Die Ernährung der Österreicher ist nicht optimal: Übergewicht nimmt zu, es wird zu viel Fett, Salz und Zucker konsumiert. Der "Nationale Aktionsplan Ernährung" (NAP.e) soll diesem Trend entgegenwirken. "Ziel ist es, bis zum Jahr 2020 die Häufigkeit von ernährungsassoziierten Krankheiten zu reduzieren und die Zunahme von Übergewicht zu stoppen", betonte Gesundheitsminister Alois Stöger (S) bei der Präsentation des Plans in Wien.
Bis 30. April sollen Experten und Behörden den Entwurf im Rahmen des Konsultationsverfahrens begutachten und Änderungsvorschläge unterbreiten. Nach deren Einarbeitung soll das Konzept bis Jahresende fertiggestellt werden.
Der für eine Laufzeit von zehn Jahren gedachte 38-seitige Aktionsplan schlägt mehr als 100 Verbesserungsmaßnahmen wie Schulobstaktionen, Gütezeichen für Kantinen und Bildungsaktionen vor. Laut Stöger ist vor allem Aufklärung wichtig: "Es geht darum, dass wir in die Diskussion einsteigen, dass Ernährung sehr viel mit Gesundheit zu tun hat." Möglich seien diesbezüglich auch neue gesetzliche Regelungen wie Vorschriften für Kantinen-Ausschreibungen oder Schulküchen. "Ich kann mir durchaus auch Werbeeinschränkungen, zum Beispiel bei nicht gesundheitsfördernder Kinderernährung, vorstellen", erklärte Stöger.
Österreichs Bevölkerung weise alle Charakteristika einer klassischen Überernährung auf, betonte Ibrahim Elmadfa vom Ernährungswissenschaftsinstitut der Uni Wien. Der Anteil an Übergewichtigen sei besonders von 2003 bis 2008 stark angestiegen. Vor allem Kinder und Jugendliche würden zu fett und salzig essen - aber auch zu wenig Obst und Gemüse konsumieren. Täglich nehmen Minderjährige im Schnitt 206 Gramm davon zu sich, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehle 400 Gramm. In Westösterreich ist die Situation generell etwas besser: Kinder im Süden und Osten sind laut Elmadfa häufiger übergewichtig.
Nährstoffe kommen zu kurz
Während in Österreich grundsätzlich zu viel Cholesterin konsumiert wird, kommen Nährstoffe wie Folsäure, Kalzium und Vitamin D zu kurz. Schulkindern mangelt es besonders an Jod, Eisen, Kalium aber auch an den Vitaminen A, B1, B2 und B6. Die Menschen würden zwar beginnen, an der Qualität ihrer Nahrung zu zweifeln, sie versuchen aber, ihr eigenes Fehlverhalten durch Nahrungsergänzungsmittel zu kompensieren, kritisierte Elmadfa. "Eine vielfältige Ernährung ist die beste Garantie für eine ausgewogene Versorgung mit lebensnotwendigen Inhaltsstoffen."
Eine zusätzliche Portion Obst und Gemüse täglich würde das Schlaganfall-Risiko um fünf Prozent reduzieren, die Gefahr koronarer Herzerkrankungen würde dadurch um vier Prozent sinken, ergänzte Ernährungswissenschafterin Ingrid Kiefer von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Auch Krebserkrankungen des Verdauungstraktes seien zu einem wesentlichen Prozentsatz auf zu geringen Obst- und Gemüseverzehr zurückzuführen. Laut Schätzungen der WHO soll der durchschnittliche BMI in Österreich 2020 bei 30 liegen, die gesamte Bevölkerung wäre damit fettleibig, so Kiefer. "Das wollen wir auf alle Fälle verhindern."