Hommage

Ute Lemper mit Marlene Dietrich Show in Wien: Eine Diva ehrt eine Diva

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Deutsche Sängerin widmet sich in "Rendezvous mit Marlene" der Dietrich und schafft eine melancholische Hommage mit zunehmend zeitgenössischen Bezügen 

Eine der großen deutschen Diven streute am Mittwochabend einer anderen großen Diva musikalische Rosen: Im Wiener Cabaret Vindobona lud Ute Lemper zum "Rendezvous mit Marlene" - also der Dietrich. Als Ausgangspunkt nahm die heute 60-jährige ein dreistündiges Telefonat, das sie als 28-Jährige mit der bereits zurückgezogen in ihrer Pariser Wohnung lebenden Dietrich geführt hatte. Daraus entspinnt sich ein melancholischer Rückblick auf das Leben eines Weltstars.

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Ute Lemper mit Marlene Dietrich Show in Wien: Eine Diva ehrt eine Diva
© Getty Images
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Lemper war nach ihren ersten großen Erfolgen von der Presse schnell mit ihrer Landsfrau verglichen worden, worauf die junge Sängerin dem Vorbild einen Brief schrieb, um sich dafür zu entschuldigen. Und die Dietrich meldete sich. Aus den folgenden Erzählungen der Künstlerin hat Lemper ihren Abend destilliert und übernimmt dabei die Rolle ihrer damaligen Gesprächspartnerin.

Die Lemper kommt der schnoddrigen Sprechstimme der alten Dietrich dabei erstaunlich nahe, wenn sie vom Leben als Weltstar erzählt, der sich genderfluide durch die Gesellschaft bewegte, als dieser Begriff noch unbekannt war. Dietrich war Dame und ordinär, hatte Affären mit prominenten Männern und Frauen sonder Zahl, kämpfte in der Truppenunterhaltung gegen Nazi-Deutschland, war Leinwanddiva und verschanzte sich doch am Ende ihres Lebens vor der Welt, der sie ihr Gesicht nicht mehr zeigen wollte.

Ute Lemper mit Marlene Dietrich Show in Wien: Eine Diva ehrt eine Diva
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Lemper gelingt es, diese vielen Tonalitäten gleichberechtigt anklingen zu lassen. Sie habe um Deutschland geweint und sich die Tränen mit einer Flasche Moët & Chandon abgewaschen, ist dabei ebenso ein Zitat aus dem Gespräch wie das Bonmot, dass sie dieselben Fehler wieder machen würde - nur früher damit anfangen, damit sie länger etwas davon habe.

In diese Passagen sind immer wieder die großen Lieder der Dietrich eingeflochten wie "Ich bin die fesche Lola", "Lili Marleen" oder "Ich weiß nicht zu wem ich gehöre". Hierbei zeigt sich der größte Unterschied zwischen den beiden Diven. Die Dietrich hatte keine gute Stimme, sondern eine markante, mit der sie einen ikonischen Sprechgesang zu ihrer Trademark machte. Die Lemper hat hingegen eine herausragende Stimme, die sie bei aller Imitation des Dietrich-Timbres stets anklingen lässt. Die alten Lieder werden mit Pianobegleitung jazziger präsentiert, wobei Lemper immer wieder auch mit dem Mund dazu virtuelle Trompete spielt.

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Und doch durchweht diesen Abend etwas Melancholisches. "Rendezvous mit Marlene" ist ein Rückblick auf eine Zeit, die vergangen ist, durch eine Ute Lemper, die sich ebenfalls in einer anderen Lebenswelt befindet als einst beim Gespräch mit ihrem Vorbild. Zugleich ist die Nostalgie nicht die einzige Geschmacksrichtung dieses vielschichtigen Abends, zumal viele der kriegsgeprägten und antimartialischen Lieder wie etwa "Sag mir, wo die Blumen sind" mittlerweile wieder eine Unmittelbarkeit besitzen, die sie noch vor wenigen Jahren nicht hatten. Hier wird aus einer historischen Anmutung eine Zeitgenossenschaft. Leider.

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