7.3.

Die (un)heile Welt der Barbara R.

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Seit dieser Woche ist Barbara Rosenkranz FP-Präsidentschaftskandidatin. Warum sie das Land spaltet, wie sie und ihr Clan wirklich denken.

Kardinal Christoph Schönborn hält sie „für nicht wählbar“. VP-Außenminister Michael Spindelegger betont öffentlich, dass „Österreich sich seiner historischen Verantwortung bewusst sein“ müsse. Und internationale Medien und Diplomaten fragen irritiert nach, wie „so jemand für das höchste Amt im Staate“ kandidieren könne.

Die Rede ist von Barbara Rosenkranz: 51 Jahre alt, zehnfache Mutter und seit Montag offiziell die Präsidentschaftskandidatin der FPÖ – und jene Frau, die seit diesem Tag das Land spaltet, wie es einst nur Jörg Haider vermochte.

Hinter der ruhigen und betont biederen Fassade der gebürtigen Salzburgerin – die bewusst auf Make-up und modernes Styling verzichtet – versteckt sich nämlich auch eine andere Seite. Eine, die es dem Publizisten Hans-Henning Scharsach laut Urteil des Europäischen Gerichtshofs gestattet, sie als „Kellernazi“ zu bezeichnen. Eine „echte Freiheitliche“ und „Hausfrau“. Eine Seite, die Rosenkranz nur selten offensiv zeigt und die sie doch seit den 1980er Jahren begleitet.

Die „Ehefrau vom Horst“
Einer breiteren Öffentlichkeit ist die Studienabbrecherin – sie inskribierte 1976 auf der Uni Salzburg Geschichte und Philosophie – erst seit 2005 bekannt. Damals spaltete sich Jörg Haider mit seinem BZÖ von der FPÖ ab. Rosenkranz, die erst seit 2002 im FP-Klub saß, blieb als Einzige der FPÖ treu. Weil sie eine „echte Freiheitliche“ sei, wie sie damals betonte. Eine „Haltung“, die sie rasch zur Ikone der Rechten werden ließ. In Jubelstürme brachen die Nationalisten und EU-Gegner vor allem 2006 aus, als Rosenkranz als einzige der 183 Nationalratsabgeordneten gegen den Vertrag von Lissabon stimmte.

Aktive Politikerin wurde Rosenkranz, die sich bis heute als „Hausfrau“ bezeichnet, erst 1993. Damals heizte die FPÖ mit dem Anti-Ausländer-Volksbegehren gerade die Stimmung auf. Und just zu dieser Zeit wurde jene Frau, die ihren zehn Kindern Namen gab, die so viel über die Gesinnung der Eltern sagen, Landtagsabgeordnete der bekannt nationalen niederösterreichischen FPÖ.

In blauen Kreisen war sie bislang vor allem als die Frau von Horst Rosenkranz bekannt.

Frau Rosenkranz als Lektorin
Einem Mann, der ab 1983 für die später wegen NS-Wiederbetätigung verbotene NDP tätig war. Und der 1990 ins Visier des Geheimdienstes geriet, als er als Spitzenkandidat der Liste „Nein zur Ausländerflut“ auftrat. Auch diese Liste wurde wegen Wiederbetätigung nicht zugelassen. Barbara Rosenkranz stellte sich stets hinter ihren Mann.

Als er in der als rechtsextrem eingestuften Postille „Fakten“ publizierte, korrigierte sie laut Eigenangaben „Beistrichfehler“. Offensiv gegen Ausländer hetzte Frau Rosenkranz hingegen offiziell nie. Sie gab sich stets reserviert. Auf eindeutigen Julfeiern und Burschenschafterbällen, bei denen auch „illustre“ Figuren wie der ehemalige Chef der VAPO (Volkstreue außerparlamentarische Opposition) Gottfried Küssel anwesend waren, sah man sie in den letzten Jahren häufig. Und natürlich besuchte sie auch Veranstaltungen der FPÖ-Akademie, bei denen über das NS-Verbotsgesetz „diskutiert“ wurde.

Genau jene Frage hat sie diese Woche so in Bedrängnis gebracht: Frau Rosenkranz stellte das Verbotsgesetz vor laufender ORF-Kamera infrage. Und auch die historisch eindeutig belegte Existenz von Gaskammern wollte die Frau, die sich als „national-konservativ“ beschreibt, nicht mit einem einfachen Ja beantworten. Sie meinte nur, dass ihre Geschichtskenntnisse sich auf den Unterricht bis 1976 beziehen. Tja.

Mit sechs Jahren Muter verloren
Mutter und Vater sterben früh. Dabei entstammt Rosenkranz – die jetzt zum Schrecken echter Bürgerlicher mutiert ist – einem tiefschwarzen Elternhaus. Rosenkranz, die heute als tugendhafte „deutsche Mutter“ von ihren nationalen Fans gefeiert wird, hat eine traurige Kindheit hinter sich.

Schon mit sechs Jahren verlor sie ihre Mutter, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Nur ein halbes Jahr später starb auch ihr Vater an einer schweren Krankheit.

Die kleine Barbara kam zu ihrer Tante nach Niederösterreich. Ihr Vormund wurde ihr Onkel – Karl Glaser, VP-Mandatar bis 1976 und während der Nazizeit zwei Mal aus politischen Gründen inhaftiert. Barbara Rosenkranz wandte sich als junge Erwachsene von der ÖVP ab. Und sie trat aus der Kirche aus. Ihr Ehemann Horst führte sie in die nationale Welt ein.

Eine Welt, die sie stets diskret im Hintergrund hielt. Bis sie eben durch ihre Hofburg-Kandidatur ins Rampenlicht gerückt wurde …

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