Beißtraining

Beweisfoto: Züchterin hat Elmo selbst scharf gemacht

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Ein neues Foto, das dem Verein Pfotenhilfe zugespielt wurde, zeigt die Besitzerin selbst, die mit Elmo ein Beißtraining durchführt. Tierschützer schlagen Alarm!

Seit der tödlichen Beißattacke im oberösterreichischen Naarn, kommen immer mehr Details ans Licht. Nach einem Interview in einer Fernseh-Reportage, wurde dem Verein Pfotenhilfe ein neues Beweisfoto zugespielt.

Zu sehen ist laut der Tierschutzorganisation die Züchterin -die bei dem tödlichen Angriff selbst dabei gewesen ist und attackiert wurde- wie sie alleine in ihrem Garten mit dem Killerhund Elmo das umstrittene Beißtraining durchführt und sich öffentlich damit brüstet. 

"In dieser Szene ist sie Scheintäter und Hundeführer in einer Person. Nun dämmert mir auch, warum Elmo am 2. Oktober nicht nur die Joggerin, sondern auch seine Halterin angefallen und schwer verletzt haben könnte", so Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler. Die Tierschutzorganisation werde der Staatsanwaltschaft dieses Beweisstück vorlegen, der Verdacht auf grob fahrlässige Tötung würde sich damit erhärten. 

Elmo
© Facebook
× Elmo

Elmo zur scharfen Waffe gemacht

Der Screenshot stamme vom November 2021. "Elmo wurde also über Jahre zur scharfen Waffe gegen Menschen abgerichtet und dann auch noch gegen seine eigene Bezugsperson! Unvorstellbar, was da alles schiefgelaufen sein muss", so Stadler. Der Hund habe nur das gemacht, was diese Menschen ihm beigebracht haben. 

Viele Tierschützer fordern deshalb das Verbot der sogenannten Schutzhundausbildung, welches im Wiener Tierhaltegesetz bereits seit 2014 verankert ist. 

Die Pfotenhilfe weist in diesem Zusammenhang auf ein Gutachten aus 2006 hin, in dem das Grundproblem der Schutzhundeausbildung in allen Details aufgezeigt wird, und das letztlich zum Verbot im Wiener Tierhaltegesetz seit 2014 beigetragen hat. Auszüge: 

  • Seite 17: "Eine besondere Gefahr besteht dabei darin, dass die Förderung des Beutetriebes im Rahmen der Schutzhundeausbildung vernachlässigt wird, wodurch der Hund „stark verunsichert, fast gänzlich lernunfähig und sehr oft unerwünscht scharf“ werden kann (vgl. MÜLLER 1996a, 205). „Ein über den Wehrtrieb aufgebauter Hund [ist] meist zu aggressiv […]. Ein zu aggressiver Hund aber „arbeitet“ sozusagen blind, taub und geistesabwesend. Er ist bösartig, bissig, unsicher, unberechenbar und hört nicht auf unser Kommando.“ (MÜLLER 1996a, 205)." 

 

  • Seite 18: "Auf mögliche Gefahren bei unsachgemäßer Durchführung der Schutzhundeausbildung weisen MANDILK und GANGLOFF hin: Hunde, deren Beißverhalten primär vom Wehrtrieb gesteuert wird, lernen das Ablassen nur mangelhaft, wenn sie in erster Linie über den Beutetrieb trainiert werden; diese – in der Praxis wohl häufig anzutreffende – Fehleinschätzung des Hundes führt einerseits dazu, dass das Ablassen nur durch den Einsatz von Teletaktgeräten oder nach einem längeren Ringkampf mit dem Hund erreicht werden kann; das Ergebnis „is a hard fighting dog, but one out of control“ (MANDILK and GANGLOFF 1999, 97). Die Förderung des Wehrtriebes ist auch deshalb so bedenklich, da der Aggressionsgrad in Verbindung mit dem Beutetrieb am schwächsten, in Verbindung mit dem Wehrtrieb hingegen am stärksten ausgeprägt ist (vgl. MÜLLER 1996b, 23)."

 

  • Seite 18/19: "Es kann somit auch keineswegs ausgeschlossen werden, dass Hunden im Rahmen der Schutzhundeausbildung bzw. –prüfung tierschutzrelevante Beeinträchtigungen (Schmerzen, Leiden, Schäden oder schwere Angst iSd § 5 Abs. 1 TSchG) zugefügt 19 werden.37 So wird etwa der Wehrtrieb ausgelöst durch „eine starke Bedrohung […] sowie durch starken Schmerz oder großen Schreck“ (MÜLLER 1996b, 16; Hervorhebungen im Original). Härte, ein erwünschter Teilaspekt des Sozialtriebes, äußert sich in der „Fähigkeit des Schutzhundes, unlustvolle Empfindungen und Erlebnisse wie Schmerz, Schock, Strafe, Niederlage im Kampf usw. hinzunehmen, ohne sich im Moment oder auf Dauer wesentlich beeindrucken zu lassen.“ (MÜLLER 1996b, 17)."

 

  • Seite 12: "Aus ethologischer Sicht wird aggressives Verhalten nach seiner Motivation in Beuteaggression, Dominanzaggression und Angstbeißen differenziert (vgl. TERNON, 1992, 22ff.). Dies ist für die Schutzhundeausbildung deshalb von Bedeutung, da häufig die Auffassung vertreten wird, dass im Rahmen des Schutzdienstes ausschließlich der Beutetrieb, nicht hingegen der Wehr- bzw. Verteidigungstrieb gefördert werde.29 Allerdings kann nach TERNON durchaus auch der Beutetrieb für Angriffe auf Menschen, und zwar insbesondere auf schwache Opfer wie Kinder oder alte Menschen verantwortlich sein (vgl. TERNON 1992, 22). Die Dominanzaggression dient der Erlangung oder Verteidigung einer bestimmten sozialen Stellung (vgl. TERNON 1992, 22); im Zusammenhang mit der Schutzhundeausbildung kann in diesem Zusammenhang der Umstand, dass die Rolle des Hundes in der Übungssituation und im Alltag wechselt, zu Problemen führen (REHAGE 1992 zit. nach ROLL 1994, 52)."

 



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