Affäre als SPÖ-Desaster

Kern kontert: "Die Kirche im Dorf lassen"

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Bundeskanzler Kern spielt in einem ÖSTERREICH-Telefonat die Affäre herunter.

Im ersten Schock nach der Verhaftung seines Wahlkampf-Beraters hat Bundeskanzler Christian Kern geschwiegen, jetzt ­meldet er sich in einem ­kurzen Telefonat mit ÖSTERREICH zu Wort. Kern betont, dass die „Affäre Silberstein“ keine Auswirkungen auf den SPÖ-Wahlkampf haben wird. Kern: „Man sollte die Kirche bitteschön im Dorf lassen – Herr Silberstein hat für uns Umfragen analysiert und Stimmungen beobachtet, das kann er exzellent. Aber er hat sicher nicht ­meine Wahlkampf-Strategie entwickelt, und schon gar nicht alleine – das mache immer noch ich.“

Nur Nebenrolle

Kern betont gegenüber ÖSTERREICH, dass er Silberstein von früheren SPÖ-Wahlkämpfen übernommen habe und der Berater „ganz sicher nur eine Nebenrolle im Wahlkampf-Team gespielt“ habe. „Für eine Schlüsselrolle wäre er schon rein zeitlich viel zu selten da gewesen.“

„Kein Wort Deutsch“

Auch der Slogan „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht“ sei sicher nicht von Silberstein. Kern: „Entschuldigen Sie, aber der Mann kann kein Wort Deutsch!“ In die aktive SPÖ-Kampagne sei Silberstein nie involviert gewesen.

Kern abschließend: „Die Sache ist unangenehm, keine Frage. Aber ich bin mir keiner Schuld bewusst, weil ich ja nicht jeden auswärtigen Berater in einem Wahlkampf einem Röntgen unterziehen kann.“

Silberstein wird ersetzt

Kern betont, der Wahlkampf der SPÖ werde nun auf Hochtouren anlaufen: „Silbersteins Rolle als Meinungsforscher wird sofort von einem exzellenten Mitarbeiter aus der SPÖ-Zentrale ersetzt. Unser Wahlkampf läuft jetzt ausgezeichnet, das Team arbeitet großartig – wir lassen uns von so einer Sache sicher nicht aus dem Tritt bringen. Alles ist auf Schiene.“

Heute startet Plakatwelle in ganz Österreich

Die Experten sehen das anders. Polit-Experte Thomas Hofer spricht von einem „Super-GAU“. Die Wahl gegen Sebastian Kurz könne die SPÖ jetzt ohnehin nur dann gewinnen, wenn der ÖVP-Chef ­Eigenfehler mache.

Dennoch ist man in der Partei übereingekommen, die Kampagne trotz des Desasters nicht zu ändern:

  • Plakate: Ab heute hängen Kerns „Holen Sie sich, was Ihnen zusteht“-Plakate in ganz Österreich. Anfang September folgt die zweite, Anfang Oktober dann die dritte Plakatwelle.

  • Auftritte: Am 23. August empfängt Kern Superstar Emmanuel Macron in Salzburg, da startet der Kern-­Intensiv-Wahlkampf. Gleichzeitig wird er seine Tour durchs Land mit coolen Fotos verstärken – und nach seinem ORF-Sommergespräch in die TV-Duelle einsteigen. Die sind – daran glauben die SPÖ-Strategen jetzt fest – Kerns letzte Chance, Kurz noch abzufangen.

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