Rauschgift-Prozess

Drogenbande steht vor Gericht

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In Salzburg hat am Dienstag ein Prozess gegen elf Männer und zwei Frauen begonnen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, als Hersteller, Händler und Kuriere von Herbst 2016 bis Februar 2018 große Mengen an Speed, Ecstasy, Kokain und Cannabis in den Pinzgau transportiert und dort verkauft zu haben.

Hohe Nachfrage in Zell am See

Angelpunkt des Suchtgiftrings war eine kleine Gruppe von Dealern aus Zell am See, die sich aufgrund der offenbar hohen Nachfrage im Bezirk neue Lieferkanäle erschließen wollte. Ein 21-jähriger Pinzgauer knüpfte dazu Kontakte zu Mitgliedern zweier Motorradclubs: den 2004 in Deutschland gegründeten "United Tribuns" und dem als kriminelle Vereinigung eingestuften und mittlerweile verbotenen niederländischen "Satudarah MC".

Alleine über die deutsch-holländische Schiene sollen laut Staatsanwalt Alexander Winkler durch Kuriere in einem umgebauten Auto insgesamt 14,5 Kilo Cannabis, sieben Kilo Amphetamine, 1.000 Ecstasy-Tabletten und 200 Gramm Kokain in den Pinzgau gebracht worden sein. Zugleich wurde für den Bedarf an Cannabis ein zweiter Lieferkanal erschlossen. Das Gras kam aus einer Wiener Kellerplantage, in der binnen zwei Jahren rund 100 Kilo hochwertiges Cannabis erzeugt worden sein sollen. Detail am Rande: Der Mieter des Kellerabteils und ein Komplize müssen sich nicht nur wegen Drogendelikten, sondern auch wegen Stromdiebstahls verantworten: Sie sollen für die Plantage Strom im Wert von 23.500 Euro abgezweigt haben.

Bande verkaufte in Jugendzentrum

Die Angeklagten sind 19 bis 47 Jahre alt und teilweise einschlägig vorbestraft, fast alle sitzen derzeit in U-Haft. Sechs lebten vor ihrer Verhaftung im Pinzgau, drei in Wien, vier in Deutschland. Bei ihnen handelt es sich vor allem um Österreicher und Bosnier, es sind aber auch ein Deutscher, ein Serbe, zwei Kroaten und ein Türke unter den Beschuldigten.

Die Bande verkaufte ihre Drogen im Pinzgau unter anderem in einem Jugendzentrum. Viele der Kunden waren Teenager, berichtete die Polizei nach der Zerschlagung des Netzwerkes. Insgesamt wurden 400 Abnehmer ausfindig gemacht und angezeigt, manche von ihnen waren unter 14 Jahre alt. Bei Hausdurchsuchungen stellten Fahnder nicht nur Drogen, sondern auch verbotene Schlagwaffen und einen Elektroschocker sicher. Für den Kontakt untereinander kommunizierten die Angeklagten zum Teil ganz altmodisch - mit Anrufen aus Telefonzellen.

Für das Verfahren (Vorsitz: Richter Christian Ureutz) wurden insgesamt neun Verhandlungstage anberaumt. Hält der Prozessfahrplan, sollen die Urteile am 14. November fallen. Gegen einen zentralen Akteur mit Spitznamen "Shorti", einem Niederländer aus dem Umfeld des "MC Satudarah", wird noch gesondert ermittelt.
 

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