FALL DER WOCHE

Totes Baby auf Carport-Dach – Mutter (20) jetzt in U-Haft

Allein, wie der Fall des neugeborenen, von seiner eigenen Mutter getöteten Buben in Graz-Wetzelsdorf überhaupt publik wurde, ist so unvorstellbar und schrecklich, dass man die Details am liebsten gleich wieder ausblenden möchte.

Wetzelsdorf Babymord
© APA

Stmk. Als am Dienstag die Eilmeldung kam, wonach am frühen Nachmittag in einer Grazer Wohnsiedlung ein lebloser Körper eines Neugeborenen in Graz auf einem Carportdach gefunden, hieß es zunächst nur, dass ein Nachbar - der aus dem Fenster schaute - die nackte kleine Babyleiche entdeckt habe. Doch warum hatte er so genau hingeschaut? Tatsächlich waren es Krähen gewesen, die schon über dem Fundort kreisten . . .

Entsetzt prallte der Zeuge zurück und alarmierte um 13 Uhr die Polizei, die vor Ort zu dem zweistöckigen Mehrparteienhaus rasten und mit eigenen Augen sehen mussten und bestätigt bekamen, dass dort ein totes menschliches Wesen lag, das kurz davor auf die Welt gekommen sein muss und dem offenbar nur wenige Minuten Leben gegönnt waren - wie später die Obduktion ergeben sollte.

Nach der mutmaßlichen Täterin mussten die geschockten Ermittler nicht lange suchen: Die junge Kroatin bewohnte im am Carport angrenzenden Haus ein Zimmer im Dachgeschoß im Kreis von Verwandten, nicht aber der Eltern, die hier mehrerer Wohnungen bzw. Zimmer angemietet haben.

Mutter ging bis zuletzt geregelter Arbeit nach

Kurz und schmerzlich zusammengefasst, war Folgendes passiert: Demnach war die 20-Jährige angeblich ungeplant, ungewollt und unbemerkt schwanger geworden und will überhaupt nichts davon bemerkt haben, sie nahm nicht wesentlich zu und auch ihre gesamte Umgebung - sie ging bis zum letzten Tage einer geregelten Arbeit nach - schöpfte keinen Verdacht, dass hier Nachwuchs ins Haus stehen könnte. Am Dienstag bekam die Frau plötzlich unerklärliches Bauchweh, sie dachte zunächst an Regelschmerzen - die in Wahrheit Wehen waren - und dann brachte sie das Kind ganz allein in ihrem Zimmer auf die Welt, nabelte es sogar ab, um es hernach gleichsam aus dem Fenster zu werfen. Konkret öffnete sie die Schrägfenster und legte den neugeborenen Buben aufs Dach, worauf er hinunterrutschte und 3 Meter in die Tiefe auf das Carport-Dach stürzte. 

Lebloses Baby Wetzelsdorf Carport

Auf dem Dach dieses Carports wurde der tote Bub gefunden.

© google maps

Im Spital festgenommen und an die Justiz überstellt: 20 Jährige in U-Haft

Die Frau, die in einem kompletten Ausnahmezustand gewesen sein dürfte und Geburtsverletzungen davongetragen hatte, wurde ins Krankenhaus gebracht und operiert. Noch im Spitalsbett wurde sie de facto festgenommen. Ob gegen die 20-Jährige weiter wegen Mordverdachts oder ob wegen Tötung eines Kindes bei der Geburt ermittelt wird, haben das Gericht zu entscheiden. Die junge Frau, die grundsätzlich geständig ist, wurde Donnerstagnachmittag in die Justizanstalt Graz-Jakomini überstellt und die U-Haft über sie verhängt.

Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith: „Es sind meist jüngere Frauen, die von der Schwangerschaft nichts mitbekommen (wollen) oder sie verdrängen. „Wenn es dann zur überraschenden Geburt kommt, denken sie nur: Wie kann ich das Problem loswerden?“

Auf sozialen Medien sind die Poster zwischen Mitgefühl und Wut hin- und hergerissen: "Ruhe in Frieden, kleiner Engel", schreibt eine Frau. Eine andere meint nur: "Oh nein, wie furchtbar!" Ein dritter poltert: "Armes unschuldiges Wesen, einfach wie ein nutzloses Ding entsorgt!"

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten