Beim Prozess gegen eine 20-jährige Burgenländerin, die im Sold der holländisch-nordafrikanischen Bankomatsprenger stand, kam jetzt raus, wie die "Plofkrakers" die Geldausgabemaschinen eigentlich knacken.
Wien. Eine junge Frau, die eine Bankomatsprenger-Bande unterstützt haben soll, wurde am Montag am Straflandesgericht zu einer milden Strafe verurteilt: Von den 24 Monaten muss die 20-Jährige nur fünf absitzen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
- Um 2.45 Uhr: Wieder Bankomat in Wien gesprengt
- Um 3.15 Uhr in der Nacht - zwei Bankomaten in Wien gesprengt
- 19 Coups in Folge - Wer stoppt endlich diese Bankomatsprenger?
- Bankomatsprenger nach Crash im Spital - einer noch flüchtig
Die junge Burgenländerin wollte ihrer Mutter helfen, die nach der Scheidung in eine finanzielle Schieflage geraten ist. Anfang des Jahres lernte sie einen der Kriminellen bzw Komplizen der "Plofkraker" (holländisch für Knallknacker) kennen. Die Bande - Niederländer mit marokkanischem Hintergrund - macht seit geraumer Zeit Europa unsicher, indem sie die Schiebetüren von Bankfilialen aufzwängen und dann die Geldausgabeautomaten im Foyer mit Sprengmittel in die Luft jagen. Für die Aktionen suchen sie sich meist Beitragstäter aus dem jeweiligen Land.
15.000 Euro Gehalt für Fahr- und Anmietdienste
Der 20-Jährigen versprachen die "Knallköpfer" bis zu 15.000 Euro Lohn, wenn sie für die Bande einige Fahrdienste erledigte und zwei Autos anmietete. Ein Transporter der Marke Fiat Ducato diente als Versteck für zwei Mopedroller, die sie unmittelbar nach der Tat zur Flucht verwenden wollten. Eben diesen Lieferwagen musste die 20-Jährige in Liesing parken. Ein zweites Auto, ein Golf R7, wurde dann für die Flucht weiter nach Deutschland in der Donaustadt bereitgestellt.
Für die Sprengmittel fuhr die Burgenländerin dann mit einem Täter nach Tschechien, um dort Böller zu erwerben. Das Schwarzpulver aus der Pyrotechnik wurde dann zum Bauen für den Sprengsatz verwendet.
1,3 Mio. Schaden bei 90.000 Euro Beute in Liesing!
Am 21. Jänner kam es dann zur Tatausführung. Fünf Mitglieder der Bande sprengten im Kaufpark Alt-Erlaa in Liesing vier Bankomaten eines Bankfoyers. Die Detonation verwüstete nicht nur das Geldinstitut in der Anton-Baumgartner-Straße, sondern auch umliegende Geschäfte und Lokale. Der Schaden beläuft sich auf 1,3 Millionen Euro. Mit einer dagegen geradezu lächerlich geringen Beute von 90.000 Euro flüchteten die fünf dann auf den Motorrollern, die später im Draschepark gefunden und sichergestellt wurden.
Kriminellen das Auto der Mutter überlassen
Eigentlich war der Plan, dass die Männer mit dem Golf weiterfahren, der war allerdings nicht für Reisen ins Ausland zugelassen. Die Kriminellen wollten dann, dass die 20-Jährige das Quintett nach Deutschland bringt, was diese dann aus Angst nicht tat. Um die Männer, die sie immer wieder unter Druck setzten, nicht helfen zu müssen, überließ die Burgenländerin ihnen das Auto der Mutter. Die Bande versprach, den Pkw bei ihrem nächsten Coup nach Wien wieder mitzubringen.
Weil allerdings zwei "Plofkraker" in Deutschland festgenommen wurden, wurde es den anderen zu heiß, wieder nach Österreich einzureisen. Daher schickten sie der jungen Burgenländerin Video, auf dem ersichtlich war, wo das Auto in Frankfurt abgestellt ist. Mit dem Zug fuhr die Frau nach Deutschland, um das Mamas Auto wieder zu holen.
Über Handyauswertung der Festgenommenen stießen die Ermittler dann auf regen Austausch mit der 20-jährigen Österreicherin, die dann am 14. März festgenommen wurde. "Es tut mir aus tiefstem Herzen leid", sagte die Frau nun vor dem Schöffengericht. "Ich bereue es zutiefst." Sie sei "irgendwie in das reingerutscht. Ich konnte nicht mehr zurück. Die haben mich unter Druck gesetzt." Für ihre Dienste erhielt sie am Ende nicht das versprochene Geld, sondern lediglich 2.000 Euro. Der größte Teil ging für die Rückholaktion des Autos aus Deutschland drauf, für den restlichen Lohn kaufte sie sich eine Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter.