Angeblich soll Ellen schwer krank gewesen sein - ihre Schwester habe sich für einen gemeinsamen Tod entschieden.
Der Tod von Alice und Ellen Kessler bewegt weiterhin ein breites Publikum – nicht nur wegen ihrer jahrzehntelangen Karriere, sondern auch wegen der Art, wie die ikonischen Schwestern ihren letzten Weg gegangen sind. Nun schildert eine langjährige Freundin der Künstlerinnen erstmals, wie bewusst und sorgfältig der gemeinsame Abschied vorbereitet war.
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Wie die Münchner tz berichtet, hatten die Zwillinge ihren Freitod am 17. November in München-Grünwald über Monate hinweg geplant. Eine Ärztin und ein Anwalt sollen sie dabei rechtlich und medizinisch begleitet haben. Schon lange vor diesem Tag hätten die beiden festgelegt, dass der 17. November ihr gemeinsamer letzter Lebensabschnitt sein würde.
Abschiedsgeschenke und -Briefe
Zwei Tage davor machten sie sich noch auf den Weg zu engen Vertrauten. Ohne viel Aufsehen zu erregen, hinterließen sie kleine Päckchen – Schmuckstücke, Erinnerungen und persönliche Abschiedsbriefe. Auch Gabriele Gräfin zu Castell-Rüdenhausen, seit über einem halben Jahrhundert eng mit ihnen befreundet, fand ein solches Kuvert in ihrem Briefkasten.
Die 81-Jährige erinnert sich im Gespräch mit der tz an ihren letzten gemeinsamen Abend: „Wir haben uns wie jeden Dienstag zum Stammtisch getroffen. Es war ein ganz normaler Abend – ich hätte nie gedacht, dass es das letzte Mal sein würde.“ Und doch sei ihr etwas aufgefallen: „Sie sind beide so mild geworden. Früher musste ich manchmal eine Rüge einstecken, wenn ich sie unterbrochen habe. Vor Kurzem hat Ellen mich nur sanft angeschaut. Kein Wort. Nur Wärme.“
Gesundheitliche Probleme
Erst jetzt wird bekannt: Ellen kämpfte seit einiger Zeit mit schweren gesundheitlichen Problemen. Neben einem Schlaganfall und Herzbeschwerden sollen vor allem tiefe Depressionen ihr Leben belastet haben. Alice hingegen sei körperlich vergleichsweise stabil gewesen, erzählt die Gräfin. „Natürlich tut einem mit 89 Jahren manches weh – aber sie war nicht schwer krank.“
Die Freundschaft zwischen den Zwillingen und der Gräfin reicht bis in deren Jugend zurück. Ihre Mutter, Schauspielerin Luise Ullrich, hatte die drei einst miteinander bekannt gemacht. Daraus entwickelte sich eine jahrzehntelange Verbundenheit, geprägt von gemeinsamen Bühnenmomenten, später von privaten Treffen, Spaziergängen – und viel Lachen. „Wir sind jeden Samstag laufen gegangen, so flott, dass kaum jemand mitgekommen ist“, erzählt sie. „Einmal hat sogar Dirigent Carlos Kleiber kapituliert.“
Ellen und Alice Kessler
Schöne Erinnerungen
Trotz all ihrer Disziplin seien die Schwestern stets voller Charme und Humor gewesen. „Sie waren so klar und rein in ihrem Auftreten – und gleichzeitig konnten sie die schmutzigsten Witze erzählen“, sagt die Gräfin leise schmunzelnd.
Am Ende aber überwog die Ernsthaftigkeit eines gemeinsam gefassten Entschlusses. Für die Gräfin bleibt ein Bild besonders stark: „Alice war wie ein Kapitän, der sein Schiff sicher durch jede Welle bringt. Sie hat Ellen durchs Leben geführt – bis ganz zum Schluss.“