Verstaubtes Thema „Frühjahrsputz“? Von wegen! Immerhin entrümpeln 60 Prozent der Österreicher bei Beginn der ersten Sonnenstrahlen ihr Zuhause. Wir zeigen, wie Sie Ballast abwerfen und Platz für Neues machen. Inklusive der KonMari-Methode.
Mit steigenden Temperaturen löst sich nicht nur die Natur von den Überresten des kalten Winters, um sich in frisches und frohes Gewand zu hüllen. Auch wir machen uns an den obligatorischen Frühjahrsputz, um unser Zuhause wieder strahlen zu lassen und dem Winter ade zu sagen. Warum es unserer Seele guttut, uns von Dingen zu lösen, und wie es funktioniert, zeigen wir anhand der KonMari-Philosophie von Aufräum- und Ordnungsberaterin Marie Kondo sowie vielen weiteren bewährten Aufräum-Methoden.
Aller Anfang ist schwer
Egal, ob Haushalt, Kleiderschrank oder Gewohnheiten: Entrümpeln fällt vielen Menschen schwer. So sammeln sich Berge von alten Zeitschriften an, in denen irgendwo ein interessanter Artikel zu finden sein könnte, aufgehobene Kleidung, in die man vielleicht irgendwann noch einmal hineinpassen wird, oder die zusammengetragenen Mitbringsel aus dem Urlaub. Die Liste der gehorteten und zumeist unnützen Dinge ist lang. Der Frühlingsputz bietet jedoch die Gelegenheit einer Erneuerung, einer inneren und äußeren Reinigung. Denn jedes äußere Ausmisten führt auch zu innerem. Laut Studien sollen Stapel – dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Papier- oder Wäschestapel handelt – eine blockierende Wirkung auf die Psyche haben, da sie uns unbewusst ständig ein schlechtes Gewissen suggerieren. Bevor man sich von Altlasten befreit, sollte man sich daher zuallererst die Frage stellen, was einen im Leben einengt oder belastet.
Die „Magic Cleaning“-Philosophie
Erfinderin Marie Kondo, Autorin des gleichnamigen Buches „Magic Cleaning“, gilt als der japanische „Aufräum-Guru“ – sie schafft es, mit ihrem Ratgeber auf Platz eins der Bestsellerliste der „New York Times“. Der Aufräum-Hype ging so weit, dass selbst das Streaming-Portal Netflix eine Serie über ihre Ordnungs-Handhabung ausstrahlt.
Ihr Credo klingt einfach. Kondo sagt, wer seine Gewohnheiten ändern will, muss seine Einstellung ändern. Der Mensch ist ein Sammler. Kondo schätzt, dass im Durchschnitt ein Drittel eines Haushalts unnütz sei. Umgeben sollte man sich allerdings nur mit Gegenständen, die man wirklich braucht und die einem Freude bereiten.
Das Ausräumen beginnt bei Kondo mit dem Aussortieren und Reduzieren des Ungebrauchten. Erst danach wird über Ordnungsprinzipien oder Orte zur Aufbewahrung nachgedacht. Wie die Entrümpelung im Detail funktioniert, lesen Sie im Kasten rechts. Laut Kondo ist Aufräumen nicht das Ziel, sondern ein Werkzeug. Das eigentliche Ziel ist es, den Lebensstil einzurichten, den man sich wünscht.
„Drei-Stapel-Methode“
Eine weitere bewährte Methode ist die „Drei-Stapel-Methode“. Hierbei gibt es einen Stapel für „Behalten“, einen für „Verschenken oder Verkaufen“ und einen für „Müll“. Wem es wirklich sehr schwer fällt, sich von Sachen zu trennen, dem hilft ein Probelauf: Die Dinge in einer Box verstauen und in den Keller räumen. Wenn die Gegenstände nach einer Zeit nicht vermisst wurden, fällt das Ausmisten gleich viel leichter. Unbedingt entsorgt gehören beschädigte Sachen und alte Rechnungen, Postkarten und Mitbringsel aus dem Urlaub, die nur für den Moment schön und praktisch waren, aber nun mehr zu Staubfängern zählen.
Checklisten
Eine To-do-Liste ist hilfreich. Deshalb sollten Sie sich gleich mehrere anlegen. Fassen Sie auf einer Aktionsliste alle geplanten praktischen Tätigkeiten zusammen – diese werden in Einzelschritten aufgeschrieben. Statt nur „Kleiderschrank ausmisten“ sollte auf der Liste stehen, was genau an der Reihe ist. Auf einer anderen Liste, eine Wunschliste, kommen alle Dinge, die Ihrer Seele guttun könnten. Sei es eine Schnupperstunde Yoga oder mehr Kontakt zu alten Schulfreunden. Notieren Sie Träume und Pläne, die Sie schon lange in Angriff nehmen wollten. Saubermachen im „Seelenhaushalt“ heißt, sich über Gewohnheiten klar zu werden, die unzufrieden machen. Die nächste Liste, die Entrümpelungsliste, ist dazu da, alle Dinge zusammenzufassen, die Sie ablegen wollen, wie etwa das Beharren auf Standpunkten oder lästige Angewohnheiten wie das Rauchen. Lassen Sie bei jedem Thema Platz für mögliche Alternativen. Es gilt: ausprobieren und nicht die Geduld verlieren! Schlechte Gewohnheiten lassen sich nicht immer gleich von heute auf morgen „entrümpeln“.
Körper & Seele gleich mitputzen!
Das Aufräumfieber hat Sie nun gepackt? Gut so, dann entrümpeln Sie Ihren Organismus gleich mit. Gesundes Essen macht Ihren Körper regelrecht „frühlingsfit“. Obst und Gemüse liefern das Anti-Erkältungs-Vitamin C – dieses fungiert u. a. mit Vitamin E als Radikalfänger im Körper. Freie Radikale sind Abfallprodukte des Stoffwechsels, die durch schlechte Ernährung und Umwelteinflüsse entstehen. Unterstützen Sie den Frühjahrsputz zudem mit Bewegung an der frischen Luft. Diese bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung und steigert die Produktion roter Blutkörperchen, die den Sauerstoff von der Lunge in jeden Winkel des Körpers transportieren. Wir fühlen uns frisch, energiegeladen und der Abtransport von Abfallprodukten wird beschleunigt. Wer nun vor Motivation strotzt, sollte sich auch gleich von digitalem Müll befreien – mit kleinen Auszeiten und einem genauen Blick auf die „Freundeslisten“ und Abonnements.
So bleiben Sie dran!
Wie eine Diät zeigt auch Ordnung nur Wirkung, wenn sie zum Lifestyle wird. Nachdem Sie Ihr Zuhause – und am besten Ihren Körper und Ihre Seele – von Überflüssigem befreit haben, sollten Sie sich künftig bewusster entscheiden, was Sie in Ihr Leben lassen. Wer für Anschaffungen die Fragen im Hinterkopf behält: „Bringt es Freude, inspiriert es mich?“, der wird klüger und auch stilsicherer konsumieren. Viele Dinge kommen erst gar nicht mehr ins Haus und sammeln sich an. Auch in anderen Lebensbereichen führt diese Denkweise dazu, zu wichtigen Dingen bewusster „Ja“ zu sagen und viele Dinge, die keine Freude bereiten, abzulehnen.
Erklärung:
Marie Kondo hat sich mit ihrer KonMari-Methode darauf spezialisiert, „in einem Schwung, in kurzer Zeit perfekt“ aufzuräumen – und diese Ordnung ein Leben lang zu erhalten. Dabei wird der eigene Besitz in Kategorien eingeteilt und darauf geprüft, ob er einem Freude bereitet.
Die drei Schritte
1. Schritt: Im ersten Schritt der Methode holen Sie alle Dinge einer Kategorie hervor. Diese sind: Kleidung (inkl. Taschen und Schuhe), Bücher, Unterlagen, restlicher Kleinkram wie Haushaltsgeräte und Erinnerungsstücke. Das Ziel des Anhäufens ist es, dass Sie einen Überblick über Ihren Besitz erhalten. Außerdem führt Ihnen dieser Schritt vor Augen, wie viel Besitz sich angehäuft hat.
2. Schritt: Wenn Sie alles einer Kategorie vor sich sehen, nehmen Sie jedes Teil in die Hand und fragen sich: Macht mir dieser Besitz Freude?
Jedes Teil, das kein klares „Ja“ bekommt, wird gespendet.
3. Schritt: Alle Dinge bekommen einen festen Platz zugeschrieben. So gehen Sie sicher, dass es aufgeräumt bleibt, denn alles kommt nach Benutzen wieder an seinen Platz.
Kondos beste Tipps
Nach Kategorien:
Die Organisationsberaterin Marie Kondo empfiehlt, eine Reihenfolge beim Aufräumen zu beachten: Kleider, Bücher, Papiere, Kleinkram, Erinnerungsstücke. Kleidung fällt am leichtesten und man trainiert sich im Abschiednehmen. Erinnerungen fallen am schwersten, deshalb kommen sie zum Schluss.
Alles Anfassen:
Nun geht es Schritt für Schritt: Nehmen Sie eine Sache in die Hand, fassen Sie sie an, schauen Sie sie an. Hier können Sie das Hirn ausschalten, Kondo rät, auf das Körpergefühl zu achten. Wie fühle ich mich mit dem Gegenstand? Zieht er mich runter, werde ich verspannt oder sagt der Körper „Ja“?
Alles hat einen Platz:
Die Dinge, die Freude bereiten oder schlichtweg notwendig sind, werden an einem bestimmten Ort aufbewahrt. Eine Kategorie hat einen bestimmten Platz. Für die Kategorie Kleidung hat sich Marie Kondo eine bestimmte Art des Faltens und Aufbewahrens ausgedacht. Mit ihrer Aufstell-/Roll-Technik ist alles, was man besitzt, auf einen Blick überschaubar, griffbereit und platzsparend verstaut.
Tempo und Konsequenz:
Aufräumen sollte laut Marie Kondo rasch passieren. Ordnung schaffen ist für die Japanerin ein besonderes Event, kein ständiger Prozess. Nehmen Sie sich eine Kategorie vor und setzen Sie sich Deadlines. Zum Beispiel eine halbe Stunde für die Kategorie „Socken“ oder „Stifte“ und das Thema ist erledigt. Erfahrungsberichte zeigen, dass Leute sich drei Monate für ihren Haushalt vornehmen und nach der Methode ihr komplettes Zuhause verändern.
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Marie Kondo erklärt in „Das große Magic-Cleaning-Buch“ ihren Plan zum gründlichen Ausmisten. Rowohlt-Verlag um 15,50 Euro.
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