Mayrleb-Reaktion

"Bin am Boden zerstört"

Teilen

Im Interview mit ÖSTERREICH nimmt Christian Mayrleb zu den Dopingvorwürfen Stellung.

ÖSTERREICH: Herr Mayrleb, was sagen Sie zur positiven Dopingprobe?
Christian Mayrleb: Ich bin am Boden zerstört. Ich habe in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kein Auge zugemacht, bin die ganze Zeit in unserem Haus herumgelaufen und habe überlegt, was da eigentlich abläuft. Ich verstehe das Ganze nicht, ich bin schuldlos. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie was Verbotenes zu mir genommen.

ÖSTERREICH: Das Medikament, das Sie gegen Bluthochdruck einnehmen, steht auf der Dopingliste. Hat Ihnen das niemand gesagt?
Mayrleb: Nein, ich leide seit langem an Bluthochdruck. Das Medikament Hypren, das ich früher eingenommen habe, hat auf einmal nicht mehr angesprochen. Das war gerade in der Zeit, als ich bei Red Bull Salzburg gespielt habe.

ÖSTERREICH: Und was haben Sie gemacht?
Mayrleb: Ich bin gleich zum Internisten des Vereins gegangen, zu einem Herrn Dr. Gruber. Der hat mir dann ein neues Medikament verschrieben. Das heißt CoDiovan forte. Das hat mir auch sofort geholfen.

ÖSTERREICH: Und der behandelnde Arzt in Salzburg hat Ihnen nicht gesagt, dass das Medikament auf der Dopingliste steht?
Mayrleb: Nein, er hat das mit keinem Wort erwähnt. Er hat gesagt, dass ich dieses CoDiovan forte bedenkenlos verwenden kann. Ich habe extra noch einmal nachgefragt. Ich habe mich aufden Salzburger Arzt verlassen. Ich als Fußballer habe ja keine Ahnung, was ich zu mir nehmen darf und was nicht. Es ist wirklich unglaublich.

ÖSTERREICH: Haben Sie nie mit Pasching-Klubarzt Johann Aigelsdorfer über das Medikament gesprochen?
Mayrleb: Doch, er hat auch ein paar Mal nachgefragt, ob das Mittel eh in Ordnung ist. Aber ich habe ihm gesagt: Doc, keine Angst, das hat mir ein Arzt von Red Bull Salzburg verschrieben, der ist Internist, der muss es ja wissen.

ÖSTERREICH: Und wie hat Aigelsdorfer darauf reagiert?
Mayrleb: Er hat es dabei belassen. Ist auch verständlich. Warum sollte man dem Vereinsarzt von Salzburg nicht vertrauen können?

ÖSTERREICH: Sie sind in Ihrer Karriere schon öfters auf Doping getestet worden. Es hat noch nie was gegeben.
Mayrleb: Richtig, anscheinend ist das frühere Medikament Hypren nicht auf der Dopingliste gestanden. Das neue Mittel Codiosan Forte aber schon. Ich nehme es ja erst seit einem Jahr. Dazwischen habe ich keine Dopingprobe abgeben müssen. Erst jetzt am 6. November waren die Fahnder in Pasching. Und diese Probe ist jetzt positiv.

ÖSTERREICH: Waren Sie beim Training?
Mayrleb: Ja. Soll ich mich den ganzen Tag verstecken? Ich habe nichts verbrochen. Auch wenn sich viele Leute was anderes denken werden.

ÖSTERREICH: Gegen Sturm Graz sind Sie aber nicht im Kader, oder?
Mayrleb: Nein, ich könnte in dieser blöden Situation gar nicht spielen. Ich habe den Kopf nicht frei. Aber meine Mannschaftskollegen werden auf dem Rasen für mich spielen. Die stehen alle hinter mir.

ÖSTERREICH: Was sagt Ihre Frau zu dieser Geschichte?
Mayrleb: Die ist genauso fertig wie ich. Sie weiß auch nicht, wie sie mit der Sache umgehen soll. Aber ich bin froh, dass ich meine Familie bei mir habe. Ohne meine Familie könnte ich das nicht durchstehen.

ÖSTERREICH: Rechnen Sie mit einer Sperre?
Mayrleb: Ich weiß momentan gar nichts. Ich nehme das Medikament nicht aus Spaß, ich brauche ein Mittel gegen Bluthochdruck. Sonst könnte ich das Fußballspielen vergessen. Ich hoffe, die zuständigen Herren sehen ein, dass ich schuldlos bin.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst um Ihre Karriere?
Mayrleb: Sicher habe ich ein total ungutes Gefühl. Warum muss so was ausgerechnet mir passieren? Auch in der Öffentlichkeit bleibt immer was hängen, das tut weh. Die Leute unterscheiden nicht, die hören das Wort Doping und den Namen Mayrleb – damit hat es sich. Ich bin nur froh, dass der Verein hinter mir steht.

ÖSTERREICH: Im Nachhinein gesehen war es also ein schwerer Fehler, dem Klubarzt von Salzburg zu vertrauen.
Mayrleb: So kann man es sagen. Ich habe mich voll auf ihn verlassen. Und jetzt sitze ich hier in der Sch...

ÖSTERREICH: Wenn Sie tatsächlich länger gesperrt werden, ist Ihre Karriere zu Ende.
Mayrleb: Daran will ich gar nicht denken. Ich bin doch unschuldig. Glauben sie mir, ich werde um meine Karriere kämpfen.

Interview: Michael Petermair/ÖSTERREICH

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.