"Charakterlosigkeit"

Rendi in ZiB2 mit Frontal-Attacke gegen Kern und Doskozil

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SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die derzeit um den Parteivorsitz kämpft, findet keine freundlichen Worte über ihren einstigen Förderer Christian Kern. Der frühere SPÖ-Chef und Kanzler unterstützt ihren Widersacher Hans Peter Doskozil. 

Wien. In der "Presse am Sonntag" nach der Entfremdung von Kern gefragt, antwortet Rendi-Wagner: Dazu habe sie "eine abgeschlossene Meinung", nämlich "dass Charakterstärke und Standfestigkeit nicht zu seinen herausragendsten Eigenschaften zählen".

Einen "Vorwurf" wollte Rendi-Wagner darin in der "ZiB 2" Sonntagabend nicht sehen, vielmehr sei das "eine Beobachtung". Doskozil habe sich vor einigen Jahren "geweigert", Kinder aus dreckigen Flüchtlingslagern zu holen und habe den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán als verlässlichen Partner bezeichnet, Kern hingegen habe früher über Orbán geschimpft. Nun habe Kern offenbar eine "180-Grad-Wendung" vollzogen und unterstütze Doskozil, und das habe "doch nichts mit Standfestigkeit zu tun", es sei "wankelmütig und am Ende keine Charakterstärke", bekräftigte Rendi-Wagner. "Er steht nicht zu seiner europapolitischen Linie, zu seiner politischen Einstellung, sondern er ist da sehr flexibel und hat auch die Bereitschaft offenbar, binnen Tagen hier 180-Grad-Wendungen zu machen." Wenn sie Parteichefin bleibe, werde Kern auch in Zukunft keine aktive Rolle in der SPÖ mehr haben, betonte Rendi-Wagner.

Kern selbst wollte auf die Aussagen auf APA-Anfrage am Sonntagvormittag nicht eingehen. Und auch aus Doskozils Team hieß dazu zur APA lediglich: "Kein Kommentar. Solche Aussagen richten sich von selbst."

Im Wahlkampf um die aktuell laufende SPÖ-Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz hatten sich alle roten Alt-Kanzler - außer Kern - hinter Rendi-Wagner gestellt. Kern, der im Lager des burgenländischen Landeshauptmannes Doskozil verortet wurde, deklarierte sich schließlich vergangene Woche auch öffentlich und erklärte, dass die SPÖ seiner Meinung nach mit Doskozil die besten Chancen habe, Schwarz-Blau zu verhindern. Kern und Doskozil waren sich übrigens auch nicht immer grün, haben sich dann aber nach eigenen Angaben versöhnt.

Gelegenheit für intensiven roten Wahlkampf gibt es jedenfalls am morgigen Montag, wenn die SPÖ traditionellerweise den 1. Mai begeht. Rendi-Wagner wird am Wiener Rathausplatz sprechen, flankiert von ihrem stärksten Unterstützer, dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Doskozil bleibt am 1. Mai in seinem Heimatbundesland und wird in Kobersdorf im Mittelburgenland eine Festrede halten. Gleich mehrere Ansprachen in Niederösterreich plant der dritte Kandidat, Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler, nämlich in Krems, Traiskirchen und Gerasdorf.

Babler will am 1. Mai neben einer schrittweisen Verkürzung der Arbeitszeit auf 32 Stunden vor allem fordern, dass vorenthaltene Entgelte oder unbezahlte Überstunden von Unternehmen in doppelter Höhe nachbezahlt werden müssen, wie es in einer Aussendung am Sonntag hieß. Außerdem will Babler strengere Kontrollen und Strafen bei Lohn- und Sozialdumping, Unternehmen sollen dabei auch für ihre Subunternehmen haften müssen. Einmal mehr wünscht sich Babler auch Vermögenssteuern, denn: "Wir sind stinkreich, aber der größte Teil dieses Geldes liegt bei einigen Wenigen, die es gar nicht brauchen - in irgendeinem Briefkasten auf den Cayman Islands oder in Panama." Gegen Kinderarmut will Babler mit einer Kindergrundsicherung und einem warmen Mittagessen für jedes Kind vorgehen.

Rendi-Wagner sieht indes keine Notwendigkeit, inhaltlich etwas zu ändern: "Wir haben sehr gute Inhalte", bekräftigte sie in der "ZiB 2". Doch "alle diese Dinge kann ich mir auf den Hut stecken", wenn man es nicht schaffe, das geeint zu kommunizieren, beklagte sie einmal mehr "Querschüsse" seitens Doskozil. 

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