Kickl verteidigt Auftritt

Einsatz bei Corona-Demo kostete 675.000 Euro

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Scharfe Kritik an Kickl kommt auch von der Polizeigewerkschaft.

FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl hat seinen Auftritt bei der Corona-Demonstration am Wochenende verteidigt. Es sei ein "großes Fest der Freiheit" gewesen, resümierte er am Dienstag. Der Polizei warf er vor, eine Eskalation geplant zu haben. Die Polizeigewerkschaft kritisierte Kickl indes als "völlig unverantwortlich". Das Innenministerium legte eine erste Kostenschätzung für den samstäglichen Einsatz vor: Inklusive Sachaufwand dürfte dieser rund 675.000 Euro teuer gewesen sein.
 
Die Freiheitlichen wollen nun aufgrund von Augenzeugenberichten ein anderes als von den Medien transportiertes Bild der Demos zeichnen. Verdrehungen und Verzerrungen warf Kickl auf einer Pressekonferenz nicht nur den Medien, sondern vor allem der Regierungsspitze vor, die nach den jüngsten Demonstrationen massiv Kritik an ihm persönlich geübt hatte. Diese transportiere eine "Perversion" der Ereignisse, "das geht ja auf keine Kuhhaut mehr". Ein "eiskalter und überforderter Bundeskanzler" sowie ein "unfähiger und fast bemitleidenswerter Innenminister" ließen ihren Frust am FPÖ-Klubchef aus.
 

FPÖ sucht nach Zeugen

 

Mit einem Augenzeugenaufruf will Kickl nun die Vorwürfe gegen ihn entkräften und ein umfassenderes Bild der Demonstrationen zeichnen. Schon jetzt sei die Resonanz "überwältigend", man sei bereits in der Lage "diesen Tag sehr genau zu rekonstruieren". So würden Videoclips, die Kickl zum Teil vorführen ließ, und Berichte von Exekutivbeamten die "Strategie" der Polizei zeigen. Der Befehl habe gelautet, alles zur Anzeige zu bringen. Demonstranten seien in "Fallen gelockt" worden.
 
Als Konsequenz aus den Ereignissen schlug Kickl einen Runden Tisch aus Innenministerium, Polizeispitze und Vertretern der Zivilgesellschaft vor. Dort könne man möglicherweise einen Weg finden, wie mit derartigen Protesten künftig umzugehen sei. Menschen, die im Zuge der Kundgebung angezeigt wurden, bot der FPÖ-Klubchef kostenlose Rechtshilfe vonseiten der Partei an. Rückendeckung erhielt Kickl außerdem von FPÖ-Sicherheitssprecher Hannes Amesbauer, der von "Fake News" sprach.
 
Das Innenministerium bezifferte unterdessen die Kosten für den Polizei-Einsatz vom Samstag. Die Personalkosten lagen demnach bei rund 600.000 Euro, der Sachaufwand dürfte weitere rund 75.000 Euro betragen haben. Die Zahlen stellen Richtwerte dar, hieß es gegenüber der APA. Eine exakte Bezifferung sei aufgrund der Komplexität nicht möglich. So wurden etwa zum Teil Beamte aus dem Regulärdienst, zum Teil auf Basis von Mehrdienstleistungen bzw. Überstunden herangezogen. Die Kosten zur polizeilichen Begleitung aller Corona-Kundgebungen bzw. -Demonstrationen seit Beginn der Covid-Pandemie belaufen sich laut Innenministerium auf etwa fünf Mio. Euro.
 

Exekutive kritisiert Kickl

 

Kritik an Kickl kam am Mittwoch von der Exekutive . Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Reinhard Zimmermann (FCG), sagte, während die Demonstrationen von "extremistischen Gruppen" dazu genützt worden sei, "um für Ausschreitungen und Gewalt gegen die Polizeikräfte zu üben", habe Kickl die Stimmung auch noch "angeheizt".
 
Zimmermann verwies darauf, dass sich am Wochenende mehrere tausend Menschen in Wien eingefunden hatten, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren - "könnte man annehmen". "Nein, vielmehr werden diese, teilweise untersagten, Veranstaltungen von linken, rechten, radikalen und extremistischen Gruppen dazu genützt, um für Ausschreitungen und Gewalt gegen die Polizeikräfte zu üben. Verletzte Polizeikräfte, zahlreiche Festnahmen und hunderte Anzeigen waren die Folge."
 
"Das Ganze wird sogar von Vertretern einer Parlamentspartei angeheizt, deren Klubobmann und ehemaliger Innenminister sich besser auf die Seite der Polizei stellen sollte, anstatt zusätzlich noch Öl ins Feuer zu gießen, zur Nichtbeachtung der Corona-Maßnahmen zu ermutigen und damit die Gewaltbereitschaft gegenüber der Polizei zu fördern", kritisierte Zimmermann den FPÖ-Klubchef scharf. "Die Stimmung zu politischen Zwecken anzuheizen und damit unnötig die Kolleginnen und Kollegen zu gefährden, ist völlig unverantwortlich."
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