Viele sind als Single glücklich – sehr viele unglücklich. Jung-Autorin Katrin Nusshold will mit ihrem neuen Ratgeber Abhilfe schaffen.
So lustig es klingt, so wahr ist es: Während die junge Grazerin Katrin Nusshold in ihrem soeben erschienen Buch „How to survive als Single“ über das Single-Dasein schwärmt, ist sie inzwischen selbst vergeben. Hat die 32-Jährige also überhaupt die Berechtigung, uns darüber zu belehren, wie frau das Leben allein in vollen Zügen genießt? „Durchaus! Schließlich war ich sehr, sehr lange Single – zunächst unglücklich, bis ich gelernt habe, dass es wunderbar ist, keinen Partner zu haben“, so Nusshold im MADONNA-Talk. Just bei ihren Tinder-Recherchen für ihr erstes Buch lernte sie ihren Partner kennen – und schließlich lieben. Wobei sie sich sicher ist: „Das kam nur so, weil ich überhaupt nicht auf der Suche und total happy mit mir und meiner Situation war.“ Warum die Absolventin eines Literaturwissenschaftsstudiums ihr Know-how unbedingt weitergeben wollte und wie man sich auch „einsam richtig klasse“ fühlen kann, verrät sie im MADONNA-Interview.
Sie waren selbst jahrelang Single – ganz ehrlich, waren Sie immer glücklich?
Katrin Nusshold: Nein, ich war nicht von Anfang an glücklich. Ich habe schon auch zum Teil sehr frustrierende Singlezeiten erlebt, weil ich immer den Gedanken hatte, dass alle um mich herum vergeben sind – nur ich als Einzige nicht. Im Laufe der Jahre habe ich es dann aber geschafft, das Ruder herumzudrehen und meine eigene Einstellung zu ändern – und so bin ich zu einem glücklichen Single geworden.
Oft ist man es ja gar nicht selbst, der unglücklich ist. Andere implizieren einem, dass man nicht happy, sondern einsam ist ... Wie soll man darauf reagieren?
Nusshold: Am besten ignorieren! Als Single wird man der Verwandtschaft nicht aus dem Weg gehen können und meistens sind es ja die – älteren – Verwandten, die dann bei der Familienfeier meinen: „Wann bringst du denn endlich jemanden mit?“ Dem wird man sich leider kaum entziehen können. In solchen Situationen war meine Strategie immer eine Standardantwort parat zu haben, die idealerweise auch der Wahrheit entspricht. „Ich bin gerade glücklich als Single.“ Oder: „Ich will gerade keine Beziehung haben, ich brauche gerade keinen Mann.“ Dann hören die Leute meist auch schnell auf, näher nachzufragen, wenn man das ganz selbstbewusst sagt.
Die Scheidungsraten und Singleraten steigen – ist die Partnerschaft an sich nicht mehr zeitgerecht?
Nusshold: Ich denke nicht, dass die Partnerschaft an sich nicht mehr zeitgemäß ist, aber natürlich werden Beziehungen immer kurzlebiger. Die Menschen kämpfen auch nicht mehr so für ihre Beziehungen, weil es unter anderem gesellschaftlich gesehen – immer leichter wird, sich zu trennen. Und ja, immer mehr Menschen entscheiden sich für ein Singleleben – ausgedient hat die Partnerschaft aber dennoch nicht. Selbst der glücklichste Single würde sich freuen, wenn auf einmal der Traumpartner vor ihm steht und sich daraus eine schöne Beziehung entwickelt. Ich möchte mit meinem Buch auch nicht sagen, dass man als Single glücklicher ist als in einer Partnerschaft – das Singleleben und das Beziehungsleben kann man in dem Sinn nicht vergleichen. Es geht mir einfach darum, zu zeigen, dass man auch ohne Partner ein tolles, glückliches Leben führen kann.
Das Thema „Erwartungen“ spielt in Ihrem Buch auch eine große Rolle ...
Nusshold: Wenn man verzweifelt nach einer Beziehung sucht und sich zu früh zu viel erwartet, dann führt das eher zu Herzschmerz als zu Erfolg – weil man sich hauptsächlich darauf konzentriert, einen Partner zu finden, um nicht mehr alleine zu sein, und nicht darauf, den richtigen Partner zu finden. So geht man viel schneller Kompromisse ein und landet leider eher bei Partnern, die nicht zu einem passen.
Ist es schwieriger für Frauen als für Männer, Single zu sein?
Nusshold: Ja, ich denke schon. Weil dieser gesellschaftliche Druck da ist, dass die biologische Uhr tickt und man nur eine gewisse Zeit hat, Kinder zu bekommen. Und: Frauen, die ihr Leben genießen und vielleicht Dinge tun, die bei Männern ganz normal sind, sind schnell einmal verschrien. Dazu kann ich nur sagen: Selbstbewusst den eigenen Weg gehen – und vor allem sich selbst treu bleiben! Nur so findet man das Glück, das von niemandem sonst abhängig ist als von einem selbst.
Als Single sollte man alle noch so trivialen Vorzüge des Singleseins aktiv und bewusst genießen und den eigenen Zeitplan nach Lust und Laune gestalten.
Das Buch „How to survive als Single“ ist soeben im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag (um 12, 99 Euro) erschienen.