Kroatischer Botschafter: "Besorgniserregend"

Lokalverbot für Kroatien-Rückkehrer wird zur Staatsaffäre

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Ein steirischer Wirt hatte wegen steigender Corona-Zahlen in Kroatien in seinem Gastgarten ein Schild mit einer deutlichen Botschaft aufgestellt: 'Nicht für Kroatien-Rückkehrer'. Jetzt schaltet sich der kroatische Botschafter dazu ein. 

2.379 aktive Corona-Fälle gibt es derzeit laut Dashboard des Gesundheitsministeriums in Österreich. Ein beträchtlicher Teil der Corona-Neuinfektionen ist derzeit auf Urlaubsrückkehrer zurückzuführen – und diese großteils aus Kroatien.

Die Ressentiments gegenüber den Kroatien-Urlauber werden innerhalb der Österreicher immer größer. Ein Wirt in der Steiermark griff zu einem besonderen Mittel. Die Buschenschank Erart in Graz stellte vor ihrem Gastgarten ein Schild mit einer deutlichen Botschaft auf: "Nicht für Kroatien Rückkehrer".

"Aus Sorge um meine Stammgäste habe ich das Schild aufgestellt", sagt Wirt Franz Erart gegenüber oe24.at. Böse meint er es aber nicht, wie er beteuert. "Ich habe nichts gegen Kroatien-Rückkehrer - überhaupt nicht. Ich will aber die Gesundheit meiner Gäste nicht aufs Spiel setzen", so der Grazer Wirt. "Ich unterstütze die Regierung. Ich bin ein Gutmensch. Die Regierung hat uns gesagt, dass sie das Virus mit dem Auto einschleppen", so Erart.  Seine Gäste danken es dem Steirer. Sie seien froh, sagt er. "Keiner will sich infizieren."

Kroatischer Botschafter: "Höchst besorgniserregend"

Jetzt meldete sich der kroatische Botschafter Daniel Gluncic auf die oe24-Story des Wirtes. Das Lokalverbot für Kroatien-Rückkehrern wird nun sogar zur Staatsaffäre. In einem Brief schreibt Gluncic, dass man in der Bevölkerung zu solchen Maßnahmen greife, wie dieser Wirt sei "höchst besorgniserregend". "Vor allem, wenn man sie mit "Schutzmaßnahmen" rechtfertigt, die als Zeichen der Loyalität gegenüber der Regierung verstanden werden soll", so Gluncic weiter.

Der Botschafter kritisiert das Vorgehen des Wirtes: "Ein solches Vorgehen schützt nicht vor der "Seuche" ... Ganz im Gegenteil, es verseucht die Gefühle der Betroffenen – in diesem Fall der österreichischen sowie aller anderen Kroatien-Rückkehrer – die übrigens mittlerweile ohne Test seit Montag gar nicht mehr einreisen dürfen."

Bei einer Aktion wie die des steirischen Wirtes fühle man sich als Kroatien-Rückkehrer automatisch als infiziert abgestempelt, so Gluncic. "Die Quelle der Infektion wird automatisch nur mit Kroatien verbunden (als könne man sich woanders nicht anstecken). Einige empfinden das als Schikane, andere sogar als 'rassistisch'", schreibt der kroatische Botschafter und erinnert an die Coronavirus-Situation in Tirol, wo sich auch kroatische Staatsbürger angesteckt hätten.

Gluncic schreibt einen Appell, dass man gerade in Krisenzeiten eher solidarisch sein und nicht durch die Ausgrenzung und Angstmache noch mehr Leid produzieren solle.

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