Steht der Raub des Flick-Sarges samt Leiche des Multimilliardärs endlich vor der Klärung? Alle Spuren führen derzeit nach Deutschland.
Spektakuläre Entwicklung und eine ganz heiße Spur im Entführungsfall Flick: Wie ÖSTERREICH bereits in der Samstagsausgabe berichtete, wandten sich Unbekannte direkt an die Familie des Verstorbenen und geraubten Multimilliardärs Friedrich Karl Flick. Wie jetzt bekannt wurde, trat als Mittelsmann der deutscher Anwalt Wolfgang Spachmüller aus Nürnberg auf, der im Namen seiner Mandanten genau wissen will, wo die Leiche versteckt ist.
Angebot per Telefon
Wie Flick-Sprecher Jörg-Andreas Lohr im
ÖSTERREICH-Interview bestätigt, meldete sich der renommierte, aber auch
umtriebige Jurist und Kommunalpolitiker am 8. Dezember telefonisch bei der
Familie. Und sogleich rückte er mit folgendem Angebot heraus:
Seine Mandanten würden den Aufenthaltsort des in Velden am Wörthersee gestohlenen Flick-Sarges nennen, wenn sie die ausgelobte Belohnung von 100.000 Euro bekommen. Gleichzeitig forderte Spachmüller ein sattes Anwaltshonorar von 11.900 Euro und: Dafür würde man zunächst einen eindeutigen Beweis – nämlich eine DNA-Probe – liefern und, sobald alles Geld überwiesen wäre, auch das Versteck des Sarges samt der Leiche bekannt geben.
Die dreisten Forderungen der "Sarg-Entführer"
Scheinverhandlungen
Familien-Sprecher Lohr versprach
zurückzurufen – und rief aber zunächst Polizei und Staatsanwaltschaft in
Österreich und Deutschland an. Die Behörden waren sich schnell einig und
rieten den Flicks, zum Schein auf das Angebot einzugehen. Der Kärntner
Polizeichef Hermann Klammer: „Für uns war die Sache von Anfang an wirklich
eine heiße Spur, wenn sich plötzlich ein ernst zu nehmender Rechtsanwalt
einschaltet.“
Noch mehr Geld
Wolfgang Spachmüller, offenbar der Rechtsvertreter
der Grabräuber, bekam von der Familie Flick einen ersten Vertragsentwurf.
Obwohl er laut Jörg-Andreas Lohr mehrmals fragte: „Ist auch mehr Geld
drinnen?“, stimmte der Nürnberger schließlich den Modalitäten rund um ein
Treuhandkonto zu und versprach, Tags darauf den endgültigen Vertrag
zurückzufaxen. In der dreiseitigen endgültigen Vereinbarung verlangte der
Jurist unter Punkt 7 aber plötzlich Unmögliches: nämlich Straffreiheit für
seine Mandaten bzw. dass die Kosten bei einer Strafverfahren von den Flicks
übernommen werden. Lohr: „Das war dann mehr als pietätlos. Das Geschäft war
geplatzt. Wir haben den Herrn Spachmüller wegen Begünstigung einer Straftat
angezeigt.“ Der sieht das anders: „Die Familie ist doch reich.“
Konsequenzen
Johannes Mocken von der Düsseldorfer
Staatsanwaltschaft: „Wenn dieser Jurist tatsächlich für die Entführer
spricht und den Leichnam zu Geld machen will, wird das strafrechtliche
Konsequenzen haben.“ Seltsam: Verhaftet wurde er (bisher) nicht.
Trotz des geplatzten Deals sind sich Lohr und viele Ermittler einig „Ein Anwalt lehnt sich nur dann so weit aus dem Fenster und riskiert Job und Ansehen, wenn er wirklich etwas weiß.“ Ingrid Flick indes kann weiter nur hoffen, dass der Raub endlich aufgeklärt wird: „Es ist abscheulich, wie man mit einer Familie umgeht – und das vor Weihnachten.“