Gedenken an Graz

Nova Rock startete mit Schweigeminute und Nu-Metal-Legenden Korn

Intendant Tatar: "Der Schmerz sitzt bei uns allen sehr tief" - Korn lieferten mitreißendes Best-of-Set - Spiritbox hart und polarisierend - BILD

Der Amoklauf an einer Grazer Schule ist auch am Nova Rock nicht spurlos vorbeigegangen: Am Auftakttag von Österreichs größtem Rockfestival wurde der Opfer mit einer Schweigeminute gedacht, bei der das gesamte Festival kurz inne hielt. "Der Schmerz sitzt bei uns allen sehr tief", sagte Festivalchef Ewald Tatar auf der Bühne. Direkt im Anschluss sorgten die Nu-Metal-Legenden von Korn für einen lautstarken Schlusspunkt des Konzertreigens am Mittwoch.

Ewald Tatar

Ewald Tatar

© APA/FLORIAN WIESER

Ein ausgelassenes Rockfestival ist nach den Ereignissen in der steirischen Landeshauptstadt natürlich ein schwieriges Unterfangen. Ein gewisses Maß an Zurückhaltung mag man durchaus bei den Besucherinnen und Besuchern auf den Pannonia Fields gespürt haben, aber auch die Freude am gemeinsamen Musikgenuss, am angenehmen Sommerwetter sowie einer bis dato reibungslosen Organisation war deutlich zu vernehmen. Mit Auftritten von Bands wie Dead Poet Society, The Warning oder Seven Hours After Violet startete das Nova Rock durchaus druckvoll und abwechslungsreich in die diesjährige Ausgabe.

Daniela Villarreal Velez von

Daniela Villarreal Velez von "The Warning"

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Wer die Headliner-Position innehatte, war nur unschwer zu erraten: Schon untertags war die Dichte an Korn-Bandshirts enorm, um kurz vor Mitternacht hatte das Warten für die Anhängerschaft schließlich ein Ende. Jonathan Davis und Konsorten ließen sich nicht lumpen und entluden die angestaute Energie in einem astreinen Best-of-Set, das von frühen Klassikern der Kaliber "Blind" oder "Clown" bis zu neuerem Material wie "Cold" reichte. Mitsingaktion gab es nicht nur bei "Falling Away From Me", auch das explizite "A.D.I.D.A.S." wurde aus Tausenden Kehlen gebrüllt.

Korn

Korn

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Während die Gitarristen James "Munky" Shaffer und James "Head" Welch sich die Riffs zuspielten und mit ihrem Signaturesound für gruslige Untertöne sorgten, gab Davis in gewohnter Manier den Berserker am Mikrofon, der aber auch seine melancholische Seite nicht verleugnete und bei "Shoots and Ladders" bewies, wie man aus Kinderreimen einen zwingenden Metalsong fabrizieren kann - Dudelsack-Intro inklusive. Kaum ein Sänger der härteren Gangart hat eine derart große Bandbreite, wobei die Texte über Teenage Angst und Einsamkeit angesichts der Umstände durchaus schwer zu verdauen waren.

Korn

Korn

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Spiritbox hart und polarisierend

Korn

Korn

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Ein solides, durch und durch hartes, wenn auch polarisierendes Gastspiel absolvierten Spiritbox. Die Band um Sängerin Courtney LaPlante und ihren Ehemann Mike Stringer an der Gitarre hatte 2024 und 2025 jeweils in der Kategorie Best Metal Performance eine Grammy-Nominierung abgestaubt. Ihre Darbietung am Nova Rock unterstrich diese Auszeichnung: Theatralisch inszeniert mit verstörenden Visuals führten die Kanadier den Metalcore in eine neue Dimension - wütend, mitreißend und in aller Kompromisslosigkeit durchaus unterhaltend. LaPlante grölte sich die Seele aus dem Leib, der wenige Klargesang zwischendurch und melodische Ausflüge zwischen Gitarrengewitter machten den Gesamteindruck umso intensiver - wenn man sich darauf einließ.

Spiritbox

Spiritbox

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Eine andere Form moderner Härte servierten Knocked Loose: Die Gruppe um Schreihals Bryan Garris, aus dem Hardcore kommend, pflügte durch ein intensives Set voller knackiger Zweiminüter, in denen sie kurzen Prozess machten. Knochentrockenes Drumming traf auf mächtige Riffs, bei denen die Fans ordentlich Staub aufwirbelten - zugegeben: keine Schwierigkeit am Nova Rock. Doch die Unbarmherzigkeit, mit der Knocked Loose ihr Programm abspulten, dabei aber stets greifbar blieben, ließ ordentlich staunen.

Knocked Loose

Knocked Loose

© APA/FLORIAN WIESER

Insgesamt bot sich somit ein gelungener erster Festivaltag. Wer mit dem musikalischen Angebot nicht genug hatte, konnte sich in der Rollerdisco austoben oder im Horrorlabyrinth gruseln.

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