Anna H. bezeichnete Familie als „wertlose Minusmenschen“ und geht gegen Urteil in Berufung.
Dafür muss die Weinviertlerin drei Monate in Haft, sechs weitere Monate sind auf Bewährung (noch nicht rechtskräftig). Die beachtliche Höhe ergibt sich auch aus dem Umstand, dass die 48-Jährige in jungen Jahren mehrere kleine Vorstrafen ansammelte. Als Anwalt für die Revision konnte sie Andreas Strobl gewinnen, der Nichtigkeit und Berufung anmeldete.
In ÖSTERREICH spricht die Frau erstmals nach dem Urteil:
ÖSTERREICH: Warum haben Sie dieses Posting verfasst?
ANNA H.: Gleich vorweg: Ich bin weder Rassist noch habe ich etwas gegen Muslime. Ich habe selbst Migrationshintergrund, war mit einem Moslem liiert und mit einem Afrikaner. Ich habe freiwillig Asylwerber betreut, da ich immer schon für die Minderheiten und gegen Ungerechtigkeiten eingetreten bin. Früher wollte ich Gutes tun. Später begriff ich, dass Asyl zu 90 % missbraucht wird. Durch die Flüchtlingswelle 2015 mit all den Gewalttaten, sexuellen Übergriffen und einer massiven Herabwürdigung der Frau sind mir die Sicherungen durchgebrannt und ich habe meinem Unmut Luft gemacht. Ich weiß heute, dass ich mit dem Posting zum Neujahrsbaby und seiner Familie die Falschen getroffen habe.
ÖSTERREICH: Was wollten Sie überhaupt bezwecken?
H.: Mir ist es einfach hochgekommen, dass bei den vielen Kindern, die in Österreich geboren werden, schon so viele aus fremden Kulturen sind und dass ausgerechnet das Neujahrsbaby, ja ohnehin fast jedes Jahr, aus einer fremden Kultur stammt. Gemeinsam mit der Überlegung, dass durch die Flüchtlingskrise fast ausschließlich Menschen wieder dieser fremden Kulturen zu uns kommen, bin ich einfach verängstigt, dass über kurz oder lang hier in Österreich eine andere Kultur Platz greift, in der viele unserer Werte untergehen.
ÖSTERREICH: Haben Sie daran gedacht, dass Ihr Posting verletzend sein könnte?
H.: In dem Moment war ich einfach erzürnt und panisch vor dem, was uns alle erwartet.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie das Ganze heute?
H.: Wie gesagt, das mit dem Neujahrsbaby hat die Falschen getroffen. Es ging mir nicht um das Baby und seine Familie. Ich kenne diese Menschen ja gar nicht. Mir ging es nur um die allgemeine gesellschaftliche Tendenz, dass immer mehr Menschen total fremder Kulturen nach Österreich kommen oder hier geboren werden. Wie wird unser Leben in 20 Jahren aussehen? Werden wir Frauen noch das machen können, was wir heute können? Werden wir noch nackt baden oder mit kurzen Röcken herumlaufen dürfen?
ÖSTERREICH: Gibt es etwas, das Sie der Mutter des Babys vielleicht sagen wollen?
H.: Man muss ja auch sagen, dass meine Postings bloß auf meinen Facebook-Seiten erschienen waren. Damit war es nur für einen eingeschränkten Personenkreis zu lesen und war ja für meine Facebook-Freunde gedacht – nicht für die Allgemeinheit. Die Familie des Babys und die Kleine selbst hätten das aus meiner Sicht ja nie erfahren. Wie gesagt, das war alles überhaupt nicht persönlich gemeint.
ÖSTERREICH: „Hass-Postings“ sind ein großes Thema geworden. Was motiviert Hassposter?
H.: Mein Freundeskreis kommt aus verschiedenen Kulturen. Ich fühle mich nicht als Hassposter. Ich halte den radikalen Islam, der bei uns existiert, für gefährlich. Hätte ich es nett, korrekt und objektiv geschrieben, wäre wohl gar nichts passiert. Im sozialen Netzwerk fühlt man sich mit Freunden verbunden. Die wissen, wie ich es meine. Natürlich ist mir heute bewusst, dass jeder Leser ein anderes Szenario vor Augen hat. Mir tut es leid, dass es diese Familie getroffen hat. Ich wollte niemanden verletzen.
Interview: Larissa Eckhardt