Wenn eine Stadt zum Gesamtkunstwerk wird: Ein Streifzug durch die sinnlichste Woche der Designwelt.
Mailand im April – die Stadt vibriert. Zwischen historischem Altstadtflair und avantgardistischer Inszenierung verwandelte sich die norditalienische Metropole wieder in das Epizentrum der internationalen Designwelt. Die Salone del Mobile 2025 und der Fuorisalone waren nicht nur Messen oder Events – sie waren ein Lebensgefühl. Die Straßen pulsierten, die Innenhöfe leuchteten, die Menschen strömten von Ausstellung zu Ausstellung wie eine große kreative Community mit einem gemeinsamen Ziel: die Ästhetik mit allen Sinnen zu erleben.
Kunstvolle Möbel & Magische Orte
Von Palazzo Durini, wo Edra seine atemberaubenden Möbel wie Skulpturen präsentierte, bis hin zu den offenen Showrooms von Kartell und Moroso in den Vierteln des Fuorisalone – jeder Ort war eine Bühne, jeder Raum eine Einladung zum Staunen. Die Stadt selbst wurde zum erweiterten Ausstellungsraum: verwunschene Innenhöfe, imposante Palazzi und charmante Gassen bildeten die perfekte Kulisse für ein Designereignis, das weit über Produkte hinausging – es war ein Statement für Design, Kreativität, Gemeinschaft und Vision.
Outdoor wird Indoor – und umgekehrt
Ein besonders starker Trend: Outdoor Living, das sich nicht länger hinter schlichten Materialien und Funktionalität versteckt. Marken wie Fast Spa zeigten Möbel, die mit fließenden Formen, weichen Texturen und wohnlichem Komfort den Außenbereich endgültig ins Indoor-Gefühl holen. Weiche Polster, organische Linien, warme Töne – alles fühlte sich nach Zuhause im Freien an. Die Grenzen verschwimmen, das Lebensgefühl wächst.
Designtrends 2025: Weichheit, Textil & Natürlichkeit
In den Hallen der Salone del Mobile selbst – wo über 2.100 Aussteller aus 37 Ländern vertreten waren – zog sich ein roter Faden durch die unterschiedlichsten Kollektionen: Weichheit in Form, Farbe und Haptik. Die einst klaren, minimalistischen Linien werden kurviger, das Spiel mit Textilien vielfältiger. Naturmaterialien wie Holz, Stein, Leinen und recycelte Stoffe dominieren – dabei wirken die Designs weder rustikal noch roh, sondern raffiniert, modern und emotional.

Highlight: Euroluce 2025 – Das Licht als Herz eines Raumes
In diesem Jahr war es nicht die Eurocucina, sondern die Euroluce, die besonders viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Und das zurecht. Licht wurde hier zur emotionalen Architektur. Leuchten erinnerten an schwebende Kunstobjekte – filigran, skulptural, innovativ. Designer wie Piero Lissoni und Gabriele Buratti machten klar: Licht ist das entscheidende Element, das Atmosphäre schafft, Räume transformiert, Wohlbefinden ermöglicht und einem sofort ins Auge fällt. Die Lichtobjekte, die hier gezeigt wurden, waren keine Begleiter mehr, sondern Hauptdarsteller.
Zahlen, die sprechen – und eine Zukunft, die leuchtet
Trotz globaler Herausforderungen meldete der Salone stabile Zahlen: 302.548 Besucher, davon 68 % aus dem Ausland, ein Ausstellerzufriedenheitswert von 94 %. Und das bei einer Biennale-Ausgabe mit Euroluce. Auch das Kulturprogramm unterstrich den Anspruch des Salone, mehr als nur Messe zu sein – es war ein Ort der Vorausschau, des Dialogs und der Vision.

Fazit: Mailand – mehr als eine Messe, ein Gesamtkunstwerk
Es ist schwer in Worte zu fassen, was sich zwischen den Straßen von Brera, dem Rho-Messegelände und den kunstvollen Installationen abspielte. Die Design Week ist längst wichtiger als die Mailänder Modewoche – sie ist universeller, emotionaler, zugänglicher. Wer einmal dort war, weiß: Man kommt verändert zurück. Und vielleicht ist das das größte Kompliment, das man einer Veranstaltung machen kann.