Prozess um Sexmord

Mutter kämpft um ihren Sohn

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Philipp K. soll seine Freundin zerstückelt haben. Ihm droht lebenslange Haft.

Der eigene Sohn am Muttertag hinter Gittern – der Albtraum jeder Frau. Doch Margit K. hat nur einen Gedanken: Ihr Philipp kann nicht jenes Monster gewesen sein, das die junge Studentin Steffi P. (21) in einer Orgie der Gewalt in der Wohnung des verkrachten Jusstudenten zuerst mit 200 Messerstichen hingerichtet und dann den Körper der jungen Frau fein säuberlich zerteilt hat.

Ohnmacht
Und obwohl jeder Verhandlungstag im Prozess gegen ihren Sohn vorwiegend Verdachtsmomente gegen den Filius, aber kaum Entlastendes gebracht hat, glaubt Margit K. noch an die klitzekleine Chance, die Geschworenen von seiner Unschuld zu überzeugen. „Es gibt viele Menschen, die bezeugen können, dass er immer wieder komplett weggekippt ist, wenn er viel Alkohol zu sich genommen hat“, so die 57-Jährige im ÖSTERREICH-Interview. Sie glaubt an die Aussage Philipps, er hätte in der Tatnacht im Rausch die Besinnung verloren und wäre schlafend daneben gelegen, als Steffi ermordet wurde.

Margit K. folgt der Argumentationslinie ihres Sohnes, der große Unbekannte oder ein zwielichtiger Freund des Angeklagten hätte das Blutbad angerichtet. Beweise gibt es dafür bisher keine, nur das Grundvertrauen einer Mutter, die noch in letzter Sekunde probiert, den Verlauf des Verfahrens doch herumzureißen: Freitag kündigte sie für Montag einen Kronzeugen an, dem der wahre Mörder die Tat gestanden haben soll.

Angeblich wurde der Mann, der Philipp durch seine Aussage retten könnte, von Lucona-Detektiv Dietmar Guggenbichler gefunden. Ob der Zeuge tatsächlich existiert oder nur ein Produkt Margit K.s Verzweiflung ist, wird sich morgen zeigen.

Margit K.: "Es war kein Mord, er hat Steffi geliebt"

Mutter kämpft um ihren Sohn
© TZ Österreich

ÖSTERREICH: Ihr Sohn ist angeklagt, seine Freundin ermordet zu haben?
Margit K.: Mein Sohn ist unschuldig, er hat das nicht getan, dazu ist er doch gar nicht fähig. Philipp ist in der Tatnacht völlig betrunken gewesen, er ist einfach weggekippt, kann sich doch gar nicht mehr erinnern, was wirklich geschehen ist.

ÖSTERREICH: Welche Vorwürfe erheben Sie gegen Gericht und Polizei?
K.:
Dass nicht mit letzter Konsequenz ermittelt worden ist. Mein Sohn war mit seiner Freundin Steffi in der Tatwohnung. Vor dem Mord hat er viel getrunken, ist neben Steffi eingeschlafen. Als er aufgewacht ist, lag das Mädchen tot in der Wohnung. Später, als die Polizei gekommen ist, war aber noch ein zweiter Mann im Raum – Philipps Freund Oliver D. Oliver ist von der Polizei aber nicht mitgenommen worden zum Verhör. Warum? Da sitzen zwei Männer in einer Tatwohnung, doch nur mein Sohn wird mitgenommen …

ÖSTERREICH: Warum sind Sie von der Unschuld Ihres Sohnes so überzeugt?
K.:
Weil er die Steffi geliebt hat, abgöttisch. Gut, es war eine problematische Beziehung. Beide hatten psychische Probleme, waren sehr labil. Dazu kam Alkohol. Ich weiß gar nicht, wie oft sie ihre Beziehung beendet haben und wieder zusammengekommen sind. Sie hatte Freunde daneben, er andere Mädchen. Sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Wie kann jemand, der so verliebt ist, auf so bestialische Art morden?

ÖSTERREICH: Selbst einen Mord im Affekt schließen Sie aus?
K.: Mein Sohn hat leider viel getrunken. Wenn er getrunken hatte, kippte er einfach weg, besinnungslos. Philipp muss in der Tatnacht fast vier Promille gehabt haben, das haben Sachverständige ausgerechnet. Wodka haben sie getrunken. Das ist ihm auch im April 2009 passiert. Damals ist er in einem Bus in Salzburg gewesen und umgekippt. Mit 1,73 Promille im Blut. Ich bin sicher, dass ihm das auch in der Tatnacht passiert ist.

ÖSTERREICH: Warum hat Ihr Sohn getrunken?
K.:
Er hatte psychische Probleme, ist als Jugendlicher von Männern vergewaltigt worden. Nach der Matura hat er zuerst mit dem Jus-Studium begonnen, das Studium geschmissen. Dann begann er mit Volkswirtschaft, gab aber wieder auf. Er stand unter Druck, wollte sein Leben in den Griff kriegen, aber er schaffte es irgendwie nicht.

ÖSTERREICH: Ihrem Sohn droht lebenslange Haft?
K.: Ich hoffe, dass es dazu nicht kommen wird – Philipp ist unschuldig.

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