Während die meisten Wintersportler mit Schwierigkeiten bei schlechtem Wetter und anspruchsvollen Pistenverhältnissen rechnen, ereignen sich Skiunfälle eher auf leichten bis mittelschweren Pisten und bei guten Sichtverhältnissen. Auch die gefürchteten "Pisten-Rowdies" sind in Wahrheit weniger gefährlich als ihr Ruf.
Kollisionen mit anderen Skisportlern verursachen vor allem Durchschnitts-Fahrer, die ihre Ski verkanten und die Kontrolle über ihre "Brettl'n" verlieren. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Sicherheitsstudie der Basler Versicherungen zur Risikowahrnehmung im alpinen Skisport, die am Donnerstag vorgestellt wurde.
Untersuchungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) belegen, dass sich 69 Prozent der Skiunfälle am Nachmittag infolge von Ermüdung und Selbstüberschätzung ereignen. Weiters zeigt die Wintersportunfallstatistik des Universitätsklinikums Salzburg, dass - absolut betrachtet - die meisten Ski- und Snowboard-Unfälle bei pulvriger Schneebeschaffenheit und auf bestens präpariertem Kunstschnee passieren. Zu Verletzungen kommt es eher auf markierten Pisten, während Unfälle im Bereich von Pistenkreuzungen und unübersichtlichen Abschnitten selten sind.
"Offensichtlich sind sich die Schneesportler der Gefährlichkeit in diesen Bereichen bewusst und passen ihr Fahrverhalten entsprechend an", schlussfolgern die Autoren der Basler-Sicherheitsstudie. Als "eklatante Fehleinschätzung" bezeichnen sie den Umstand, dass Wintersportler grundsätzlich andere Pistenbenützer für gefährlicher halten als das eigene Fahrverhalten. In Wahrheit beruhen 93 Prozent der 80.000 Skiunfälle, die in Österreich pro Saison verzeichnet werden, auf Selbstverschulden. Weil laut der Studie ausgerechnet wenig routinierte Fahrer auf einen Helm verzichten, kommt es gerade in diesen Fällen bei Stürzen zu schweren Kopfverletzungen.
Nur 22 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig einen Helm zu tragen. Die Studienautoren appellieren daher vor allem an wenig geübte Fahrer, nicht auf den Helm zu verzichten. Eine fachgerechte Kontrolle der Skibindung und eine realistische Selbsteinschätzung sollten ebenfalls selbstverständlich sein. Schließlich sollte man sich nicht völlig untrainiert auf die Piste begeben: "Eine gute körperliche Verfassung und eine angepasste Fahrweise sind der beste Schutz vor Selbstunfällen."
Im Rahmen der von der ETH Zürich und der Universität St. Gallen zwischen August und November 2009 erstellten Studie wurden Skisportler in Österreich, Deutschland, Luxemburg, Kroatien und der Schweiz befragt. In Österreich beteiligten sich 4.200 Sportler. Dabei zeigte sich, dass länderübergreifend die subjektive Risikowahrnehmung der Sportler erheblich von der Wirklichkeit abweicht: Schlechtwetter und schwierige Pisten werden als mögliche Unfälle deutlich überbewertet, die Gefahr eines Unfalls ohne Fremdverschulden demgegenüber stark unterschätzt.