Von Regimekräften

Österreicher in Syrien verhaftet

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Der 47-jährige Familienvater lieferte Hilfsgüter nach Aleppo.

Ein Österreicher syrischer Abstammung ist bei der Auslieferung von Hilfsgütern in Syrien von Regierungskräften verhaftet worden. Der 47-jährige Jamal Orabi, der mit seiner Ehefrau und sechs Kindern in Österreich lebt, sei am Sonntag im Haus von Verwandten in der syrischen Metropole Aleppo aufgesucht und vom Militärgeheimdienst abgeführt worden, sagten Angehörige. Das Außenministerium in Wien verlangte vom syrischen Regime Aufklärung.

Hilfslieferung
Orabi war nach Angaben der Hilfsorganisation Humanic Relief mit Medikamenten und Nahrungsmitteln für notleidende Zivilisten in das Bürgerkriegsland gereist. Er habe bereits mehrfach solche Reisen für die Organisation übernommen, sagte ein Sprecher von Humanic Relief, Ahmed Elmatbouly. Seit seiner Verhaftung habe man kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten. "Es ist ein tragischer Fall für uns."

Der Verein Humanic Relief wurde als Irakhilfswerk während des Irakkriegs ab 2003 gegründet und engagiert sich in Syrien und anderen Konfliktstaaten. Hilfsgütern zu liefern sei oft schon Grund, als Gegner des Regimes zu gelten, sagte Elmatbouly. Dass Nahrung oder Medikamente in den Händen von Rebellen landeten, wies er zurück.

Die Familie Orabis hofft nun, dass die österreichische Staatsbürgerschaft ihn schützt. Andernfalls gebe es kaum Aussicht auf Freilassung, würden doch die syrischen Regimekräfte immer wieder syrische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen foltern und töten. "Es ist so schlimm, wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte sein Neffe Mohammed Orabi. Man hoffe auf die Hilfe der österreichischen Regierung.

Kontakt mit syrischen Behörden
Das Außenministerium trat indes mit den syrischen Behörden in Kontakt. Diese bestätigten, Orabi festgenommen zu haben. Über seinen Aufenthaltsort konnten zunächst keine Angaben gemacht werden. In Wien will man nun weitere Schritte vorbereiten. So wird auf die Konsularkonvention von 1963 verwiesen, nach der Diplomaten des Heimatstaates unter anderem das Recht haben, im Ausland verhaftete Staatsbürger zu besuchen und mit ihnen zu korrespondieren.

Es handelt sich nicht um den ersten Österreicher, der in einem Kriegsgebiet festgesetzt wird. So wurde 2006 der Oberösterreicher Bert Nussbaumer, der für eine Sicherheitsfirma im Irak arbeitete, dort entführt und als Geisel gehalten. Im Jahr 2008 wurde er tot aufgefunden.

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