Lindner-Deals

ORF ermittelt gegen Ex-Chefin

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ORF prüft Werbeaufträge von Lindner an deren Freund. Auch Rotes Kreuz sagt Adieu.

Kein Tag vergeht ohne neuen Wirbel um Monika Lindner. Die neue, wilde Abgeordnete ist seit Mittwoch auch ihren ehrenamtlichen Job beim Roten Kreuz los. Und: Der ORF, dort war Lindner von 2002 bis 2007 Generaldirektorin, prüft nun sogar sämtliche Werb eaufträge, die Lindner vergeben hatte. Aus gutem Grund:

  • Am Dienstag trennte sich die St. Anna Kinderkrebsforschung von Lindner. Dort war sie jahrelang ehrenamtlich im Vorstand tätig und soll während dieser Zeit Aufträge an die Werbeagentur ihres Lebensgefährten Günter Lebisch vermittelt haben.
  • Ähnliche Aufträge habe sie bereits in ihrer Zeit als Intendantin des Landesstudios Niederösterreich und als ORF-Generaldirektorin an Lebisch vergeben. ORF-General Alexander Wrabetz hat nun jedenfalls eine umfassende Prüfung aller Werbedeals in ihrer Zeit veranlasst (siehe Interview).

Werbedeals seit 1998 an ihren Freund vergeben
Die geschäftliche Verbindung zwischen ORF und Lebisch habe 1998 – durch Lindner – begonnen. Insgesamt sollen über zwei Millionen Euro vom ORF an Lebisch für Werbung geflossen sein.

Danach soll sie auch als neue Epamedia-Chefin ihrem Freund Aufträge übergeben haben.

Und: Auch für das Rote Kreuz soll der Werber und Lindner-Freund gearbeitet haben. Die beiden lassen sich derzeit in Wien-Penzing eine Villa bauen. Seine Werbeagentur verkauft Lebisch nun. Als Mandatarin wird Lindner kaum Millionen-Etats vergeben können.

ORF-Chef Wrabetz im Interview: "Naheverhältnis nicht bekannt"

ÖSTERREICH: Der Lebensgefährte von Monika Lindner soll auch viele Werbeaufträge vom ORF – während Lindners Amtszeit – erhalten haben. Wie viel Geld ist da geflossen?
Alexander Wrabetz: Das lassen wir jetzt prüfen. Ich habe die interne Revision damit beauftragt, alle Vergaben an Günter Lebisch bzw. an seine Agenturen aus dieser Zeit zu überprüfen.

ÖSTERREICH: Die ersten Werbeaufträge sollen bereits in Lindners Zeit als ORF-Intendantin in Niederösterreich an ihn vergeben worden sein?
Wrabetz: Deswegen prüfen wir den Zeitraum 1998 bis 2007. Wir werden das lückenlos und transparent aufklären. Wir haben als ORF ein großes Interesse daran.

ÖSTERREICH: Wurden diese Werbeaufträge an Lebisch eigentlich öffentlich ausgeschrieben?
Wrabetz: Seit ich Generaldirektor bin, wurden Vergaben von Werbeetats mittels branchenüblicher Screenings durchgeführt. Und seither, seit 2007, hat Herr Lebisch keine Aufträge mehr gekriegt.

ÖSTERREICH: Hatte sich im ORF denn niemand gefragt, wieso Lindners Lebensgefährte davor zum Zug kam?
Wrabetz: Ich weiß nicht, ob er damals schon ihr Lebensgefährte war. Mir war es jedenfalls nicht bekannt.

Interview: Isabelle Daniel

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