Betrieb wegen Corona-Krise geschlossen

47-Jähriger fuhr mit Bagger auf Vater und Sohn los

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Ein Firmenchef in Salzburg hat offenbar die psychische Belastung nach der Schließung seines Betriebes wegen der Corona-Krise nicht verkraftet.

Salzburg/Straßwalchen. Der 47-Jährige ist Medienberichten zufolge am vergangenen Samstag in Straßwalchen (Flachgau) ausgerastet und mit einem Radlader auf zwei Personen losgefahren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes.

Zu dem Vorfall kam es auf einer Gemeindestraße in der Nähe der Firma des Unternehmers. Ermittlungen zufolge rammte der Mann mit dem Bagger einen Kleinbus, in dem ein 38-jähriger Flachgauer und dessen neunjähriger Sohn saßen. Er schob den Kleinbus noch rund 50 Meter über eine Wiese. Der erschrockene Lenker und der Bub sprangen aus dem Wagen und rannten in Richtung Firmengelände. Der 47-Jährige fuhr ihnen nach, konnte sie aber nicht erwischen. Die zwei Verfolgten versteckten sich hinter einem Stapel aus Paletten. Sie blieben unverletzt. Schließlich wurde die Polizei zu Hilfe gerufen.

"Vorläufige Anhaltung" in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher"

Über den Firmenchef wurde am vergangenen Sonntag zunächst die Untersuchungshaft verhängt - wegen des Vorwurf des versuchten Mordes verbunden mit einer Tatbegehungsgefahr. Die U-Haft wurde dann aufgrund der Einschätzung der behandelnden Ärzte von einer Haft- und Rechtsschutzrichterin des Landesgerichtes Salzburg in eine "vorläufige Anhaltung" in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher umgewandelt, wie Staatsanwaltschaftssprecher Christoph Rother am Donnerstag auf APA-Anfrage erläuterte.

Firmenchef befand sich in Ausnahmesituation

Laut dem Rechtsanwalt des Firmenchefs, Franz Essl, befand sich der Unternehmer in einer Ausnahmesituation. "Bei meinem Mandanten wurde die akute Psychose durch die gesetzliche Maßnahme zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ausgelöst", sagte der Verteidiger zur APA. "Er hat seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und seinen Betrieb schließen müssen." Zudem sei der Mann überzeugt gewesen, dass seine Familie im Falle einer Infektion mit dem Virus sterben würde.

Um sich und seine Familie zu schützen, habe der 47-Jährige sein Firmengelände verbarrikadiert, schilderte Essl. "Er glaubte, dass jeder, der sich dem Firmengelände nähert, ihn und seine Familie mit dem Coronavirus ansteckt und tötet." Der Lenker des Kleinbusses sei ein entfernter Bekannter des Unternehmers gewesen.

Der 38-Jährige war am Samstag zu einem Freund nach Straßwalchen gefahren, um dort seine Autoreifen einzulagern. Danach fuhr er auf der Gemeindestraße in Richtung Ortszentrum, von dort wollte er nach Salzburg weiterfahren. Der Lenker des Radladers habe ihn mit "starrem Blick und ohne Mimik" angesehen, gab er später zu Protokoll.

Die Staatsanwaltschaft hat nun zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Zum einen wird in einem neuro-psychiatrischen Gutachten untersucht, ob der Unternehmer "in einem die Zurechnungsfähigkeit ausschließenden Zustand gehandelt hat", erklärte Rother. Weiters wird in einer verkehrstechnischen Expertise der Radlader des Firmenchefs überprüft. Der 47-Jährige wird derzeit auf der forensischen Sonderstation einer Klinik in Salzburg medizinisch behandelt.

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