekehlen auflegen. Diese Stellen sind besonders gut durchblutet und kühlen so den Körper. Bäder & Tee Erkältungsbäder helfen, wirken unterstützend und kurbeln das Schwitzen an. Danach ist Bettruhe geboten. Vorsicht bei Herz-Kreislauf-Problemen. Ebenfalls für eine Schwitzkur geeignet: Holunder- und Lindenblütentee. Medikamente Schmerzmittel und fiebersenkende Medikamente sollten erst ab 38,5 °C eingesetzt werden – Ausnahmen bilden Kinder, ältere und geschwächte Personen. Medikamente helfen auch gegen Gliederschmerzen und senken das Fieber. Hilfe aus der Natur Sie können dem Fieber auch natürlich zu Leibe rücken. Pflanzliche Immunstimulantien, Vitamine und Spurenelemente (Zink) helfen, den Krankheitsverlauf zu verkürzen und Symptome zu lindern. Das richtige Thermometer darf in keiner Hausapotheke fehlen. Die genaue Messung der Temperatur ist wichtig, um die richtigen Maßnahmen treffen zu können. Die gängigsten Thermometer sind Ausdehnungs- (früher Quecksilber, heute Alkohol oder Galinstan), Digital- und Infrarotthermometer. Von Klebestreifen zur einmaligen Verwendung ist abzuraten. Bei Kindern am besten geeignet sind, aufgrund der schnellen Messung, Infrarotthermometer. |