So verbrachte der gefallene ORF-Star seinen ersten Tag in Freiheit.
Es war seine längste und seit 17 Jahren wahrscheinlich auch seine schönste Nacht: Die Vorfreude auf die Freiheit nach 6.206 Tagen im Gefängnis hat Ex-ORF-Moderator Helmut Frodl Donnerstagnacht nicht zur Ruhe kommen lassen. „Für mich ist ein Traum wahr geworden. Dieses Glücksgefühl muss ich erst einmal einsickern lassen“, so Helmut Frodl (51) zu ÖSTERREICH.
Seine zweite Chance
Gegen 6.30 Uhr öffneten sich am Freitag für
den prominenten Häftling die Gefängnispforten. Nur mit einem kleinen
Köfferchen hat der 51-Jährige die Haftanstalt im oberösterreichischen
Garsten verlassen. Seine persönlichen Habseligkeiten sind schon in den
Wochen davor nach Wien transportiert worden, wo er mit seiner Freundin
Claudia N. ein neues Leben starten will.
Und dafür hat Frodl, der als einziger Häftling in Österreich während seiner Haftzeit ein Studium abschloss, jede Menge Pläne. Seine Dissertation in Theologie machen, Strandurlaub, Heiraten und mit seiner „Lebensfrau“ Claudia den Alltag genießen. „Das Schönste ist, dass ich jetzt mit meiner Claudia zusammen sein kann und wir unser Leben beginnen können“, so Frodl zu ÖSTERREICH.
Auch Pläne für eine eigene Firma existieren schon. Beachtlich für einen ehemaligen Langzeithäftling, der im Dezember 1993 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
Spektakulärer Kriminalfall
Aber eines ist auch klar, wenn es
einer schafft, wieder in der Gesellschaft Fuß zu fassen, dann Frodl. Denn
nur wenige haben derart brutal erfahren – wenn auch selbstverschuldet –
welche Höhen und Tiefen das Leben für einen bereithalten kann. Sein tiefer
Fall vom Sonnyboy der Gesellschaft zum Mörder hat 1993 ganz Österreich
bewegt.
Bekannt wurde Frodl, als er in den 80er-Jahren die Jugendsendungen Okay und Ohne Maulkorb moderiert und für Jolly Joker Beiträge dreht. Doch 1992 mutiert er zum schaurigen Mörder. Er lockt seinen Konkurrenten – einen Wiener Tonstudiobesitzer – nach Budapest, erschießt ihn und zersägt die Leiche mit einem elektrischen Fuchsschwanz in 17 Teile. Mit einem Komplizen verteilt Frodl die Leichenteile in den Budapester Müllcontainern. Vor Gericht bekennt er sich nicht schuldig. In der Haft erfolgt durch das Theologiestudium seine Läuterung, die ihm nun auch die Begnadigung ermöglicht.
Ab in den Süden
Seinen ersten Tag in Freiheit hat der
Ex-Häftling im Kreise seiner Familie verbracht. „Zuerst werden wir meinen
Vater besuchen und die Eltern von Claudia“, verrät Frodl die Pläne. Seine
beiden Töchter (17 und 24 Jahre) allerdings wird Frodl nicht sehen, denn
seit seiner Verhaftung existiert kein Kontakt mehr.
Nach diversen Behördenwegen in den nächsten Wochen heißt es dann „ab in den Süden“. Nach 17 Jahren in einer Acht-Quadratmeter-Zelle hat Frodl nur einen Wunsch: Einen Strandurlaub unter Palmen – wo er endlich wieder den Horizont sehen kann...