ORF-Putsch

Interview: "Ich hole die Bundesliga zurück"

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Der neue ORF-Boss im ersten Interview. Was er mit Mück vorhat, seine Programm-Reform. Plus: Warum die Bundesliga bald wieder im ORF läuft

ÖSTERREICH: Herr Wrabetz, wie fühlen Sie sich nach dem Triumph?
Wrabetz: Hervorragend – weil mir so breite Unterstützung entgegenschlug: Ich betrachte sie als große Chance für den ORF. Eine Chance, das Unternehmen zu entpolitisieren und seinen angekratzten Ruf wieder herzustellen. Die Debatten der letzten Wochen haben eindrucksvoll vor Augen geführt, wie ernst die Stiftungsräte ihren Job nehmen.

ÖSTERREICH: Was sind die ersten Schritte der Ära Wrabetz Die Pensionierung von Chefredakteur Mück?
Wrabetz: Ich habe Herrn Mück bereits vor einem Jahr auf die vielfältigen Probleme im Info-Bereich aufmerksam gemacht, wir hatten grundlegende inhaltliche Differenzen. Ich hatte keinerlei Verständnis für seinen Führungsstil. Im Infobereich haben wir die größte Ansammlung kreativer Köpfe in ganz Österreich – die müssen wieder motiviert werden.

ÖSTERREICH: Durch Gurus und Motivationsseminare?
Wrabetz: Aber nein, durch Respekt und Wertschätzung. „Der ORF ist ja kein Mädchenpensionat.“ – Frauenfeindliche Aussagen wie die Reaktionen auf den Mück-Untersuchungsbericht haben in einem modernen, zukunftsorientierten Unternehmen nichts verloren. Wir müssen das tun, was international längst üblich ist: nämlich mehr Frauen mit Führungspositionen betrauen.

ÖSTERREICH: Bei allem Respekt, aber Sie selbst beerben an der Spitze eine Frau.
Wrabetz: Eine Frau, vor der ich den allergrößten Respekt habe. Das Umfeld, in dem sie arbeiten musste, war alles andere als angenehm. Sie hat eine hervorragende Performance abgeliefert – aber sie hat es wirklich nicht leicht gehabt.

ÖSTERREICH: Wie wird sich Ihre Direktion für uns Seher auswirken?
Wrabetz: Hoffentlich positiv. Zunächst muss in der Informationsabteilung aufgeräumt werden. Die einzelnen Formate müssen endlich wieder dezentral geleitet werden, jede Sendung braucht ihren Sendungsverantwortlichen. Wir brauchen wieder mehr Konkurrenz zwischen den einzelnen Redaktionen.

ÖSTERREICH: Als Kaufmännischer Direktor sind Sie einen strikten Sparkurs gefahren. Wollen Sie den auf der höchsten Ebene fortsetzen?
Wrabetz: Ich habe alle meine Budgets übererfüllt, diesbezüglich kann ich mir wirklich nichts vorwerfen. Jetzt ist es aber an der Zeit für gezielte Investitionen, ganz besonders in unser Flaggschiff „Zeit im Bild“ und die anderen News-Formate. Wir generieren nicht weniger als 40 Prozent unserer gesamten Werbeeinnahmen aus den Spots, die rund um die Hauptabendnachrichten geschalten werden. Dennoch mussten wir in den letzten Jahren Einbußen von sieben Millionen hinnehmen.

ÖSTERREICH: Der Liga-Fußball soll wieder im ORF rollen?
Wrabetz: Man muss trotz der Länderspiel-Pleiten langfristig denken. Je näher die Heim-EM rückt, desto höher wird der Stellenwert des Fußballs. Die Bundesliga soll wieder zum ORF-Heimspiel werden.

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