Ex-FPÖ-Klubchef Gudenus im oe24.TV-Interview »Strache erinnert an Haider im Endstadium seiner FPÖ-Politik«
Wolfgang Fellner: Herr Gudenus, vor einem Jahr habt ihr am Aschermittwoch in Ried noch die Sau rausgelassen. Der HC Strache ist ordentlich aufgefahren. Wenn Sie jetzt auswählen müssten, es gibt zwei Aschermittwochs-Reden, eine in der Prateralm, eine in der Jahnturnhalle, wo wären Sie heuer hingefahren?
Johann Gudenus: Ich wäre so wie jedes Jahr nach Ried gefahren.
Fellner: Weil Sie sich nach wie vor der FPÖ zugehörig fühlen?
Gudenus: So ist es. Ich bin auch FPÖ-Wähler und es wird so bleiben.
Fellner: Zum Strache in die Prateralm wären Sie nicht gegangen. Warum das?
Gudenus: Die FPÖ ist die Partei, der ich immer angehört habe und die ich jetzt wähle. Ich sehe keinen Grund, eine Veranstaltung einer anderen Partei zu besuchen. Noch dazu eine Partei, die bei den nächsten Landtagswahlen keine 5-Prozent-Hürde überschreiten würde und somit jede Stimme für diese Partei eine verlorene wäre. Es wäre sinnvoller, die Partei zu wählen, nämlich die einzige, wenn es darum geht, das rot-grüne Wien aufzubrechen, das ist doch die FPÖ.
Fellner: Warum glauben Sie, dass der HC Strache, der letztes Mal bei knapp über 30 Prozent war, es diesmal nicht über 5 Prozent schafft?
Gudenus: Weil ich der Meinung bin, dass die FPÖ seit vielen Jahrzehnten das Original ist.
Fellner: Jetzt hat Strache für sich den Entschluss gefasst, in die Politik zurückzukehren. Eine gute oder eine schlechte Idee?
Gudenus: Ich kann mich an die Pressekonferenz im Oktober erinnern, wo er gesagt hat, er scheidet aus der Politik aus, das ist für ihn Vergangenheit und er beschreitet andere Wege. Ein paar Wochen später war alles wieder anders.
Fellner: Die Frage ist: Schadet es der FPÖ?
Gudenus: Der Schaden wird nicht groß sein, aber auch ein kleiner Schaden ist ein Schaden.
Fellner: Ihr habt dem armen Nepp ja praktisch eine Ruine oder ein Wrack hinterlassen.
Gudenus: Das stimmt ja nicht. Der große Fehler ist, sich immer nur auf eine Person zu konzentrieren. Wer hat die Wahlerfolge herbeigeführt? Das sind die Tausenden Funktionäre in allen Ebenen.
Fellner: Nicht der HC Strache?
Gudenus: Zu sagen, nur eine Person ist verantwortlich für den Erfolg, wäre ein Fehler.
Fellner: Sie haben gesagt, Strache macht das aus einem gewissen Selbsterhaltungstrieb finanzieller und ideeller Art heraus. Er braucht es sinngemäß.
Gudenus: Strache ist ein Homo politicus und es drängt ihn in die Politik zurück. Das erinnert ja an einen Jörg Haider im Endstadium der Politik in der FPÖ. Ich bin weg, ich bin wieder da. Das ist ein bisschen eigenartig zu beobachten.
Fellner: HC Strache juckt es also, juckt es Sie auch? Sie sind ja ganz rigoros aus der Politik verschwunden. Haben Sie Entzugserscheinungen?
Gudenus: Die Veranstaltungen, wo man vielfach aus politischen Gründen hingegangen ist, das geht mir zurzeit alles nicht ab.
Fellner: Was machen Sie denn derzeit?
Gudenus: Ich habe Ende November ein Einzelunternehmen gegründet. Von einer App bis hin zu Unternehmen, die neue Märkte erschließen wollen.
Fellner: Sind Sie in ein Loch gefallen nach dieser ganzen Geschichte?
Gudenus: Das Leben geht weiter. Ich habe mich normal bewegt wie sonst auch.
Fellner: Angenommen, HC Strache würde zu Ihnen kommen und sagen: "Kandidierst mit mir auf der Liste Strache für die Wien-Wahl?" Was würden Sie sagen?
Gudenus: Ich würde Nein sagen, weil ich der FPÖ nie in den Rücken fallen würde.
Fellner: Das heißt, Sie würden sagen: "Lieber HC
Gudenus: ich wünsche Dir persönlich alles Gute, aber für mich ist die FPÖ die einzig wählbare Partei und jede Abspaltung bis jetzt ist in die Hosen gegangen - und das schreib dir bitte auch ins Stammbuch!" Strache war nicht allein für den FPÖ-Erfolg verantwortlich. Über seinen ehemaligen Freund