Unwirksamere Methoden am Vormarsch

Das ist die beliebteste Verhütungsmethode

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"Gynmed-Report": So verhütet Österreich. 

Empfängnisverhütung in Österreich ist und bleibt eine Thematik voller Wissenslücken und Missverständnisse: Wie der am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellte dritte "Gynmed-Report" zeigt, gibt es bei hochwirksamen Verhütungsmitteln einen Rückgang. Weniger wirksame Methoden wie etwa Kondome sind dagegen am Vormarsch. Dazu kommt eine zunehmende Skepsis gegen hormonelle Mittel.

Seit 2012 sank die Verwendung aller hormoneller Verhütungsmittel zusammen - also beispielsweise Pille oder Hormonpflaster - von 60 auf 44 Prozent. Für sechs von zehn Frauen ist Hormonfreiheit "wichtig bis sehr wichtig", zeigte die repräsentative Studie des Meinungsforschungsinstituts Intergral unter 881 Frauen sowie 901 Männern im Alter von 16 bis 49 Jahren. Pille, Hormonpflaster, -spritze oder auch -ring zählen allerdings derzeit zu den effektivsten Möglichkeiten. Viele Frauen möchten verhüten, ohne in die "natürlichen" Abläufe im Körper einzugreifen, erläuterte Psychologin Elisabeth Parzer. Mit Ausnahme von hochwirksamen Methoden wie Kupferspirale und Sterilisation basieren aber die effektivsten Methoden auf dem Hormon-Prinzip. Allerdings herrsche auch hier viel Irrglaube: Mehr als die Hälfte von jenen, die Pille, Pflaster oder Ring anwenden, machen jeden Monat eine siebentägige Pause, wodurch eine Blutung ausgelöst wird - künstlich, nicht natürlich, was nur wenigen bewusst ist. 69 Prozent begründet dies mit der falschen Vorstellung, dass dies besser für den Körper sei. Laut den Experten ist diese Pause allerdings nicht notwendig.

Mehr als ein Fünftel verhütet gar nicht

Mit 38 Prozent kommt das - mittelmäßig wirksame - Kondom am häufigsten zur Verhütung einer Schwangerschaft beim Sex zum Einsatz. Mehr als ein Fünftel (22 Prozent) verhütet gar nicht. Eine fatale Fehleinschätzung betrifft die (natürliche) Fruchtbarkeit der Frau: Der Großteil geht davon aus, dass null bis drei (23 Prozent) bzw. höchstens sieben (40 Prozent) Schwangerschaften im Leben möglich sind - die aktuelle Zahl beläuft sich tatsächlich auf 15, was nur 13 Prozent richtig einschätzen.

Viele Missverständnisse: Nachholbedarf in Österreich

Grundsätzlich bestätigt der 3. Österreichische Verhütungsreport, dass die Bevölkerung im internationalen Vergleich wenig verhütet und viele falsche Vorstellungen und Ängste herrschen. Die meisten Frauen (83 Prozent) und auch Männer (89 Prozent) gaben an, grundsätzlich mit ihrer Sexualität zufrieden zu sein. Beide Geschlechter würden darüber hinaus gerne "Verhütungsverantwortung" übernehmen - allerdings herrsche hier ein Missverständnis und Kommunikationsbedarf zwischen den Geschlechtern. Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der männlichen Befragten würde eine wirksame reversible Methode anwenden, wenn es sie gäbe, während die meisten Frauen überzeugt sind, dass die Thematik Männern egal ist, sie nicht darüber nachdenken oder ihnen der Status quo sogar recht ist. Verhütung ist nicht grundsätzlich Frauensache: Ein Viertel gab an, zuständig wären beide Partner, allerdings übernehmen Frauen die Verantwortung generell fast doppelt so oft (42 versus 23 Prozent).

Wie schon in den ersten beiden Studien 2012 und 2015 bestätige sich, dass sich Österreich weiterhin im negativen europäischen Spitzenfeld bei Schwangerschaftsabbrüchen befinde, erläuterte Gynäkologe Christian Fiala, Leiter des Gynmed-Ambulatoriums Wien/Salzburg und Initiator des selbstfinanzierten Reports. Offizielle Zahlen dazu gibt es nicht. Schätzungen zufolge werden in Österreich jährlich 30.000 bis 35.000 Abtreibungen durchgeführt, sagte Fiala.

Er sieht dringenden Handlungsbedarf in Sachen Aufklärung, Beratung und Kostenübernahme. So forderte Fiala, dass Langzeitverhütungsmethoden von der Krankenkasse finanziert werden sollen. Der Gynäkologe wies darauf hin, das "schlechte Verhütung nicht zu mehr Geburten, sondern nur zu mehr Schwangerschaftsabbrüchen" führe. Im übrigen West-Europa wären derartige Finanzierungen und Aufklärung "seit Jahrzehnten selbstverständlich." Besonderes Augenmerks sollte auf Menschen mit Migrationshintergrund gelegt werden.

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