Inside-Report zum Debakel

Offene Fragen: Die Wahrheit über das SPÖ-Fiasko

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Empörung: Wann zählte wirklich wer neu aus, wann wurde Doskozil informiert und wer ist schuld am Debakel. Auch in der SPÖ ist der Ärger über Grubesa und Co groß. Was alles schief lief.

Wien. Bereits nach der Rede von Andreas Babler rechneten mehrere erfahrene Rote am Parteitag in Linz damit, dass dieser Erster werden würde. Dann wurde bekanntlich gegen 15.30 Uhr Hans Peter Doskozil – fälschlicherweise, wie nun feststeht – zum Sieger deklariert. Noch in Linz selbst verfolgten Rote den Tweet von ORF-Journalist Martin Thür, der über „eine fehlende Stimme“ rätselte.

Samstag: Warum wurden Nachfragen abgewehrt?

Die damalige Leiterin der SPÖ-Wahlkommission wehrt Nachfragen darüber „wirsch“ ab, berichten SPÖler. Sie sind aber auch verwundert, dass das Ergebnis „so rasch da war, sonst dauert das ewig“.

Auszählung: Wieso wurde nicht nachkontrolliert

Der Grund dafür: Die 19-köpfige Wahlkommission kontrollierte das Ergebnis nicht. Normalerweise würden bei einem knappen Ergebnis zwei Stappel nebeneinandergelegt und von allen neu ausgezählt. Dann werde das Ergebnis auch händisch aufgeschrieben. Das ist unterblieben. Stattdessen habe nur ein einziger Mitarbeiter alle Daten gehabt und in eine Excel-Tabelle eingetragen. Grubesa meint später, der Mitarbeiter habe die Stimmen dem Falschen zugerechnet.

Zeitpunkt: Wieso zählte Grubesa alleine nach?

Nach mehreren Nachfragen und Verdachtsmomenten aus Teilen der SPÖ – mehrere Mitglieder berichteten, dass in mehreren Boxen Babler geführt habe – unterrichteten Mitarbeiter Grubesa Montagfrüh, dass es Ungereimtheiten geben würde. Sie setzt sich in der Früh in Aussee ins Auto, ruft ihren Lebensgefährten Max Lercher und offenbar auch Hans Peter Doskozil an. Dieser sagt alle Termine ab. Löwelstraße-Mitarbeiter zählen die zuvor in Folien verpackten Stimmen nach.

Nach einer Stunde – gegen 11 Uhr – scheint klar, dass Babler und nicht Doskozil SP-Chef ist. Grubesa zählt nach ihrer Ankunft noch einmal alleine nach. Sie informiert weder die übrigen Mitglieder der Wahlkommission noch das SP-Präsidium, dafür aber Doskozil, dass er verloren habe. Am Dienstag tritt sie zurück. Ein Notar überprüft die Protokolle und Wahlzettel. Babler ist der Sieger. Der jetzt die Partei retten muss.

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