Trotz Halbfinal-Aus

Keine verkorkste Saison für die Caps

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Gerne wären die Capitals als Meister in ihre neue Halle eingezogen.

Trotz 3:0-Führung in der "best-of-seven"-Serie gegen die Black Wings Linz sind die Wiener zum fünften Mal in Folge im Halbfinale gescheitert. Obwohl das Ziel Finaleinzug verpasst wurde, wollte bei den Caps niemand von einer verkorksten Saison sprechen.

Ganz im Geneteil. "Wir hatten eine wunderbare Saison", sagte etwa Capitals-Präsident Hans Schmid, obwohl seine Mannschaft am Dienstag auch das entscheidende Spiel trotz 2:0-Führung mit 5:7 verloren hatte. "Wir hatten mehr Zuschauer als je zuvor, die Akzeptanz ist dramatisch größer geworden. Wir hatten noch keine Saison, wo die Sponsoren so früh zu uns gekommen sind", begründete Schmid seine Einschätzung.

Dass aber neuerlich das sportliche Ziel verfehlt wurde, obwohl Trainer Kevin Gaudet viele Wünsche erfüllt worden sind, ist dennoch bitter. "Schade, dass es kein schönes Ende war. Man darf das Glück nicht beleidigen", so der Clubpräsident, der damit die vorentscheidende fünfte Partie meinte, als die Capitals bei einer 4:1-Führung innerhalb von vier Minuten drei Treffer in Überzahl kassierten und noch verloren. "Sie wollten offenbar auf 10:1 spielen, dafür haben wir bezahlt", meinte Schmid.

Diese Partie war auch für Gaudet der Knackpunkt. "Vier Schüsse, vier Tore, das war ein Schock. Wir haben geglaubt, wir sind schon weiter", sagte der Trainer, der vom "besten Team vom Charakter her und arbeitsmäßig" sprach, das er je betreut hat. "Wir haben das nicht verdient, aber das Leben ist nicht fair, der Sport ist nicht fair", meinte Gaudet und nahm die Schuld auch auf sich, ohne konkreter sagen zu können, was er im Play-off hätte anders machen sollen.

Allerdings wurde vielerorts kritisiert, dass er während der Saison seine Leistungsträger zu intensiv eingesetzt hätte und diesen daher am Ende der langen Saison die Kraft ein bisschen gefehlt hätte. Viele Wien-Fans kritisierten zudem nicht nur erneut den im Schlussdrittel ausgetauschten Keeper Frederic Cassivi (während auf der Gegenseite Westlund mit rechts brillant hielt), sie sangen am Ende sogar "Kevin raus". Präsident Schmid blieb aber auch diesbezüglich gelassen. "Vor zwei Wochen gab es Rufe für den Trainer und für die Mannschaft. Das ist so im Sport. Gewinnst du, bist du oben, wenn du verlierst, bist du unten. Ich habe mir anerzogen, im Sieg bescheiden und in der Niederlage gelassen zu sein."

Caps-Stürmer Rafael Rotter gestand und erklärte: "Wir sind alle frustriert. Vielleicht waren einige Spieler nicht hundertprozentig da, hat einigen die Kraft gefehlt. Die Linzer waren sicher frische und haben disziplinierter und zielstrebiger gespielt", sagte der 20-Jährige, stellte sich aber trotz der Halbfinal-Pleite hinter die Mannschaft. "Wir sind eine Supertruppe!" Die Rufe der Fans könne er verstehen. "Sie sind natürlich auch frustriert. Damit muss man aber leben als Sportler."

Kritik an Cassivi ließ Rotter nicht gelten. "Bis auf die letzten zwei Spiele hat er super gehalten. Freddy war einer der besten Spieler in den Playoffs so wie in der Saison", sagte der quirlige Stürmer. Dass Linz durchwegs mit vier Linien gespielt habe, könne durchaus eine Rolle gespielt haben. "Da ist am Ende eben die Kraft da, das Spiel umzudrehen. Andererseits haben wir viele Routiniers, die immer alles geben. Am Ende ist es eher eine Kopfsache und eine Sache des Willens gewesen."

Bereits am Mittwoch standen die ersten Gespräche mit Spielern aber auch mit dem verlängerungswilligen Trainer Gaudet ("Ich gebe nicht auf, mein Ziel heißt Finale") zwecks möglicher Vertragsverlängerung auf dem Programm. Schmid will jedenfalls wieder vorne mitspielen und eine starke Mannschaft stellen. Immerhin soll auch die neue, größere Halle in Kagran gefüllt werden. Ob diese schon zu Saisonbeginn bezogen werden kann, ist der Plan, aber noch nicht fix. "Wir tun alles was geht", verspricht Schmid.

Wie es mit der Liga weiter geht, ist Gegenstand von Diskussionen. Die Präsidenten der beiden Kärntner Clubs Karl Nedwed (KAC) und Gilbert Isep (VSV) hatten sich vor zwei Wochen in einem Interview mit der "Kärntner Tageszeitung" für die Forcierung des Nachwuchs ausgesprochen und als "Worst-Case-Szenario" auch eine Liga ohne die beiden Top-Clubs Red Bull Salzburg und Vienna Capitals, dafür mit vier italienischen Vereinen, ins Spiel gebracht.

Dem kann Schmid nichts abgewinnen. "Sponsoren gewinnen wir nur mit attraktivem Eishockey. Es ist absurd, in die Vergangenheit zurückzukehren", betonte er. "Wenn die Liga so bleibt, ist das okay."

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