ÖSTERREICH exklusiv

Der Kranke von Zimmer 1002

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Der erste Besuch im Krankenzimmer von Helmut Elsner - zu sehen exklusiv als Video auf oe24.at. Das Filmdokument zeigt einen Mr. Bawag, der nicht krank wirkt, sondern braungebrannt, entspannt im rosa Poloshirt im Zimmer steht.

Der erste Besuch im Krankenzimmer von Helmut Elsner - zu sehen exklusiv als Video auf oe24.at. Das Filmdokument zeigt einen Mr. Bawag, der nicht krank wirkt, sondern braungebrannt, entspannt im rosa Poloshirt im Zimmer steht.

Die gute Nachricht: Sorgen um Ex-Bawag-Boss Helmut Elsner braucht man sich keine zu machen. „Todkrank“ sieht anders aus. Die schlechte Nachricht: Helmut Elsner hat nicht vor, in absehbarer Zeit nach ÷sterreich zu kommen. Der Bawag-Prozess ist damit so gut wie geplatzt.

Live im Zimmer
Samstag Früh um 8.30 Uhr im Krankenhaus „La Timone“ in Marseille. ÖSTERREICH ist zu „Besuch“ beim prominentesten Häftling der Republik. Und Helmut Elsner kommt uns entgegen, als wäre er gerade am Weg zum Golfplatz. Noch immer braungebrannt. Schickes rosa Hemd. Frisch gebügelte beige Polohose. Noch immer ganz der Boss: „Bonjour, was wollen Sie?“

Montag um 10 Uhr frei
Seit Freitag 10 Uhr ist Elsner im Prinzip ein freier Mann. Da verfügte das Landgericht in Aix-en-Provence, dass Elsner vorerst „wegen seines schlechten Gesundheitszustandes“ nicht nach Österreich ausgeliefert wird. Die Auslieferung kann erst erfolgen, wenn ein „Kardiologe als gerichtlicher Sachverständiger“ feststellt, dass Elsner ohne Risiko für Herz und Kreislauf fliegen darf. Und das ist derzeit laut allen vorliegenden Gutachten nicht der Fall.

Bis zur Auslieferung ist Elsner - so das Gericht - auf freien Fuß zu setzen, wenn er eine Million Euro als Kaution hinterlegt.

Million ist unterwegs
Diese Million wurde Freitag um 13.30 Uhr von Elsners Geschäftsfreund Martin Schlaff zur Verfügung gestellt.

Da sie - aufgrund der Bürokratie - bis Freitag 17.30 Uhr nicht beim Kautionskonto am Magistrat in Aix eingetroffen war, muss Elsner noch drei weitere Nächte im Spital verbringen.

Bonsoir: Der erste Besuch
Als bekannt ist, dass Elsners Kaution nicht rechtzeitig eingetroffen ist, starten wir Freitagabend den ersten „Besuch“. Im 10. Stock des riesigen Spitals am Ende eines langen Ganges liegt das Zimmer 1002. Vor der Tür: Bequeme Sofas auf denen vier Polizisten knotzen und Pizza essen.

Die Tür ins Krankenzimmer ist weit offen. Im Zimmer liegt Elsner im weißen Nachthemd bereits im Bett. Füße hochgelagert schaut er französische Nachrichten am Zimmer-TV. „Bitte keine Störung, kommen Sie morgen.“

Der erste Blick sagt: Der Mann ist krank, kaum transportfähig. Ein Leidender. Bonjour: Morgenvisite. Am nächsten Morgen - gestern Samstag - der zweite Versuch. Es ist 8.30 Uhr.

Vor dem derzeit bestbewachten Krankenzimmer Frankreichs hat eine neue Polizistengarnitur Stellung bezogen. 5000 Euro kostet Elsners Bewachung den französischen Staat täglich - kein Wunder, dass sie den lästigen Häftling aus „Autriche“ bald los sein wollen.

Wir marschieren gezielt auf das Zimmer 1002 zu.

Die Tür ist sperrangelweit offen. Ein Sicherheitspolizist blickt überrascht, hindert uns aber nicht am Besuch.

Und dann: Surprise.

Der gestern Abend noch todkranke Patient von Zimmer 1002 kommt uns an diesem Morgen pumperlgesund entgegen.

Unterwegs zum Golf
Helmut Elsner wirkt genauso wie man sich einen lebensfrohen Golfer vorstellen würde - so, als wäre er gerade am Weg zur nächsten Golfanlage. Das weiße Krankenhemd hat er heute Morgen gegen ein schickes rosa Hemd getauscht. Dazu eine fesche beige Polohose. Er ist frisch geduscht, rasiert, frisiert. Auch um sein Gleichgewicht muss man sich keine Sorgen machen. Elsner kommt uns festen Schritts entgegen. Er lächelt sogar als er bemerkt, dass wir ihn mit versteckter Kamera fotografieren. „Österreich?“, fragt er.

Dann schreiten die Polizisten ein: „No press!“ Elsner muss in sein Zimmer zurück: Ein sehr bequemes Einzelzimmer. Großes Fenster in den Garten. Bett. Tisch mit Stühlen. TV-Gerät. Fernsehen ist erlaubt, Zeitungen sind verboten. „Ein sehr netter Herr, etwas herrisch“, sagen die Polizisten. Und: „Montag um 10 Uhr sind wir weg.“

Morgen: Adieu
Der Häftling aus Zimmer 1002 habe ihnen erzählt, dass er Montag um 10 Uhr „nach Hause“ geht. Sonntag soll Elsners Familie ans Krankenbett kommen. Andere Besuche sind nicht erlaubt.

Immer wieder in Elsners Zimmer: sein französischer Anwalt. Er hat es geschafft, dass das Gericht in Aix den flotten Golfer von Zimmer 1002 als „zu krank für eine Auslieferung“ einstufte.

Montag - nachdem die Million von Schlaff beim Magistrat eingelangt ist - wird Elsner (auch wenn sein Anwalt behauptet, er würde freiwillig im Spital bleiben) in seine Villa nach Mougins zurückkehren.

Dann will er von Kardiologen Gutachten besorgen, die besagen, dass er nicht transportfähig ist. Die Befunde von „La Timone“ stufen ihn klar als „herzkrank“ ein.

Statt in einem österreichischen Gefängnis wird Helmut Elsner somit zumindest die nächsten zwei Monate noch in seiner Villa an der Cote d‘Azur zubringen.

So lange dauert auf jeden Fall seine Berufungsfrist gegen die Auslieferung nach „Autriche“.

Nicht im Sterben
Sollte ihm der „gerichtliche Sachverständige“ bis 17. Oktober wirklich schwere Herzkrankheit bestätigen, dann platzt in der Heimat der ganze Bawag-Prozess. Ohne Elsner kann gegen Elsner nicht verhandelt werden.

Nur gut, dass man auf den ersten Fotos von ÖSTERREICH sieht, dass Elsner nicht im Sterben liegt.

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