107 Anzeigen in Österreich

Steirer hortete 20.000 Kinderpornos

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Zu den überführten Personen zählen auch Lehrer und Kindergärtner.

Die Beamten von der „Zentralstelle zur Bekämpfung der Kinderpornografie“ im Bundeskriminalamt sind berufsbedingt abgebrüht. Aber diese Entdeckung verblüffte sogar die erfahrensten Ermittler: Auf dem Computer eines Steirers konnten sie 20.000 Kinderporno-Fotos und 300 einschlägige Videos sicherstellen, wie BKA-Sprecher Alexander Marakovits ÖSTERREICH gegenüber bestätigt.

Ein Extrem-, aber kein Einzelfall
Ein Jahr lang hatte die Elitetruppe im BKA im Milieu ermittelt. Unter „Aktion Charly“ wurde der schwere Schlag gegen die internationale Kinderpornografie im Internet abgewickelt – und „Charly“ wurde zum größten Erfolg seit „Sledgehammer“ im März 2009, als den Ermittlern 189 Männer ins Netz gegangen waren (siehe rechts).

Diesmal sind es 107 Personen, gegen die jetzt Anzeige erhoben wird. Die Sache ins Rollen gebracht hatte die Polizei in Luxemburg. Sie hatte die Porno-Website Anfang des Jahres entdeckt und ihre Kollegen weltweit informiert. 163 Internet-Adressen wurden nach Österreich übermittelt, die von den BKA-Ermittlern penibel überprüft wurden.

Ein Teil der Verdächtigen hatte allerdings von Internet-Cafés auf die Website zugreifen und die Spuren raffiniert verwischen können. Es blieben 107 Adressen übrig. Bei allen darauf folgenden 107 Hausdurchsuchungen konnten die Fahnder fündig werden.

Viele der Verdächtigen sind Wiederholungstäter
Die Verdächtigen, denen jetzt ungemütliche Weihnachten bevorstehen, sind von 18 bis 70 Jahre alt. Für die Ermittler sind auch bekannte Gesichter darunter. Diese waren bereits bei den Aktionen „Sledgehammer“ und „Geisterwald“ im Vorjahr aufgetaucht (damals wurde ein internationaler Pornoring ausgehoben, der sich auf Gewalt gegen Kinder spezialisiert hatte).

Die meisten (32) kommen aus Wien, sowie aus Niederösterreich und der Steiermark (je 19) und verteilen sich auf alle sozialen Schichten. Zwei Männer hatten selbst fotografiert – einer von ihnen die Nachbarskinder in der Badewanne.

Die Ermittler sind auf weitere unappetitliche Entdeckungen gefasst. Fünf der Verdächtigen hatten unmittelbaren „Zugriff“ auf Kinder – vier Lehrer und ein Kindergärtner.

Im Fall „Sledgehammer“ konnte nur gegen einen kleinen Teil der Verdächtigen Anklage erhoben werden. Die meisten hatten sich darauf herausreden können, die Pornos nur angesehen und nicht heruntergeladen zu haben. Die Polizei ist zuversichtlich, dass die Täter diesmal nicht davonkommen. Nach „Sledgehammer“ wurde das Gesetz geändert. Nun ist auch das wissentliche Zusehen strafbar.
 

Bereits Hunderte Perverse ausgeforscht

In großen Aktionen wurden bereits Hunderte Österreicher verhaftet.

Alleine seit 2007 haben die Beamten in mehreren Groß-Operationen zugeschlagen:

  • Operation „Typhon“: In Europa und Kanada werden über einen PC aus Österreich 221 Verdächtige ausgeforscht (davon 23 in Österreich).
     
  • Operation „Sledgehammer“: Über eine kroatische Internetseite wird 189 Männern aus Österreich Besitz oder Weitergabe von obszönen Aufnahmen nachgewiesen.
     
  • Operation „Santiago“: Kinderpornografie in einem Peer-To-Peer-Netzwerk ausgehoben. Österreicher sind beteiligt.
     
  • Operation „Murphy“: Mithilfe des FBI werden vier Österreicher erwischt.
     
  • Operation „Koala“: Anhand von 50.000 Bestell-E-Mails werden 13 Österreicher ausgeforscht.
     
  • Operation „Sion“: Mithilfe des FBI werden vier Österreicher erwischt, die online obszöne DVDs bestellt hatten.
     
  • Operation „Flo“: Kinderporno-Verteilung über Server einer Wiener Internetfirma fliegt auf. Erwischt: 2.361 User aus 77 Ländern, 23 Verdächtige stammen aus Österreich.
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