Kabarettist und Schauspieler Simon Schwarz fragt in seinem Buch: "Geht's noch?"
Er ist Schauspieler und Kabarettist , einer, der auch in abgründigen Spezialrollen brilliert und feinsinnig die Nuancen zwischen Skurrilität, Ungustelei und Blödelei bespielt: Simon Schwarz (z. B. „Eberhofer“-Krimis).
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Jetzt hat er sein erstes Buch geschrieben und fügt seinem Repertoire eine weitere Rolle hinzu, nämlich die des Überforderten. So lautet jedenfalls der Untertitel seines Wurfs Geht’s noch?
Mischung aus Essay und Lebensgeschichte
Dieses Buch ist gar nicht leicht zu fassen. Ein bisschen Lebensgeschichte, Ratgeber und philosophischer Essay. Autorin Ursel Nendzig hat Schwarz dabei geholfen, seine Überlegungen auf den Punkt zu bringen, und so hat sich eine Art Gespräch in Kapiteln ergeben. Wir lesen über Umweltschutz, Klima, vom Stolz auf seine Kinder, Feminismus und Nachhaltigkeit. Das Besondere – und ja, auch Überraschende – an Geht’s noch? ist die leichtfüßige Ehrlichkeit, mit der die ernsten, uns alle betreffenden Themen verhandelt werden; Schwarz-Malerei nein, aber ehrlicher Realismus ja.
Private Töne
Sehr privat wird es, wenn Schwarz über sein Leben mit ADHS schreibt und auch im Interview erklärt, dass er sich viele Jahre „blöd“ gefühlt hat, in einer Blase, in der viele Menschen höhere Ausbildungen absolviert und dabei leicht getan haben. Schwarz hat schon früh angenommen, dass seine Gedanken valide sind, aber sich nicht immer getraut, etwas zu sagen. Seine Mutter war es, die ihn unterstützt und motiviert hat, zu lernen. Schön, dass ein Großer im Showbusiness mit seiner Ehrlichkeit Betroffenen Mut macht, nicht aufzugeben. Vielleicht ist er jetzt auch noch dazu ein Vorbild, der Simon Schwarz.
Schwarz: „Mein Buch ist für alle, die das Thema nicht mehr hören wollen“
oe24: Lieber Herr Schwarz, Gratulation zum ersten Buch - wie fühlt sich das an für Sie?
Simon Schwarz: Ich kann es noch nicht wirklich sagen, weil ich noch nicht weiß, wie die Leute es finden. Die Arbeit daran war ungewohnt, aber ich wollte das machen. Bis zum Schluss gab es Passagen, wo ich draufgekommen bin ‚Stopp, so kann ich das nicht stehen lassen.‘
oe24: Ihr Buch ist persönlich, aber keine Biografie. Was unterscheidet ihr Buch von anderen, die sich dem Klima, Umwelt, Aktivismus (und mehr) widmen?
Schwarz: Auch wenn viel Biografisches drinnen ist und das ist wichtig, um zu verstehen, wo ich herkomme, was ich denke, ist es ein Sachbuch und keine Biografie.
Mein Buch ist für alle gedacht, die von diesem Thema eigentlich nichts mehr hören wollen. Das ist es, glaube ich.
oe24: Der Text ist auch eine Liebeserklärung an Ihre Mutter, die Aktivistin ist.Schwarz: Ich war immer ein Verfechter meiner Mutter. Ich liebe meinen Vater, aber es ist meine Mutter, die mein Denken am stärksten geprägt hat. Außerdem stand sie immer hinter mir, hinter dem Kind, das sozial scheinbar nicht eingliederungsfähig war. Ich bin Jahrzehnte davon ausgegangen, ich bin blöd. Meine Mutter hat aber immer gesagt, du bist nicht blöd. Ich musste sehr viel lesen, mich lange einarbeiten. Meine Mutter hat gesagt, ‚du kommst überall hin, du brauchst nur länger als alle anderen‘ und das ist vielleicht so. Deswegen kommt jetzt ein Buch raus mit Gedanken, die ich schon seit 30 Jahren mit mir herumschleppe, aber ich habe halt so lange gebraucht, bis ich sie sagen darf oder kann.