Viele Benimmregeln passen mehr nicht in die heutige Zeit. Dafür gibt es einige neue Regeln, die viele nicht kennen.
Es gehört sich zum Beispiel nicht, den Milchschaum der Latte Macchiato zu löffeln. Und wenn das Handy an der Supermarktkasse klingelt, ist es unhöflich, beim Bezahlen an das Telefon zu gehen. Hier neue Benimmtipps im Überblick:
LATTE MACCHIATO
"Eine Latte Macchiato ist keine Art Dessert
oder Pudding, den man löffelt, sondern ein Getränk",
erläutert die Etikette-Trainerin Nandine Meyden. "Und Getränke
werden getrunken und nicht gegessen." Außerdem gelte nach wie vor die
Regel, dass Kaffeelöffel nach dem Umrühren nicht abgeleckt, sondern auf der
Untertasse abgelegt werden sollten.
Das sieht die Image-Beraterin Imme Vogelsang ebenso: "Wenn ich im Café unterwegs bin, löffele ich ganz bestimmt keinen Milchschaum." Wer guten Stil zeigen will, tut es den Etikette-Expertinnen gleich. Die modernen Kaffee-Varianten sind ohnehin eine Quelle schlechten Stils. Vielen ist der Espresso mit Milch am liebsten - die italienischen Sitten für seinen Genuss missachten sie aber.
Nach dem Essen gehört sich zum Beispiel längst nicht jeder Kaffee - ein Cappuccino beispielsweise sei dann tabu. "Nach einem mehrgängigen Essen gehört zum Abschluss nur ein Espresso", sagt Vogelsang. "Denn wer nach einem mehrgängigen Menü etwas mit Milch trinkt, hat nicht wirklich Stil. Denn damit signalisiere ich dem Gastgeber: 'Ich bin nicht wirklich satt geworden.'" Außerdem könne der Kaffee mit Milch seine wohltuende Wirkung nicht richtig entfalten, ergänzt Meyden: "Die Milch verhindert, dass der Kaffee den Kreislauf so richtig ankurbelt und belebt und etwas für die Verdauung tut."
WEIN
Auch beim Wein ist den Expertinnen zufolge viel Unsicherheit
und Unwissen vorhanden. Das Glas gehört zum Beispiel nicht am Kelch
angefasst: "Ein Glas mit Stil hat einen Stil, weil man es am Stil
anfasst", erklärt Vogelsang. Alles andere hinterlasse Abdrücke von Fett
oder Schweiß. Und die Hand am Glas verändert die Trinktemperatur des Weins. "Und
Wein wird hoffentlich in der richtigen Trinktemperatur serviert, damit er
seinen optimalen Geschmack entwickelt." Wer den Kelch mit der
Handfläche anfasst, verändert die Temperatur und damit den Geschmack. Und er
beweist, dass er von der richtigen Temperatur nichts versteht und dem
Gastgeber keine Servier-Kenntnisse zutraut.
EINGELADEN
Wenn der Gastgeber in der Einladung ausdrücklich
wünscht, dass die Gäste auf ein Geschenk verzichten sollen, fühlen sich
viele mit leeren Händen dennoch unwohl. "Wir als Eingeladene
müssen Wünsche des Gastgebers respektieren", erklärt aber
Meyden. Dabei sei es egal, ob es um die Kleidung, die Uhrzeit oder
Mitbringsel geht. "Eine Missachtung der Wünsche bringt den Gastgeber
und andere Gäste in Verlegenheit." Es sei besser zu fragen, ob ein
Gast dem Gastgeber sonst etwas Gutes tun könne - vielleicht zum Büfett
beizutragen.
Info
Nandine Meyden, Lexikon der Benimmirrtümer - Populäre
Fettnäpfchen und wie man sie umgeht, Ullstein Buchverlage, ISBN:
978-3-548-37287-7, 9,20 Euro.