Lindner vs. Wrabetz

'Atomkrieg' am Küniglberg

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Lindner will Infodirektor Draxler absetzen. Einige Stiftungsräte wollen Lindner ihres Amts entheben, andere Wrabetz.

Jeder gegen Jeden lautet momentan das Motto am Küniglberg. Stein des Anstoßes war der von Info-Direktor Gerhard Draxler wegen der Terminkollision mit der Championsleague verlegte Sommergesprächs-Termin mit BZÖ-Chef Peter Westenthaler. Draxler folgte dabei dem Wunsch von Generaldirektor in spe, Alexander Wrabetz. Die erste schriftliche Weisung der Ära Lindner, den Termin nicht zu verschieben, ignorierte Draxler.

Amtsenthebungen angedroht
Daraufhin begann eine Serie von Amtsenthebungs-Androhungen. Lindner will Draxler absetzen, schafft jedoch im Stiftungsrat nicht einmal die dafür nötige einfache Mehrheit. VP-Stiftungsräte drohten daraufhin sogar, Wrabetz abzuwählen - was noch unmöglicher ist, da sie dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit brauchen würden. Wrabetz und Draxler wollen mit der Verlegung besser den Zuschauerwünschen entsprechen und die Entscheidung "Fußball gegen Politik" vermeiden.

Gesetzesbruch oder Rachefeldzug?
Für Chefredakteur Werner Mück und kritische VP-nahe Stiftungsräte ist Draxlers Verhalten quasi ein "Gesetzesbruch". Weisungen der Führungsspitze seien in jedem Fall zu befolgen. Das BZÖ sieht hingegen einen Rachefeldzug der durch die deutliche Niederlage gedemütigten Noch-Generalin Monika Lindner. Westenthaler will die Terminverschiebung sogar mit Lindner abgestimmt haben.

Wrabetz gewählt, Team noch offen
Seit Alexander Wrabetz als ORF-Generaldirektor feststeht, dreht sich alles um das Team, das die angekündigte Erneuerung des Programms anpacken wird. Die wohl wichtigste Änderung stand schon vor der Wahl fest: Werner Mück wird abgelöst, voraussichtlich durch BZÖ-Wunschkandidat Elmar Oberhauser. Wer sonst noch in die Führungsmannschaft kommt, ist in "Das neue ORF-Team" nachzulesen - siehe links.

Die Schlacht ist geschlagen
Der schwarze ÖVP-Stiftungsrat Kurt Bergmann hatte Donnerstag kurz vor 18.00 Uhr ein schweres Los: Er musste die Wahl von Alexander Wrabetz zum neuen ORF-Generaldirektor offiziell verkünden. Pikantes Detail: Nicht nur die Regenbogen-Koalition aus rot, blau, grün und orange hatte für Wrabetz gestimmt, sondern auch zwei schwarze Stiftungsräte: Neben Thomas Uher votierte auch der ORF-Zentralbetriebsrat Heinz Fiedler für den Lindner-Rivalen. Noch wenige Stunden davor hatte Fiedler lakonisch gemeint: „Ich fürchte, ich werde lange nicht mehr lachen. Am Abend werde ich wohl einen Schnaps brauchen.“

Lindner ausgebootet
Von zehn Uhr Vormittag bis kurz nach 17.30 Uhr hatte das Hearing im großen Sitzungssaal des ORF-Zentrum, gedauert. Drinnen dicke Luft. Draußen gespannte Atmosphäre. Zuerst marschierten die Außenseiter Helmut Brandstätter, Rudi Klausnitzer, Viktoria Kickinger und Wolfgang Lorenz zum Kreuzverhör der 35 Stiftungsräte, als Vorletzte nahm Titelverteidigerin Monika Lindner am heißen Stuhl Platz, zuletzt ging Herausforderer Alexander Wrabetz ins Rennen. Schnell deutete alles darauf hin, dass er am Ende des Tages als Erster ins Ziel gehen würde. Denn Monika Lindner habe bereits bei ihrer Anhörung mutlos gewirkt: „Sie hat sehr defensiv vorgetragen, da war kein Feuer“, berichtet der freiheitliche Stiftungsrat Peter Fichtenbauer. Kurz nach Ende der Hearings zogen sich die Stiftungsräte zu einer Telefonrunde zurück, um mit ihren Parteizentralen letzte Details abzusprechen. Dann die Abstimmung: 20 Stimmen für Wrabetz, nur 12 für Lindner, zwei für Lorenz, eine Enthaltung.

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