Der Musiker wehrt sich gegen die schweren Vorwürfe, die ihm bereits vor Jahren gemacht wurden. In einem Podcast spricht auch ein Fotograf über die Entstehung des skandalösen CD-Covers.
Ein neuer Podcast des Bayerischen Rundfunks wirft ein kritisches Schlaglicht auf einen der schillerndsten – und umstrittensten – Stars der volkstümlichen Musikszene: Andreas Gabalier. Unter dem Titel „Gabalier – Hinter der Lederhose“ wollen die Journalistinnen und Journalisten in vier Episoden nicht nur dem musikalischen Werdegang des 40-jährigen Steirers nachspüren, sondern vor allem auch die gesellschaftlichen und politischen Debatten beleuchten, die sich seit Jahren um seine Person ranken. Die erste Folge erscheint am 17. Juli in der ARD-Audiothek.
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Alte Eklats und neue Fragen
Im Mittelpunkt stehen dabei unter anderem bekannte Kontroversen wie jener Auftritt bei den Amadeus Austrian Music Awards 2015. Damals hatte Gabalier in seiner Dankesrede betont: „Man hat’s nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht“ – eine Spitze, die ihm Buhrufe einbrachte. Vorausgegangen war eine Preisverleihung, bei der Gabalier in mehreren Kategorien der queeren Kunstfigur Conchita Wurst („Rise Like A Phoenix“) unterlegen war.
Doch die Podcast-Macher wollen noch tiefer graben. Sie gehen der Frage nach, ob Gabalier schwulenfeindliche Ansichten vertritt – und wie sein Verhältnis zu rechten politischen Strömungen einzuschätzen ist. Besonders brisant ist dabei ein Thema, das immer wieder für Schlagzeilen gesorgt hat: das Coverfoto seines Albums „Volks-Rock’n’Roller“ aus dem Jahr 2011.
Streit ums vermeintliche Hakenkreuz
Auf diesem Bild posiert Gabalier in einer verdrehten Haltung, die Kritiker mit einem Hakenkreuz in Verbindung gebracht haben. Die Bild-Zeitung titelte 2019 sogar „Hakenkreuz-Streit um Gabalier“, als der Sänger für den Karl-Valentin-Orden vorgesehen war.
Das umstrittene Cover, das an ein Hakenkreuz erinnern soll.
Im BR-Podcast kommt nun erstmals der Fotograf des fraglichen Motivs, Michael Mey, ausführlich zu Wort. Er weist den Vorwurf entschieden zurück, das Foto sei in irgendeiner Weise politisch oder rechtsextrem konnotiert: „Das war eine situative Hampelmann-Nummer. Keiner hat gesagt: ‚Jetzt stellen wir ein Motiv nach und fotografieren das ab.‘“ Mey, selbst langjähriger Sozialdemokrat, betont, er hätte niemals bewusst ein Nazi-Symbol inszeniert.
Ganz anders sieht das jedoch ein anonymisierter ehemaliger Schulkamerad Gabaliers, der im Podcast nur „Stefan“ genannt wird. Er räumt ein: „Mir ist extrem schwergefallen zu glauben, dass das nicht Absicht ist.“ Auch Satiriker Jan Böhmermann hat das Cover mehrfach in seiner Sendung „ZDF Magazin Royale“ aufs Korn genommen.
Gabalier selbst nimmt Stellung
Als Höhepunkt des Podcasts gilt ein exklusives, dreistündiges Interview, in dem Gabalier persönlich zu Wort kommt. Dabei wehrt sich der Sänger vehement gegen die wiederkehrenden Vorwürfe, ein rückwärtsgewandtes Frauen- und Gesellschaftsbild zu vertreten. Laut Ankündigung des BR wirft er seinen Kritikern vor, absichtlich ein verzerrtes Bild seiner Person zeichnen zu wollen: „Das ist bösartig. Da soll gar keine Aufklärung her. Man will dieses Bild haben.“
Deshalb, so Gabalier, habe er irgendwann aufgehört, sich für Dinge zu rechtfertigen, „die ich nicht verbrochen habe.“
Ob der Podcast neue Antworten liefert oder die Diskussion um Gabalier weiter befeuert, bleibt abzuwarten – fest steht: Hinter der Lederhose verbirgt sich weit mehr als nur ein musikalischer Volks-Rock’n’Roller.