Die Show selbst lief bombastisch und reibungslos - doch kleine stimmliche Schwächen sorgten für entsprechenden, typischen Maddie-Charme.
Rund 50.000 Menschen haben mindestens 99 Euro bezahlt und sich am Dienstagabend auf der Wiener Donauinsel zusammengepfercht, um den ersten Auftritt von Madonna in Österreich zu erleben. Die Pop-Queen, die um 20.40 Uhr stilgerecht auf einem Thron sitzend vor den Fans erschien, bot genau jene zuckersüße, kunterbunte Show, die man erwarten durfte. Man wähnte sich im "Candy Shop", so der Opener, und durfte staunen - mitunter auch über stimmliche Fehltritte.
Absolute Berechtigung
Was bei vielen Kolleginnen billig aussieht
oder aufgesetzt wirkt, hat bei Madonna seine Berechtigung: Egal, ob die Diva
im Oldtimer über die beeindruckende, trotz aller bewegbarer Videowalls nicht
überladene Bühne fährt, oder ob sie bei "Human Nature" so tut, als würde sie
Gitarre spielen. Ein Augenzwinkern da, eine frivole Geste hier - das hatte
bei aller Megaproduktion und in 653 Stunden geprobter Perfektion durchaus
Charme.
Technischer Aufwand
Aber es gab auch Leerläufe, denn auch eine
Madonna kann Umkleidepausen bloß mit Videoeinspielungen und mehr oder
weniger originellen Einlagen ihrer Tänzer überbrücken. Doch soll man das
ausgerechnet der Vorreiterin der MTV-Clip-Ästhetik übelnehmen? Zumal sie
nach der ersten Überbrückung eine fantastische, zeitgemäße, beatlastige
Version von "Into The Groove" auftischte und inmitten des technischen
Firlefanzes mit Schnurspringen das Publikum zum Auszucken brachte.
Absichtliche Ironie? Bestimmt.
Reibungslos
Es ist ziemlich egal, ob Madonna mit HipHop-Elementen
spielte, auf Hochglanz-Erotik ("Vogue") machte, ein rockig-poppig-naives
"Borderline" in falscher Tonlage herausbrüllte (!) oder zunächst
Cluburlaubsfolklore strapazierte ("Spanish Lesson" als Schwachpunkt des
Programms), um dann mit feuriger rumänischer Volksmusik zu überraschen. Das
Konzept Madonna funktionierte immer genauso reibungslos und meist
unterhaltsam, ob die 50-Jährige nun alleine mit Band performte oder mit
Tänzertross herumwirbelte. Oder ob es quasi beiläufig in einer Zuspielung
politische Anmerkungen gab.
Keine Überraschungen: Die Maschinerie lief reibungslos, die Liedabfolge endete - wie in Medien angekündigt - mit "Like A Prayer", "Ray Of Light" und "Hung Up". Da wurden sich mehrende falsche Töne ergeben weggeklatscht.
Das Gastspiel bestätigte letztendlich, was man ohnedies schon wusste: Das war kein Konzert, sondern die Inszenierung eines Images, das makellose Spektakel einer Ikone der Popkultur, ein picksüßes akustisches wie optisches Zuckerl, in das man auch dann noch beißt, wenn der Magen bzw. Augen und Ohren längst verklebt sind.
Foto (c): Thomas Zeidler