Schattig und trocken: So sehen die Problemstandorte im Garten aus. Meist sind es hohe Bäume wie Rosskastanien, Birken der Eschenahorn, die für unwirtliche Bodenverhältnisse sorgen. Schattenstauden wie Hosta, Astilben, Wachsglocken und Herbstanemonen, die im kühl-feuchten Schatten elegant wirken, vergehen dort. Daher bleibt der Boden unter den Bäumen oft kahl.
Das sehr dichte, aggressive Wurzelwerk kurz unter der Bodenoberfläche ist schuld daran. Die Feinwurzeln derartiger Bäume - Pappel, Hainbuche und Linde gehören auch dazu - nehmen unglaubliche Wassermengen auf. Selbst nach ausgiebigen Regenfällen ist der Boden unter ihnen innerhalb kurzer Zeit wieder trocken. Fachleute bezeichnen sie als "pumpende" Gehölzarten, die früher sogar gezielt eingesetzt wurden, um Gebäude oder nasse Stellen trocken zu legen.
Die feinen Baumwurzeln entdecken auch frisch auf- oder eingebrachten Mulch oder gut mit Nährstoffen versorgte Topfballen und durchwurzeln sie in kurzer Zeit. Pflanzliche Neulinge, die hier Fuß fassen wollen, müssen sich also gegen heftige Konkurrenz durchsetzen. Für die Bepflanzung im trockenen Schatten eignen sich daher einerseits flach wurzelnde, durchsetzungsstarke Arten, andererseits Pflanzen, deren Lebensrhythmus dem der Bäume entgegen läuft.
Zu letzteren gehören Zwiebelblumen und -knollen, die zum Sommer einziehen. Etliche von ihnen kommen erstaunlich gut mit dem schwierigen Standort zurecht - etwa die winterharten Alpenveilchen. Sie ruhen während des Sommers, weil es dann in ihrer mediterranen Heimat viel zu heiß ist. Erst wenn die Bäume sich auf das Ende der Vegetationsperiode einstimmen, fängt ihre Zeit des Wachstums an. So entstehen unter den Bäumen wintergrüne Horste und Matten.
Schon vor dem Blattaustrieb erfreut Cyclamen hederifolium mit seinen hübschen Blüten. Cyclamen coum blüht im frühen Frühjahr, sobald der Frost aufhört. Ihnen können Schneeglöckchen und Blausternchen (Scilla) Gesellschaft leisten, solange der Boden humushaltig genug ist. Die Leberblümchen (Hepatica) mit ihren meist blauen Blüten passen sich ganz gut an Sommertrockenheit an. Auch die Haselwurz mit ihren wie lackiert glänzenden Blättern und dicht am Boden anliegenden Blüten kann den Platz unter den Bäumen beleben.
Hart im Nehmen sind die Lenzrosen. Im Frühjahr schmücken sie sich mit weißen, rötlichen, purpurnen, manchmal auch gelben Blüten, die mit hübschen Tupfen und Strichen gezeichnet sind. Sie gefallen rund ums Jahr mit großen, handförmigen Blätter. Wird die Sommertrockenheit zu heftig, werden sie zwar schlapp. Der nächste kräftige Guss richtet sie aber wieder auf.
Zu den flachwurzelnden, durchsetzungsstarken Stauden gehören überraschenderweise einige Astern. Aber nicht die üppigen Beetastern, sondern zähere Arten. Aster ageratoides 'Asran' ist so ein Gartenheld, der im Spätsommer auf den beschatteten Flächen einen violettblauen Blütenteppich ausbreitet. Aster macrophyllus 'Albus' zaubert eine dichte Bodendecke, die im Hochsommer mit weißen Blütensternen bestickt ist. Unerschrocken breitet das Kleine Immergrün (Vinca minor) im Schatten seine flache grüne Matte aus. Im Frühjahr sitzt es voll mit kleinen blauen, manchmal auch weißen Blütenrädern. Wenig auffällige Blüten, dafür aber hübsch gezeichnete Blätter sind der Schmuck der Heuchera.
Als wahrer Schatz an schattig-trockenen Standorten bewährt sich die Mandel-Wolfsmilch (Euphorbia amygdaloides). Nach der auffällig gelbgrünen Blüte im Frühjahr gefällt sie durch sauber angeordnete Blattquirle. Erobert sie mit ihren Ausläufern Bereiche, die ihr nicht zukommen, ist sie rasch ausgerupft. Das gilt auch für den Balkan-oder Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum), der von Mai bis Juli weiße Blüten mit auffällig roten Staubgefäßen trägt. Wie Vinca, Heuchera und Euphorbia ist auch Geranium macrorrhizum wintergrün und sorgt so das ganze Jahr hindurch für Farbe.