Ausraster am Set

Geheimbericht enthüllt Wahrheit über Skandal um Til Schweiger

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Im April wurden schwere Anschuldigungen gegen Kino-Star Til Schweiger publik. Nun hat eine Anwaltskanzlei die Vorwürfe unter die Lupe genommen und einen Untersuchungsbericht erstellt.

Teammitglieder schikaniert und an den Rand der Erschöpfung getrieben, immer wieder alkoholisiert am Set und sogar eine Person geschlagen – was ist wirklich dran an den schweren Vorwürfen gegen den deutschen Schauspieler Til Schweiger? Wie im Frühjahr bekannt wurde, soll sich der 59-Jährige bei den Dreharbeiten zu seinem Kinofilm "Manta Manta – Zwoter Teil" alles andere als korrekt verhalten haben. Schweiger spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern führte auch selbst Regie.

Anwaltskanzlei prüfte Vorwürfe

Doch nun gibt Constantin Film, das für die Produktion des Streifens verantwortlich war, Einblicke in einen Bericht einer externen Anwaltskanzlei. Diese untersuchte im Auftrag des Filmunternehmens die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsklima bei den Dreharbeiten. "Manta Manta - Zwoter Teil" wurde im Sommer 2022 in Nordrhein-Westfalen gedreht und kam im Frühjahr in die Kinos. Die Actionkomödie knüpft an den Film "Manta, Manta" aus den 1990er-Jahren an.

Til Schweiger mit Tochter Luna (l.) und Tina Ruland bei der Premiere von "Manta Manta – Zwoter Teil"

© Getty
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"Klima der Angst am Set"

Nach einem "Spiegel"-Bericht im Frühjahr über angebliche Schikane und ein "Klima der Angst" bei den Dreharbeiten zum Film von Regisseur Til Schweiger hatte Constantin die Untersuchung angeschoben. Schweiger wurde von dpa am Dienstag um eine aktuelle Stellungnahme angefragt, diese lag bisher nicht vor.

Schweigers Anwältin hatte im Frühjahr dem "Spiegel" zu den Vorwürfen mitgeteilt, ein Teil der "Sachverhalte" sei ihrem Mandanten "nicht bekannt"; ein anderer unterstelle "angebliche Sachverhalte, die es nicht gegeben hat". Weiter hieß es dort, seit Jahren "kursierende Gerüchte" würden "zu Unrecht als tatsächlich" dargestellt.

Constantin Film räumt Fehler ein

Doch nun gesteht Constantin-Film-Chef Martin Moszkowicz (65) ein, der Film sei sicher ein "besonders schlechtes Beispiel für eine gelungene Produktionsdurchführung." Im Rahmen der Untersuchung wurden mit insgesamt 50 Beteiligten von "Manta Manta - Zwoter Teil" Interviews geführt – auch mit Til Schweiger.

Der Beschuldige habe sich bei der Befragung "entschuldigt". Während ihm vieles "unendlich leid tue", könne er sich aber an einige Vorwurfe gar "nicht erinnern".

Drehtag musste abgebrochen werden

Von zahlreichen anderen Befragten wurden wiederum die Fehltritte des Schauspielers bestätigt. Trotz vertraglichen Verbots habe Schweiger auch während der Dreharbeiten Alkohol getrunken. Ein Drehtag sei sogar abgebrochen worden, weil Schweiger zuviel intus hatten. Laut dem Anwalt habe er seinen Alkoholpegel jedoch nicht am Drehort, sondern vor Arbeitsbeginn "aufgebaut". Vor Ort kam es schließlich zu einer "tätlichen Auseinandersetzung" mit einer "leitenden Person aus dem Produktionsteam".

Generell sei Schweigers Benehmen gegenüber Teammitgliedern teilweise "grenzwertig, übergriffig und verletzend" gewesen. Allerdings: In manchen Interviews wurde auch sein "wertschätzendes Verhalten und seine Großzügigkeit" betont.

Im Bericht wird auch eingeräumt, dass die Arbeitsbelastung "sehr hoch" gewesen sei, weil gesetzliche Arbeitszeiten überschritten wurden.

Produktionsfirma setzt Maßnahmen

Constantin Film reagiert nun auf die Vorwürfe zu den Arbeitsbedingungen und schärft die eigenen Produktionsstandards. Die Probleme, die die Produktion insgesamt gehabt habe - "das hat mich schon umgehauen", sagte Constantin-Vorstandsvorsitzender Moszkowicz. Man habe für den Film keinen Produktionsleiter gewinnen können. Es habe zum Teil eine klare Zuweisung von Zuständigkeiten gefehlt, hieß es von Constantin.

Constantin-Film-Chef Martin Moszkowicz

 Constantin-Film-Chef Martin Moszkowicz

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× Constantin-Film-Chef Martin Moszkowicz

 

Zu den verschärften Constantin-Produktionsstandards gehören laut dem Unternehmen verschiedene Maßnahmen. So sollen externe, unabhängige Vertrauenspersonen eingesetzt werden, an die sich Teammitglieder mit Beschwerden bezüglich möglicher Verstöße wenden können. Schulungen und Workshops werden für Abteilungsleiter - etwa von Regie, Produzenten, Herstellungs- und Produktionsleitung und Kamera - angesetzt. Und es soll anonyme Feedbacksysteme und eine Vorgabe zur Dokumentation der Arbeitszeiten geben.

Weiterer Schweiger-Film überprüft

Die Anwaltskanzlei nahm nach eigenen Angaben auch die Arbeitsbedingungen zu dem Schweiger-Film "Das Beste kommt noch!" in den Blick. Die Komödie wurde bereits vor dem "Manta"-Film gedreht und kommt im Dezember in die Kinos. Zu dieser Constantin-Produktion seien keine problematischen Umstände berichtet worden, hieß es von der Anwaltskanzlei. Diese Prüfung sei zugleich nicht so intensiv wie zu "Manta" gewesen.

Forderung nach neuen Rahmenbedingungen

Constantin Film verknüpfte den aktuellen Fall auch mit einer medienpolitischen Forderung, wenn es zu einem Fehlverhalten am Set kommen sollte. Man müsse die Rahmenbedingungen schaffen, um es Produktionsfirmen zu ermöglichen, Sanktionen zu ergreifen, ohne das Projekt oder die Existenz der Firmen zu gefährden, erläuterte der Constantin-Chef Moszkowicz. Die Verantwortung im Falle eines Abbruchs solle gemeinsam von Sendern, Filmförderungen, Produktionsfirmen und Partnern getragen werden. Jeder in der Branche wisse, dass normalerweise ein Drehabbruch zu einem "massiven Millionenschaden" führe.

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