Die spektakulärsten Fälle von "eskalierten Amtshandlungen".
1. Mai 1999
Marcus Omofuma (25) stirbt bei der Abschiebung aus
Österreich via Sofia. Zeugen sagen, die drei begleitenden Fremdenpolizisten
hätten den Nigerianer gefesselt und geknebelt. Das "Ruhigstellen" des Mannes
sei vom Flugpersonal verlangt worden, verantworten sich die Beamten. Sie
wurden später wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen
Verhältnissen zu jeweils acht Monaten bedingter Haft verurteilt.
20. Mai 2000
Der 35-jährige Imre B. wird gegen 21.30 Uhr vor
einem als "Drogenbunker" geltenden Lokal irrtümlich von einem 37 Jahre alten
Kriminalbeamten erschossen. Der Schütze wird wegen fahrlässiger Tötung unter
besonders gefährlichen Verhältnissen angezeigt. Sechs Jahre später stellt
der Verwaltungsgerichtshof fest, dass der Schuss rechtswidrig war.
31. August 2002
Binali I. wird in der Wiener Innenstadt von
einem Polizisten erschossen. Der 28-Jährige, der schon länger unter
schizophrenen Schüben und zeitweisem Realitätsverlust litt, hatte zuvor ein
Kindermodengeschäft zu überfallen und einer älteren Passantin die Handtasche
zu entreißen versucht. Zeugen beschrieben den Mann als "sehr verwirrt". Auf
mehrere Polizisten machte er hingegen den Eindruck, "dass er immer
aggressiver wird", wie eine Inspektorin in einer Verhandlung vor dem Wiener
Unabhängigen Verwaltungssenat (UVS) darlegte. Die Polizisten sind
rechtskräftig freigesprochen worden. Das Gericht befand, sie hätten in
Notwehr gehandelt.
18. Mai 2003
Der 32-jährige Gerhard K. gab an, er sei mit seiner
Lebensgefährtin von einer Funkstreife aufgehalten worden, die eine
Alkoholkontrolle durchführen wollte. Als er sich über den Tonfall der
Beamten beschwerte, habe man ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht und ihn
zu Boden gestoßen. Dabei soll Blut in die Lunge des Asthmatikers gelangt
sein, angeblich blieb er nur dank einer Notoperation am Leben. Gegen zwei
Wachebeamte wurden daraufhin Erhebungen in Richtung Körperverletzung
eingeleitet.
15. Juli 2003
Die Polizei wird um 00.40 Uhr vom Leiter des
sogenannten Afrikadorfes in den Stadtpark gerufen, weil der dort als
Nachwächter beschäftigte, aus Mauretanien stammende Cheibani Wague nach
einem heftigen Streit nicht zu beruhigen ist. Beim Eintreffen der Beamten
und eines Rettungswagens - die Einsatzkräfte gehen von einer "tobenden
Psychose" aus - scheint sich die Situation zunächst zu entschärfen. Als
Wague jedoch unvermutet aus dem Rettungswagen springt und davon laufen will,
wird er von sechs Beamten und drei Sanitätern minutenlang mit bereits
gefesselten Händen in Bauchlage am Boden fixiert. Der anwesende Notarzt
schreitet nicht ein. Ein Herz-Kreislauf-Versagen ist die Folge. Im Spital,
in das Wague Spital eingeliefert wird, wird sein Tod festgestellt. Der an
der Amtshandlung beteiligte Notarzt und ein Polizeibeamter werden
rechtskräftig wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.
7. April 2006
Der Schubhäftling Bakary J. wird in einer
Lagerhalle in Wien-Leopoldstadt misshandelt und schwer verletzt. Der
33-jährige Gambier erleidet laut Gutachten umfangreiche Frakturen von
Jochbein, Kiefer und Augenhöhle. Laut Bakary J. kommt es zu der Misshandlung
nach seiner gescheiterten Abschiebung, er wird demnach von dem Beamten
geschlagen, gedemütigt und mit dem Tod bedroht. Vier WEGA-Beamte werden Ende
August zu mehrmonatigen bedingten Haftstrafen verurteilt. Sie dürfen weiter
Polizeidienst verrichten, allerdings nur Innendienst. Weiters erhalten sie
von der Disziplinarkommission der Wiener Polizei Geldstrafen, ihre
Suspendierung wird aufgehoben.
7. August 2008
Ein 45-jähriger Fußgänger ist offenbar von einem
Zivilbeamten verprügelt worden. Laut der vorläufigen Verdachtslage der
Polizei will der Mann gegen 23.45 Uhr bei Rotlicht die Johnstraße an der
Ecke Hütteldorfer Straße überqueren, dabei behindert er das Fahrzeug der
Beamten. Einer der Polizisten soll dem Mann mehrmals ins Gesicht schlagen,
so dass dieser deutliche Verletzungen am Auge, im Gesicht und am Arm
erleidet. Der 45-Jährige muss vier Tage stationär im Spital behandelt
werden. Die beiden Beamten werden suspendiert und bei der Staatsanwaltschaft
angezeigt.