Neue Hinweise zum psychischen Zustand des Amokläufers von Graz gibt ein junger Mann, der mit Arthur A. in Graz in einem AMS-Kurs war, wo der spätere Killer eine überbetriebliche Lehre machte und als "totaler Psycho, der mit niemandem redete oder etwas zu tun haben wollte" in Erinnerung blieb.
Stmk. Mit seinen Erzählungen legt ein unter 20-Jähriger, der anonym bleiben möchte und über die Ereignisse in seiner Heimatstadt zutiefst geschockt ist, ein weiteres Puzzlestück über das Seelenleben des Arthur A., der das BORG Dreierschützengasse nach dreimaligem Anlauf in der 6. nicht geschafft hatte - obwohl er seinen Lieblingszweig IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) gewählt hatte. Und Jahre danach dort jetzt Amok lief. Sein AMS-Kollege zu oe24: "Er interessierte sich eigentlich nur für Computer, sonst mied er jeden und sprach mit niemandem, war immer nur in sich gekehrt."
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Bei oe24 meldete sich der Zeuge, der auch bei der Polizei ausgesagt hat, weil er das Foto des mutmaßlichen 21-jährigen Massenmörders, der neun Schüler und eine Lehrerin erschoss, auf der oe24-News-Plattform gesehen hat: "Mein Vater hat mich angerufen und gefragt, ob das der ist, den ich immer so unheimlich fand. Ich hab sofort nachgeschaut und mich hat's förmlich aus den Latschen g'haut. Genauso wie auf dem Foto mit der Katze, so hat er, wenn er den Hoodie und die Kopfhörer nicht aufhatte, immer dreingeschaut. Er war der totale Psycho, saß stets allein in der Ecke, ging nie mit uns raus, um sich zu Mittag vom Supermarkt eine Jause zu holen. Er hatte das Essen immer mit und verbrachte auch die Pausen, ohne mit jemandem zu reden. Nur einmal, als wir eine Unterrichtseinheit über Computer, Spiele und wie man seinen PC absichert, hatten, da redete er in einer Stunde mehr als in den ganzen anderen Monaten."
Zum Thema Mobbing möchte der Informant nur anführen: "Das gab es niemals. Er ließ nur keinen an sich ran und wollte mit niemandem etwas zu tun haben. Die Kursleiter dagegen gaben vor, ihn voll zu mögen, und verhätschelten ihn richtig mit Lob."
Arthur spielte täglich bis zu 10 Stunden
Was besonders auch für die Kriminalisten interessant ist und von der Exekutive auch bestätigt wird, ist, dass Arthur - der sich zuletzt die Haare schwarz färbte, immer ganz in Schwarz gekleidet war, mit extra weiten Baggyhosen mit Ketten daran - wie er anderen gegenüber erzählte, 8 bis 10 Stunden am Tag spielte: Call of Duty, einen Egoshooter des US-amerikanischen Publishers Activision, bei dem es allein oder im Team nur um eines geht: Als Soldat in diversen Kriegsszenarien mit den neuesten Waffen in der Hand zu töten und zu überleben. Nur dort fühlte sich Arthur offenbar zu Hause, soziale Kontakte pflegte er keine. Er sei nicht gewillt gewesen, an Unternehmungen in der realen Welt teilzunehmen. Zuletzt zockte er aber fast ausschließlich Valorant.
Beim Amoklauf in der Schule agierte er übrigens eben wie in einem CoD-Spiel: Er legte sich am Klo im dritten Stock einen Waffengurt an, setzte eine Schießbrille auf und legte ein Headset an. Bislang gebe es aber keine Hinweise darauf, dass der 21-Jährige die folgende Horrortat gefilmt oder gestreamt hätte.
Der AMS-Kollege: "Ich find es einfach furchtbar und einen richtigen Skandal, dass so einer, dem man ja von Weitem ansah, dass er nicht mehr ganz dicht ist, bei einem Sportschützenverein das Schießen in echt lernen konnte. Da muss es dringend Verschärfungen geben, damit solche Leute nicht so leicht zu Waffen kommen."