Gespräche angelaufen

Vatikan verhandelt mit Piusbrüdern

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Derweil wurde der Strafbefehl gegen Holocaust-Leugner Williamson veröffentlicht.

Neun Monate nach der weltweiten Empörung über die Aufhebung der Exkommunikation für vier Bischöfe der erzkonservativen Pius-Bruderschaft durch Papst Benedikt XVI. haben am Montag in Rom Gespräche zwischen dem Vatikan und den erzkonservativen Piusbrüdern begonnen. Wie der Vatikan am Montag bekanntgab, herrschte bei der ersten, dreistündigen Unterredung zwischen der abtrünnigen Priesterbruderschaft und dem Vatikan im Sitz der Glaubenskongregation ein "freundliches, respektvolles und konstruktives Klima".

Gegen den britischen Traditionalisten-Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson erließ das Amtsgericht Regensburg unterdessen einen Strafbefehl über 12 000 Euro wegen Volksverhetzung.

Unverständnis
Anfang des Jahres hatte die völlig überraschende Rücknahme der Exkommunikation der vier Piusbrüder - unter ihnen der Holocaust-Leugner Williamson - Entsetzen und Verstimmung bei den Juden aber vor allem auch unter den Deutschen ausgelöst. Dabei ging es Benedikt vor allem um die Einheit der Kirche. Was die antisemitischen Töne der Bruderschaft angehe, stellte der Papst wiederholt und unmissverständlich klar, dass Holocaust-Leugnung und christlicher Glaube unvereinbar seien.

Die bereits im September vom Vatikan angekündigten Konsultationen waren dennoch bei vielen auf Unverständnis gestoßen. Dass es Benedikt um die Einheit der Kirche geht, ist klar, Kritiker werfen ihm jedoch vor, dabei besonderen Wert auf den "rechten Rand" zu legen und in Kauf zu nehmen, dass sich andere Gläubige von der katholischen Kirche abwenden könnten. So sieht die Reformbewegung "Wir sind Kirche" die Gefahr, dass Rom hinter die Reformen des Zweiten Vatikanums (1962-1965) zurückfallen könnte und restaurative Tendenzen Auftrieb gewinnen.

Augenmaß gefordert
"Das ist nicht gut genug eingefädelt", kommentierte der scheidende Chef der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Eberhard von Gemmingen, erst kürzlich. Es gebe Dinge, die diskutiere man nicht, sondern stelle sie in einer Katechese christlicher Grundlehre in den Raum, erkläre sie und frage: "Habt Ihr das kapiert?"

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann forderte noch Ende August Augenmaß im Umgang mit den konservativen Priestern, wobei er den Ruf nach einer weiteren Exkommunikation von Mitgliedern der Bruderschaft zurückwies. "Enttäuschte und frustrierte" Mitglieder der Gemeinschaft werde man zurückgewinnen, während es für Leute wie Williamson nur eine mögliche Antwort gebe. Wenn die Piusbrüder weiterhin "mit Papst und Kurie spielen, soll man wirklich sagen, dass sie nicht zu unserer Gemeinschaft gehören. Aber doch nicht einfach mit den alten Instrumenten", so der Kardinal in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau".

12.000 Strafe für Williamson
Das Nürnberger Oberlandesgericht (OLG) gab am Montag den Strafbefehl gegen Williamson bekannt. Williamsons Verteidiger Matthias Loßmann erklärte, der Strafbefehl laute auf 120 Tagessätze zu je 100 Euro. Es sei gut möglich, dass der 69 Jahre alte Kirchenmann Einspruch einlege. Dann käme es zu einem Prozess vor dem Regensburger Amtsgericht. Williamson hatte in einem Fernsehinterview den Massenmord an den Juden relativiert.

Pressechef Padre Federico Lombardi begrüßte den Beginn der Gespräche mit den Piusbrüdern am Montag: "Endlich hat man mit der Diskussion doktrineller Fragen an einem dafür angemessenen Ort begonnen. Damit ist eine neue Phase in den Beziehungen angebrochen." Es seien die wichtigsten Themen der folgenden Zusammenkünfte festgelegt worden. Die Treffen sollen voraussichtlich im Zwei-Monats-Rhythmus weitergeführt werden.

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