Sie haben Ihre Fragen während der madonna24-Aktion "Schreiben Sie hier Ihre Anliegen an die neue Frauenministerin" an Heidrun Silhavy gestellt - Lesen Sie hier die Fragen & Antworten.
(c) PautyLesen Sie hier die Fragen und Antworten:
Zum Thema Frauen & Männer
Frage: Chancengleichheit ist noch immer ein sehr aktuelles Thema in
Österreich – welche Schritte wollen Sie unternehmen?
Antwort:
Gerade Chancengleichheit im Beruf, bei den Einkommen ist mir ein
wichtiges Anliegen. Ich werde mich mit aller Kraft dafür
einsetzen, die Rahmenbedingungen strukturell so zu verändern, dasss
sie diskriminierungsfrei sind. Um das zu erreichen halte ich Hilfsmittel wie
Quotenregelungen, Frauenförderpläne, Gender Mainstreaming, aber auch den
Ausbau der Kinderbetreuung und Verbesserungen im Pflegebereich, wie die
Erhöhung des Pflegegeldes, für notwendig.
Frage: Es ist
ja leider noch immer so, dass wir Frauen weniger als unsere männlichen
Zeitgenossen verdienen. Ist das auch bei Ihnen der
Fall?
Antwort: Leider ist das so. Obwohl ich nicht
aktiv in den Gehaltsverhandlungen eingebunden bin, werde ich mich im Vorfeld
für eine gerechte Einkommensverteilung einsetzen. Wichtig ist mir eine
Untersuchung der Entgeldfinungsmethoden das heißt inwieweit die
Zusammensetzung von Löhnen Frauen bereits diskriminieren. Als Beispiel: Ob
körperlich anstrengende Arbeit mehr wert ist als Berufe, die einen hohen
persönlichen Einsatz fordern, also etwa Berufe in der Betreuung von
Menschen. Was Ihre Frage zu meinem Einkommen betrifft:
Minister Innengehälter sind per Gesetz geregelt.
Frage: Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit: wie wollen Sie gegen
den Einkommensunterschied, den es für Frauen immer noch gibt,
vorgehen?
Antwort: Solange Frauen sich noch
immer überproportional in den unteren Einkommensbereichen befinden, ist es
mir als Frauenministerin besonders wichtig, Maßnahmen zu setzen, die gerade
die unteren und mittleren Einkommen entlasten. Hier bedarf es zusätzlicher,
ausgleichender Maßnahmen und durchaus kreativer Lösungen, wie etwa den
Wegfall beziehungsweise die Reduktion der Arbeitslosenversicherungsbeiträge
für Einkommen bis 1.350 Euro.
Damit haben rund 850.000 Frauen seit 1.7.08 netto mehr Einkommen zur Verfügung. Auch der Mindestlohn von 1.000 Euro ist ein wichtiger Schritt. Es gilt aber auch, Frauen und Mädchen noch viel stärker zu ermutigen, auch technische Ausbildungen und Berufe zu ergreifen. Die Verbesserung der Chancen am Arbeitsmarkt, die Förderung praxisnaher Ausbildungen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, die Höherqualifizierung und Erschließung "nicht-traditioneller" Berufsfelder sowie die Förderung von Chancengleichheit und Gender Mainstreaming sind wesentliche Element neben Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für die ich mich einsetzen werden, um die Einkommensschere weiter zu schließen.
Zum Thema Karenz
Frage: Wie sehen Ihre Ziele zum Thema Karenz (auch in Bezug auf die
Väter-Quote) aus?
Antwort:
Kinderbetreuung kann nicht die alleinige Aufgabe von Frauen
sein. Auch wollen viele, gerade junge Väter auch aktiv diese Rolle
wahrnehmen und sich bewusst Zeit für ihre Kinder nehmen. Dabei möchte ich
sie unterstützen, da es so auch zu mehr Partnerschaftlichkeit kommt und
die beruflichen Auswirkungen die die Geburt eines Kind für viele
Frauen mit sich bringt, wie etwa Einkommenseinbußen beim Wiedereinstieg,
geringere Aufstiegschancen und damit auch gerine Einkommen für das weitere
Erwerbsleben, könnten durch eine Steigerung der Väterbeteiligung in der
Kinderbetreuung reduziert werden.
Viele Väter würden gerne in Karenz gehen, können es sich aber aufgrund des damit oft verbundenen Wegfalls des höheren Einkommens nicht leisten. Um dem entgegenzuwirken ist aus meiner Sicht die Einführung eines Papamonats mit Kündigungsschutz und Entgeltersatz ein wichtiger Beitrag Männer schon unmittelbar nach der Geburt die Möglichkeit zu geben eine emotionale Bindung zum Kind aufzubauen und die Mütter zu entlasten. Aber auch die Einführung der Arbeitszeitgrenze statt der Betragsgrenze beim Kinderbetreuungsgeld halte ich als Schritt in Richtung einkommensabhängiges Karenzgeld für wichtig.
Aber auch die Regelungen bei der Pflegefreistellung sollten dahin gehend
geändert werden, dass Männer auch dann einen Anspruch auf Pflegeurlaub haben
wenn sie nicht (mehr) im gemeinsamen Haushalt mit den Kindern leben oder es
nicht ihre leiblichen Kinder sind. Aber auch die Wirtschaft muss besser
dafür sensibilisiert werden, damit Männer von ihren Rechten auch Gebrauch
machen können, ohne berufliche Nachteile befürchten zu müssen.
Frage: Frauen und Karenz: wie kann man Müttern den Wiedereinstieg
ins Berufsleben erleichtern?
Antwort: Die
Erfahrungen aus der Evaluierung des Kinderbetreuungsgeldes alt haben uns
gezeigt, dass es für Frauen umso schwieriger wird wieder in
den Beruf einzusteigen, je länger die Berufsunterbrechung aufgrund
der Geburt eines Kindes gedauert hat. Daher setze ich mich für weitere
Verbesserungen beim Kinderbetreuungsgeld wie die Einführung einer
Arbeitszeitgrenze als Alternative zur betragsmäßigen Zuverdienstgrenze ein,
um jenen Frauen, die die Berufsunterbrechung kürzer halten möchten, das auch
zu ermöglichen, ohne dass sie auf die Familienleistung Kinderbetreuungsgeld
verzichten müssen.
Für einen rascheren Wiedereinstieg ist aber auch das Betreuungsangebot entscheidend. Nur wenn ich als Mutter weiss, dass mein Kind in einer qualtitativ und pädagogisch hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtung gefördert und betreut wird, kann ich Beruf und Familie auch tatsächlich vereinbaren. Da mit dem Wiedereinstieg nach einer Karenz aber auch andere Nachteile wie Entgeltreduktionen und verschlechternde Versetzungen verbunden sein können ist es mir wichtig auch hier, etwa bei den Regelungen der Elternteilzeit über Verbesserungen ernsthaft zu diskutieren.
Aber nicht nur die Mütter sind gefordert, wenn es um einen erfolgreichen Wiedereinstieg geht. Gerade auch die Unternehmen müssen einen Beitrag leisten, etwa durch die Möglichkeit, dass Frauen in Karenz auch an betrieblichen Aus- und Weiterbildungen teilnehmen können und auch Kontakt zu Ihrem Unternehmen halten können. Auch sollten Unternehmen gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen schon frühzeitig individuelle Wiedereinsteigsszenarie vereinbaren. So könnte der Wiedereinstieg für beide Seiten planbarer gestaltet und damit erleichtert werden.
Zum Thema Ziele
Frage: Was sind Ihre Hauptziele als Frauenministerin und wie wollen
Sie diese erreichen?
Antwort: Ich bin bekannt für
meine Hartnäckigkeit. Meine Hauptziele sind die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie, mehr Frauen in Beschäftigung; gerechte und qualifizierte Teilzeit;
Unterstützung bei der atypischen Berufswahl; partnerschaftliche Aufteilung
der unbezahlten Arbeit; Erhöhung der Inanspruchnahme
der Väterkarenz; Frauenförderung; Kampf gegen
Armut; Entlastung der Frauen in den unteren und mittleren
Einkommensschichten durch die Teuerungswelle, denn jede Entlastung ist auch
eine Frauenmaßnahme; Ausbau der Gewaltschutzzentren und
Frauenberatungsstellen . Um diese Ziele zu erreichen, habe gibt es
bereits viele verschiedene Vorschläge, die ich mit den zuständigen
MinisterkollegInnen immer wieder diskutieren werden und ich werde immer
wieder auf die Benachteiligungen von Frauen und die Lebenssituationen von
Frauen aufmerksam machen.
Frage: Was glauben Sie noch in dieser kurzen Zeit (bis zur Neuwahl)
erreichen zu können?
Antwort: Bewußtsein schaffen
für die Anliegen der Frauen; gesetzliche Maßnahmen werden nur mehr sehr
schwer durchzusetzen sein durch die Blockadepolitik der ÖVP
Frage: Ist Johanna Dohnal ein Vorbild für Sie? Welche Dinge, die sie
für Frauen umgesetzt hat, finden sie gut, welche
weniger?
Antwort: Johanna Dohnal ist eine der
Leitbilder der österreichischen Frauenbewegung. Mit Vorbildern tue ich mir
etwas schwer, denn es gibt so viele hervorragende Frauen in Österreich, die
für Frauen unglaublich viel bewegt haben.
Frage: Wäre es für die kommende Legislaturperiode nicht ratsamer,
das Frauenministerium mit dem Familienministerium
zusammenzulegen?
Antwort: Ein klares Nein. Solange
es nicht zu einer vollkommenen Gleichstellung von Frauen in unserer
Gesellschaft kommt, muss es ein Frauenministerium geben. Frauenpolitik ist
viel mehr als reine Familienpolitik . Die Anliegen von Frauen
müssen in allen Bereichen berücksichtigt werden, egal ob es um Familien, die
Arbeitswelt, den Konsumtenschutz, die Sicherheit oder die Finanzen
geht. Wir müssen immer und immer wieder die Finger auf die Wunden
der Nichtgleichbehandlung, der Chancenungleichheit legen, sie
aufzeigen und der Mehrheit der Bevölkerung zu ihrem Recht zu
verhelfen.
Zum Thema Nach Neuwahlen (im Herbst)
Frage: Glauben Sie, dass Sie nach den Neuwahlen das Amt der
Frauenministerin noch innehaben werden?
Antwort: Die
Wählerinnen und Wähler entscheiden: Ich lasse mich in meinen
Überzeugungen und Vorhaben von keinem Wahltermin beeindrucken.
Ich möchte Politik für Frauen machen, egal wann gewählt
wird.
Plötzlich Frauenministerin
Heidrun Silhavy
wurde als Nachfolgerin von Doris Bures präsentiert.MADONNA traf die künftige
Frauenministerin zum erstaunlich privatenInterview.
Des einen
Leid, des anderen Freud, könnten böse Zungen behaupten. Denndass Doris Bures
ihren Frauenministerposten abgebenmusste, um Bundeskanzler Gusenbauer
alsWieder-SP-Bundesgeschäftsführerin den Rücken zu stärken (in MADONNA
gabsie ihr großes Abschiedsinterview), scheint die engagierte Politikernnoch
immer nicht ganz glücklich zu machen.
Ihr einst strahlendes
Lächeln versucht nun eine andere anzulegen:Heidrun Silhavy (52) wurde
überraschend als Nachfolgerin präsentiert.MADONNA durfte die sympathische
Steirerin und Noch-Staatssekretärin vonihrer bisher unbekannten, offenen
Seite kennenlernen.
Frau Staatssekretärin, Sie haben eine
aufregende Woche hinter sich. Hatten Sie anfangs Bedenken „Ja“ zu sagen?
Heidrun Silhavy: Wenn man in der Politik so
weit gegangen ist, wie ich,gibt es keine Angst mehr. Ich sage immer: Der
Lohn der Angst ist einevolle Hose (lacht). Trotzdem bin ich ein Mensch, der
sich überlegt,welche Anforderungen mit so einer Aufgabe verbunden sind und
ob ich mirdas zutraue. Ein typisches
Frauenleiden...
Welche Stärken machen Sie zu einer guten
Frauenministerin?
Silhavy: Ich bin seit
52 Jahren Frau, davon 25 Jahre aktiv inder Frauenarbeit in der Gewerkschaft,
in den Partei- und Frauengremien.Ich war in der Arbeiterkammer maßgeblich
daran beteiligt, dass wir einFrauenreferat geschaffen haben. Da gibt es
viele Dinge, auf die manzurückgreifen kann.
Und Ihre
Schwächen?
Silhavy: Ich bin jemand, der
sich nicht unbedingt nach vornedrängt und sich gerne vor die Kameras stellt.
Man hat mir einmalgesagt, dass man, wenn man in der Politik ist, auch
schauspielerischeFähigkeiten haben muss. Das ist nicht ganz Meines. Aber ich
werde michbemühen – auch der Frauenthemen wegen – die Medien
aufzusuchen.
Eines der Hauptanliegen von Doris Bures war
die Karenz-Väter-Quotezu erhöhen, Sie möchten dieses Ziel
weiterverfolgen. Haben Sie Ihrenheute 34-jährigen Sohn auch in Richtung
Emanzipation erzogen?
Silhavy: Absolut! Bei uns war es
ganz normal, dass jeder allesmacht. Ich hatte aber auch den Vorteil, dass
mein – heute geschiedener– Ehemann mich auch bei der Erziehung unseres
Kindes in diese Richtungzu hundert Prozent unterstützt hat. Als Richard ein
Teenager war,musste er seine Sachen zum Beispiel selbst bügeln. Und mein
Mann hatschon bügeln gelernt, als unser Sohn klein war. Er hatte überhaupt
keinProblem damit. Beide bügeln super. Meine Mutter hat lange gebraucht,bis
sie das akzeptiert hat. Das Wesentliche in jeder Familie ist, dassdie
Hausarbeit und die Kinderbetreuung nicht nur einem Geschlechtzugeordnet
ist.
Ab welchem Alter kann man Ihrer Meinung nach ein
Kind in Fremdbetreuung geben?
Silhavy: Das ist ganz
individuell. Mein Sohn ist mit eineinhalbJahren in die Krabbelstube
gekommen. Zugegeben: Ich selbst hätte ihnoft schon wegen einem Wimmerl zu
Hause gelassen. Aber mein Mann hatmich dankenswerterweise immer vom
Gegenteil überzeugt. Und dem Richardhat es dort ja auch gut gefallen.
OptimaleKinderbetreuungsmöglichkeiten sind ja nicht nur für die Eltern,
sondernauch für die Kinder wichtig.
Doris Bures hatte mit
der Familienministerin oft eine harte Diskussionspartnerin – wie werden
Sie sich durchsetzen?
Silhavy: Ich habe mit Andrea Kdolsky
noch nie über Familienpolitikdiskutiert. Aber ich glaube, dass wir an und
für sich eine guteGesprächsbasis haben – wie auch mit Staatssekretärin
Christine Marek.Ich hoffe diesbezüglich auch auf eine gewisse
Frauensolidarität. Indemman die Dinge persönlich ausspricht und nicht über
andere ausrichtet.Gerade als Frauenministerin sollte man die Solidarität
zwischen Frauenvorleben. Wir werden sehen, ob es möglich ist. Meine
Zielsetzung istes, gemeinsam Dinge zu erreichen und durchzusetzen, aber ich
scheueauch die Diskussion nicht.
Ihre Vorgängerin hat
sich nie darüber beschwert, kein eigenes großes Budget über zu haben.
Was halten Sie davon?
Silhavy: Kein Minister würde wohl
sagen, dass er nicht gerne eingrößeres Budget hätte. Aber Doris Bures hat
sicher ganz richtigerkannt: Frauenpolitik ist eine Querschnittsmaterie. Es
ist ganzwesentlich, dass sie nicht nur in einem Ressort, sondern in
jedemanderen auch umgesetzt wird.
Dieser Tage wurde
abermals darüber diskutiert, ob denn ein Frauenministerium überhaupt
notwenig sei. Was meinen Sie dazu?
Silhavy: Wenn Sie mir
beweisen, dass alle Frauen gleich behandeltwerden und Chancengleichheit mit
Männer haben, sage ich auch sofort:Wir brauchen es nicht mehr! Solange das
nicht der Fall ist, werden wirimmer ein Frauenministerium brauchen, weil es
notwendig ist, derMehrheit der Bevölkerung zu ihren Rechten zu verhelfen.
Das isttraurig, aber es ist so.